Moin Ilona,
was für eine herrliche Geschichte über die Eigensinnigkeit unserer liebsten Schnurrpfoten.
Ich finde es sehr konsequent, dass diesen hiermit nun ein Klinggedicht gewidmet wird.
Sonette gehen immer, da freue ich mich^^
Ein paar Punkte habe ich noch anzumerken:
Beim Reimschema weichsts du vom üblichen doppelten ABBA für die Quartette ab. Während der mittlere Reim des 2. Quartetts den des ersten aufgreift, ist der umarmende Reim hier ein anderer.
Das ist also eine Mischung aus dem Standard und der "vereinfachten" Form, in der das zweite Quartett gänzlich neue Reime nutzt.
Das wird eine bewusste Entscheidung gewesen sein, womöglich um den Verrat zu unterstreichen. Der Bruch des Reimschemas spiegelt hier den emotionalen Bruch des lyrischen Ichs mit dem Kater!
Süßes Detail, wenn das deine Idee war^^
Unterstrichen wird das auf jeden Fall auch durch die Spiegelung von Liebesmüh und liebestoll, jeweils in Vers eins der Quartette, die sich inhaltlich gegensätzlich verhalten. Auch das Detail gefällt mir.
Metrisch nutzt du den 6-hebigen Jambus, teils mit weiblichen Kadenzen.
Finde ich gut, das bringt eine schöne Schwere und Dramatik in dieses ironisch-tragische Stück 😄
An dieser Stelle wackelt das Metrum allerdings, ich bin dort auch inhaltlich bzw. sprachlich hängen geblieben:
Und hinterher leg' ich nach ihr mich auf die Lauer
xXxXXxxXxXxXx
In seiner natürlichen Betonung ist "leg" stärker als "ich".
Ich fand auch das "nach ihr" ungewöhnlich. Legt man sich nach jemanden auf die Lauer? Nicht eher für jemanden?
Zusammen mit der metrischen Ungenauigkeit würde ich hier vielleicht nochmal etwas bügeln.
Vorschlag:
dann lege ich mich auch für sie noch auf die Lauer.
Inhaltlich ein Fragezeichen hatte ich auch am Anfang:
Gab Gott mir nicht zum Schutz zwei Augen und zehn Krallen?
Hier war ich zunächst auf falscher Fährte, da dieser Vers impliziert hat, das lyrische Ich sei eine Katze mit zwei Augen und zehn Krallen. Gemeint ist hier aber ja eher, dass die Augen und Krallen des Katers dem lyrischen Ich als Schutz dienen = der Kater beim lyrischen Ich sein sollte, um es zu beschützen.
Da ich wenig religiös bin finde ich persönlich die Erwähnung von Gott hier auch inhaltlich nicht so sinnvoll, ich verstehe aber, dass es im Sinne eines Ausrufs, einer Floskel so genutzt werden könnte.
Ich mache dennoch mal einen
Vorschlag, der den Vers für mich eindeutiger und weniger gottgefällig macht:
Hast du nicht mir zum Schutz zwei Augen und 10 Krallen?
Oder - um es metrisch etwas solider zu machen und vllt auch die Empörung als Aussage zu verstärken:
Du hast doch mir zum Schutz zwei Augen und 10 Krallen!
Zwei sprachliche Punkt noch, dann sind wir durch:
Welch schändlicher Betrug!, empörte sich mein Groll.
Kann sich der Groll empören? Das lyrische Ich empört sich, und vielleicht brodelt/weint/schäumt es vor Groll. Aber den Groll hier so zu personifizieren klingt für mich komisch.
Daher mein
Vorschlag:
Welch schändlicher Betrug! Ich brenne noch vor Groll. / Welch schändlicher Betrug! So brennt in mir der Groll.
Und leugne ja nichts ab, sonst werd' ich richtig sauer
Hier nur ganz persönlich:
"ableugnen" ist recht veraltet und gehoben - das kommt fast wie ein Fehler rüber. Ich würde daher wahrscheinlich einfach auf Nummer sicher gehen und "abstreiten" nutzen. Das "streiten" unterstützt dabei ja auch die Hitze des Gefechts an der Stelle noch ganz nett^^
Deine Wortneuschöpfung "Schmachtblickaugen" ist ganz wunderbar, man kann sie sich förmlich vorstellen, und ebenso, wenn auch unbeschrieben, die finstren Missgunstblicke des lyrischen Ichs^^
Gern gelesen,
LG Dali Lama