Carolus
Autor
Erwachen einer Blüte
Noch weiß sie nicht,
wie ihr geschieht.
Sie scheint bei sich zu sein,
betört von ihrem Traum
aus sonnenhellen Bildern,
die sie gefüllt mit ihren Fantasien
vom Leben in einem Raum der Freiheit
auf unbegrenzte Zeit.
Dort würde sie sich tanzend
in einem Kleid aus weißen Blütenblättern
jubelnd um die eigne Achse drehen,
bewundert und geachtet
von Ihresgleichen.
Noch ahnt sie nicht, wie mühevoll
das Unterfangen, aus sicherem Schoß
in eine unbekannte Freiheit zu gelangen,
wo Klauen aus Frost, stürmende Winde,
hungrige Vogelschnäbel und andres drohen.
Sie weiß noch nichts von jenem
Hochgefühl, sobald hingebend
ein Liebender ihr neues Leben schenkt.
Fest entschlossen versucht sie sie,
die schützende Knospenhülle
zu dehnen, zu strecken,
bis sie nachgibt und sich öffnet,
denn mit jedem wärmenden Tag
wächst in ihr die Lust auf ein erregendes Erleben
von Frühlingsgefühlen ihrer erwachten Seele.
(„Carolus“ in „poeten.de“ 05.03.2025)