Der Morgen graute und der alte Joshua erhob sich mit knackenden Knochen und Gestöhne. Er richtete sich den langen weißen Vollbart und versuchte mehrmals aufzustehen. Alle guten Dinge sind drei und so schaffte er es endlich. Die ersten Pillen des Tages warteten auf dem Nachttisch. Lecker, Chemie. Mit dem älter werden hatte er eine Vorliebe für alles bittere entwickelt. Seine Pupillen erweiterten sich obwohl es draußen immer heller wurde.
Mit Schwindel beim Kacken fingen die Wände vor ihm an zu schwanken. Alles waberte wie ein Wackelpudding. Dreißig Minuten Später war das Geschäft erledigt und er stand von der Schüssel auf… nach dem dritten Versuch. Plötzlich ein Kichern. „Hm?“ Es kam aus dem Klo. Kichernde Piepsstimmen. Eine alberne Flötenmelodie ertönte aus dem Nichts. Kleine braune Männchen mit weißen Mützen hüpften über den Toilettenrand und sprangen im ganzen Bad umher. Der alte Joshua folgte mit müden Augen. Die Flötenmelodie hielt an. So fragte er:
„Sagt mal wo kommt ihr denn her?“
„Aus deinem Poloch bitte sehr!“, gaben die kleinen braunen Männchen im Choir als Antwort.
„Warum seid ihr alle so braun?“
„Weil wir Nazi-Pornos schaun.“
„Hä? Ach so… die Ilsa?“
Dann am Küchentisch mit Haferbrei sitzend, der ihm vom Löffel tropfte, während er mit offenem Mund verharrte und den Löffel anstarrte, hüpften die kleinen Braunis munter lachend in der Küche umher und hinterließen Geschmiere. Einer klatschte auf der Fensterscheibe auf. Der alte Joshua löffelte den Brei mit großen Pupillen in sich hinein. Schließlich plumpste ein Brauni in den Brei. Marschtrommeln stimmten ein Lied ein. Der kleine Brauni vor ihm in der Schüssel salutierte. Der alte Joshua salutierte zurück.
„Rechts Zwo drei Vier… auf der Heide blüht ein kleines Blümelein…“, sangen die Braunis militärisch Synchron. Der alte Joshua wollte mit: „Erika!“ einstimmen, jedoch überraschten die Braunis mit:
„Kackilein!“
„Oh! So hat mir mein Opa das damals aber nicht vorgesungen…“
„Heiß von hundert tausend kleinen Fliegelein…. Wird umschwärmt…“
Später hockte der alte Joshua mit einer Flasche Vodka im Unterhemd auf dem Sofa und starrte bunte Löcher in die atmenden Wände. Die Braunis hüpften auch hier munter herum. In der offenen Tür erschien ein mimikgelähmter Schlagerstar mit Schmalzlocken und Mikrofon in der Hand.
„Was zum… was willst du denn hier?“
„Ich möchte mit dir kacken mein Freund. Braun, Braun, Braun, so sind die Haseln. Haselnüsse mach ich dir zum Geschenk. Und wenn du diesen Gruß dann machst, und aus tiefsten Herzen lachst, ja dann lach ich mit dir.“
„Mir ist schlecht.“, der alte Joshua übergab sich auf den Teppich. Nach dem dritten Versuch schaffte er es auch taumelnd auf vom Sofa und torkelte, an einem SS-Obersturmführer in Uniform und mit Monokel, Richtung Bad vorbei. Er kam jedoch nicht weit und stolperte über den Staubsauger. Stöhnend vor Schmerz hob er den Kopf und sah einen weiteren Nazi mit herunter gelassenen Hosen, Zeitunglesend auf seiner Schüssel sitzen.
„Verdammt… wo kommen die ganzen Nazis her?“
Er rappelte sich auf und klatschte von Wand zu Wand in den Flur bis zur Wohnungstür. Rülpsend riss er sie auf und stand im Unterhemd und Unterhose mit einer Flasche Vodka, immer noch fest in der Hand, im kalten dunklen Flur. Im Zwielicht erschien schließlich der Führer höchst persönlich mit seiner Leibwache und spazierte die Treppen zu ihm rauf. Schreiend knallte er die Tür zu und sprang ins Schlafzimmer. Unter der Bettdecke zitternd wartete er was passieren würde. Derweil speisten die uniformierten Herrenmenschen Geschirrklappernd in der Küche. Stunden vergingen. Endlich traute sich der alte Joshua hervor, bewaffnet mit einem Pümpel und der Decke, unter die er zur Tarnung schlüpfen wollte, schlich er in den Flur. Keiner war mehr da. Selbst die Braunis waren weg. Im Wohnzimmer lief der Fernseher mit einer Schlagersendung. Er rümpfte die Nase. „Was stinkt hier so?“
Im Bad drückte er endlich die Spülung, die er vergessen hatte, knallte die Klobrille zu und kippte das Fenster. Dann hockte er sich auf die Schüssel und legte den Pümpel neben sich, die Decke lag vor ihm auf dem Boden. Die Pupillen waren wieder normal, die Wände regungslos.
„Jeden Tag das gleiche.“