Liebe Leute,
ich gebe zu, dass auch ich sofort an die "zehn kleinen Negerlein" denken musste ( ! ),
das Problem ist aber, dass der Begriff "Neger" für die so genannte Bevölkerungsschicht
derart negativ besetzt ist, dass man furchtbar aufpassen muss,
vor allem als "Weißer", und ihn besser nicht benutzt,
wobei der an sich harmlos gedachte Abzählreim auch unters Tabu fällt !
Und genau dewegen hatte ich mir erstmal "verboten", hier überhaupt einen Kommentar zu schreiben.
Nun hat sich die liebe Schreibfee in genau diese Nesseln gesetzt...
und sitzt immer noch drin,
denn es geziemt sich auch nicht, den alten Abzählreim noch zu benutzen
( oder zu rezitieren ).
Wieso ?
Ich hab das Wörtchen vor vielen Jahren ( 1989 ) ohne jegliche herabwürdigende Absicht
mal einem dunkelhäutigen Arbeitskollegen gegenüber in den Mund genommen, der dann ausrastete.
Er klärte mich, nachdem ich ihn beruhigt hatte, darüber auf, dass man "Schwarze" sagt,
weil das Wort "Neger" für seinesgleichen eine beleidigende Herabwürdigung darstellt.
Er machte mir eindringlich klar, dass dies auch für Kunstwerke gilt,
denn die sind - aus Sicht der Opfer - durch rassistisches Gedankengut beeinflusst.
Ein Kinderreim wie dieser dient dann, dieser Sichtweise folgend, auch zur
subtilen, frühzeitigen Manipulierung der Kinder - und damit zum Weiterleiten rassistischen Gedankenguts/Verhaltens
an die künftige Generation, für die sowas "normal" und damit selbstverständlich sein soll !
Mein Kollege riet mir, die Biografie von Miles Davis zu lesen,
um besser zu begreifen, was Rassismus auch heute bedeutet
( habe ich übrigens ein paar Jahre später auch getan,
es handelt sich dabei um eine in vielerlei Hinsicht sehr harte aber lohnenswerte Lektüre ).
Dann habe ich selbstverständlich, um niemanden zu beleidigen, Jahrelang "Schwarze" gesagt,
bis mich nun wiederum bei einem Einkauf ein Afro-Amerikaner darüber aufklärte.
dass es "Farbige" heißt und "Schwarze" bereits rassistisch besetzt sei.
Ich will mich hier über niemanden lustig machen, schließlich ist es eine Erblast
des weißen Rassismus, die alle Weißen tragen müssen,
aber da sich vor kurzem sogar jemand bei mir beschwerte,
weil ich "Farbige" gesagt habe,
benutze ich nun - ratlos geworden -
auch schon mal
den in meinen Ohren überheblich klingenden
Ausdruck "maximal Pigmentierte"
und "warte" dabei insgeheim darauf,
dass wir irgendwann wieder beim Wörtchen "Neger" landen.
Will sagen:
Worte können negativ besetzt sein und dadurch zum Tabu werden,
schlecht oder per se rassistisch sind sie aber nicht.
Ich hab mal gesagt: "Es gibt keine schlechten Worte, nur böse Gedanken".
Das ist letztlich meine tiefste Überzeugung, aber trotzdem benutze ich nicht alle Worte.
Ich hoffe, dass die Wunden, die wir Menschen einander zufügen,
eines Tages alle heilen mögen,
solange das nicht so ist,
müssen wir mit der Sprache tatsächlich sehr vorsichtig sein...
aaaaber: da ich selber keine bösen Gedanken hege und meine, die Liane
gut genug zu kennen, lege ich hiermit meine Hand für sie ins Feuer:
Ganz sicher hat sie all dies in kindlicher Undschuld getan !
Und das Schlimmste, was wir tun könnten,
ist nun ausgerechnet diese Unschuld anklagen,
weil sie eigentlich genau der Zustand ist,
zu dem wir im Idealfall eines Tages wieder zurückkehren.
Zum Gedicht:
Ja, auch mir ist es eindeutig zu kurz.
Ich hätte doch gerne mehr erfahren,
um zu verstehen, was hier genau passierte
und warum.
Dass im "Kick-Boxen" für die fünf Protagonisten ein Akt der Befreiung liegt,
leuchtet mir ein,
aber der Konkurrenzkampf, das Kräftemessen...
ist doch auch eine Quelle des Drucks
und damit der Einengung.
Wodurch also genau fühlen sie sich frei -
und was hat sie vorher beschränkt,
was ist es, dem sie durch den Sport "entkommen" ?
Ja, und warum sind es fünf ?
Kannten die sich schon vorher ?
Haben sie sich beim Kick-Boxen kennengelernt ?
Kennen sie sich überhaupt ?
Naja.
Man muss in einem Gedicht ja nicht alles sagen,
aber hier ist's mir eindeutig zu wenig...
LG
Rupert