Ach Nils.
Schön, dass du eines der drängendsten Probleme unserer Zeit mit deinem Schreiben angreifst.
Schade, dass eher mit reflexartiger Ablehnung auf solche Versuche reagiert wird.
Ich wünschte dir / mir / uns, dass sich häufiger Lesende zu Wort melden, die so was äußern, wie:
"Wichtiges Thema, mutiger Versuch, ..., aber lass uns mal schauen, wie ein besserer Text daraus wird."
Denn ich empfinde deinen Text als sehr schnell zusammengeschrieben, ohne viel Arbeit und Erfahrung
mit literarischem / lyrischem Schreiben.
Also auf
- Rechtschreibung (oft das Einfachste)
- innere Logik von verwendeten Wörtern und Formulierungen
- den oder die Gedankenbögen
- Rhythmus, Melodik, Musikalität
achten.
Am störendsten fiel mir gleich das falsche "Spuck" auf. Und ich weiß nicht, warum hier kaum jemand den Mut hat,
einem / einer Schreibenden solche Fehler offen und ehrlich zu sagen. Dieses Verhalten fand ich schon immer
"unter aller Sau". Das was du meinst, ist Spuk / spuken - also wenn etwas mit (bösen) Geistern zu tun hat.
Mit ck geschrieben, ist man im Bereich der Spucke, des Spuckens - zum Beispiel Kirschkernweitspucken.
Oder wenn sich wütende Kinder gegenseitig anspucken.
Aber schon das allererste Wort deines Gedichts hat mich grübeln lassen, die Überschrift bzw. der Titel.
Warum "Faschist" und nicht "Faschisten"? Das erklärt sich mir auch nach mehrmaligem Lesen nicht. Du kritisierst
doch eine ganze Menge von Menschen, warum engst du das dann im Titel ein?
Darunter würde ich, einer angenehmeren Form halber, eine Leerzeile setzen.
Die Idee, ein paar nichtdeutsche Nachbarvölker aufzuzählen, mit denen du gern freundschaftliche Beziehungen
pflegst, finde ich sehr gut. Und weil das etwas ist, das vielen von uns Gedichte-Lesenden gut eingeht, ist der
Teil eigentlich geeignet, ihn "schöner" zu machen. Die Formulierungen noch bewusster zu setzen, vielfältiger
zu gestalten. Warum nur an Party denken, wenn man sich die Nachbarn vor Augen führt? Vielleicht würdest du
gern mit Schweden Segelschiffe bauen oder dich in Norwegen verlieben oder bei rumänischen Schäfern
den Winter verleben - da ist so viel Raum für Fantasie und Frieden und aufregendes Leben und Sehnsucht.
Die Zeile mit den zollpflichtigen Vögeln würde ich streichen oder stark verändert einbauen. Jetzt wirkt sie auf
mich wie ein Fremdkörper. Ich weiß zwar, was du meinst, aber es bereichert dein Gedicht auf diese Art nicht.
Es ist, als würde man einem bestimmten Gericht (einem Essen) eine Zutat beigeben, die nicht passt.
Insgesamt haben die einzelnen Gedanken im Gedicht zwar einen thematischen Zusammenhang, aber das
Aneinanderfügen wirkt sehr beliebig. Der rote Faden ist brüchig und hält meiner Erwartung nach gespanntem
Mitdenken nicht stand.
Aber wie gesagt: Alles was du sagst, hat seine Berechtigung, es könnte nur besser gestaltet werden.
Liebe Grüße
aus dem Vogelflug