Carolus
Autor
Wintermorgen im Schwarzwald
Weither aus tiefblauem All,
gemächlich zum Horizont,
dann immer höher
die Scheibe, gefüllt
mit glühend rotem Licht.
Unter mir, abgestuft im Grau
der Nebelstufen,
Schattenland mit Lücken.
Vereinzelt bereifte
Wege und Höfe in Sicht.
Auf Gesicht und Händen
erste Wärme.
Stehe, staune, höre.
Ringsherum Gefrorenes taut,
ächzt, knackst, bricht laut,
als wollte es sich von der Eiseskälte
einer langen Nacht befreien.
Tropfen ohne Laut
auf die Erde fallen,
Erstarrte Gräser erstaunt
vom Frühling träumen.
Vereinzelt Vögel.
Hier und da ihre Stimmen
aus zerzaustem Wald.
Sonnenstrahlen durch weiße Schleier,
durchblinken gläsernes Eis auf Zweigen.
Alles will allmählich sich erheben, lösen
und entfalten. Andächtig stehe ich,
verharre still, schau zum Himmel auf,
möchte beten, möchte danken
für einen Wintermorgen ohnegleichen.
Aufgewärmt troll ich mich
kaffeedurstig hin zur Grinde-Hütte.
Bei allem Glück ein leises Weh:
Mir fehlt der Schnee,
das allerschönste Winterwunder.