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Feedback jeder Art egal wer's war

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  • Joshua Coan
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    Antworten
  • 803
    Aufrufe
meine Mutter 
wusste nicht
wer mein
Vater war
sie war
Prostituierte
in einer
kleinen Hafenbar
 
dort trank
sie Sekt
und Korn
und manchmal
sang sie Lieder
zum Akkordeon 
im engen
Baumwollmieder
 
und wenn sie dann
nach Hause kam
meistens so um
halb vier vier
konnte ich sie
manchmal hören
leise weinen
neben mir
 
oft tat ich so
als ob ich schliefe
dann legte sie 
den Arm um mich
und flüsterte
egal wer's war
du bist mein Stern
ich liebe dich 
 
eines Morgens 
kam sie nicht
nach Hause und
ich blieb allein 
ihr Herz hat
aufgehört zu schlagen
so kam ich in
ein Kinderheim
 
heut fahr ich selbst
auf hohe See
als einsamer
Matrose
und spring 
in jeder Hafenbar
aus meiner
Seemannshose
 
vielleicht bin ich
auch so ein Vater
wie meiner den
ich niemals sah
und irgendwo
weint eine Dirne
in meines schlafend
Kindes Haar
 
 
 
 
Hallo Skalde,
 
keine leichte Kost..
wirft in mir auch die Frage auf, die mich so häufig gegen Wände laufen lässt - setzen sich Muster tatsächlich so leicht fort? Kann das sein? In vielen Fällen zeigt die Wirklichkeit: JA.
Und doch ist es ein seltsames Paradox. Gerade Kinder die unter Verhaltensweisen der Eltern leiden, spüren das sehr deutlich und verinnerlichen für sich oft: so möchte ich nie sein. Und werden dann so ähnlich dem, dem sie sich abwenden wollten.
In deinem Gedicht steckt mE das Potenzial, eine ganze Geschichte daraus zu schreiben. 
 
Ist die Doppelung von "vier" hier Absicht?
 
Liebe Grüße Lichtsammlerin
 
Sehr beeindruckend lieber Skalde und berührend erzählt. Ich denke nicht, dass ein jeder so werden muss, wie sein Erzeuger war. Bin noch ganz benommen vom Lesen. 
 
Lieben Gruß Darkjuls
 
Mein "wow", das ich bereits platzierte, will ich nochmal schriftlich bestätigen. Losgelöst vom Inhalt, den ich fesselnd, berührend, traurig, aber vielleicht auch ein wenig augenzwinkernd sehe, bewundere ich deine Fähigkeit, mit sehr wenigen Worten und kurzen Versen einen so großen Baldachin des Gefühls aufzuspannen. Bin echt begeistert!
 
Hallo Skalde,
 
das ist ein sehr starkes Gedicht und ich ringe mit den Tränen. Es wäre schön, wenn du auf die Fragen von @Lichtsammlerin eingehen würdest, da ich nämlich ähnliche Gedanken hatte und somit wären diese auch für mich beantwortet.
Zum einen:
wirft in mir auch die Frage auf, die mich so häufig gegen Wände laufen lässt - setzen sich Muster tatsächlich so leicht fort? Kann das sein?
Und zum anderen:
Ist die Doppelung von "vier" hier Absicht?
 
Lieben Nachtgruß, Letreo
 
Solche realistischen Gedichte liebe ich, Skalde.
 
Du zeigst Menschen, die unter Bedingungen leben, die Menschlichkeit schnell aufbrauchen, Opfer zu Tätern machen, Menschen, deren Liebe, wo sie noch atmet, dadurch doppelt wertvoll erscheint.
 
Sehr gern gelesen.
Grüße von gummibaum
 
Hallo @Letreo71
Ich denke schon, dass es z.B. etliche Kinder von Alkoholikern gibt, die sich schwören, niemals so zu werden und es später dann doch tun.
Auch kenne ich eine Frau, die ihren, über alles geliebten Vater dafür hasste, dass er ihrer Mutter fremdging und sie es selbst, in der Reha, nicht geschafft hat, ihrem Ehemann treu zu bleiben.
Davon gibt es mit Sicherheit auch etliche Beispiele.
Das ist natürlich nicht die Regel.
 
Da ich keine Satzzeichen setze, ist die Frage, ob die Doppelung vier vier gewollt ist, durchaus berechtigt.
Sorry, hier nochmal an @Lichtsammlerin.
Ich habe vergessen, darauf zu antworten.
Ja, sie ist gewollt..."meistens so um halb vier, vier"
Ganz lieben Dank für Deine mitfühlenden Gedanken.
 
LG Skalde 
 
 
Hallo @gummibaum
Vielen, lieben Dank für Deine anerkennenden Worte.
 
LG Skalde 
 
 
...auch vielen Dank für Dein Like, @Sonja Pistracher
 

Joshua Coans Themen
Hallo Skalde! 
 
Also ich habe, glaube ich, keine Kinder. Kann diese Situationen aber sehr gut verstehen... mehr als mir lieb ist. 
Man kann auch ohne Vater aufwachsen. Es kommt eben auf die richtigen Vorbilder an. Und manche Kinder wären ohne den leiblichen Vater besser dran.
 
PS: Den weinenden Smiley finde ich irgendwie dämlich. Das drückt für MICH eher aus, dass das Gedicht zum weinen ist. Ich finde es aber sehr schön geschrieben und habe es gerne gelesen, auch wenn der Inhalt eher düster und traurig ist. 
 
Ahoi Seemann! Mein Schiff ruft, ich muss mich beeilen!
LG
 
@Joshua Coan
Da hast Du sicherlich Recht, JC.
Man merkt es Menschen nicht an, wenn sie nur mit einem Elternteil (meistens der Mutter) aufwuchsen...erst, wenn man sie näher kennenlernt, erfährt man vielleicht, was ihnen im Leben so gefehlt hat.
Dass manche Kinder ohne ihren leiblichen Vater besser dran wären, finde ich auch interessant, da es meistens die Männer sind, die aus der Art schlagen. Vielleicht liegt es daran, dass manche Kinder vom Vater nicht gewollt waren und die Mutter einfach die Pille weggelassen hat (wie die Freundin meiner Frau), oder dass die geliebte Ehefrau zu sehr in der Mutterrolle aufgeht und der Ehemann/Freund nur noch die zweite Geige spielt. Manche können das nicht verkraften und lassen es dann am Kind aus.
Natürlich gibt es auch schlechte Mütter, doch von ihnen hört man weniger.
 
Tausend Dank schicke ich Dir auf Deine Schifffahrt durch die Nacht.
 
LG Skalde 
 
  • Joshua Coan
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