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Generationen...

  • Schmuddelkind
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Vater sprach immer
von der hohen Politik
Er beschäftige sich nur
mit wichtigen Dingen
Da kommt man als Sohn
leicht zum Dadaismus.
 
Das Tüpfelchen auf dem i
in einem Wort einem Satz
auf einer Seite eines Buches
in der Schultasche eines Schülers
der auf der Straße geht
in einer Stadt einem Land
auf dieser Erde dieser Welt
- das meine ich.​
 
Hallo Mensch der Vergangenheit,
 
ich spreche zu dir aus der Zukunft, weil unsere Technologie mir dein Gedicht empfohlen hat - warum, konnte sie mir nicht sagen; die Wege der KI sind unergründlich. Ich weiß nicht, ob meine Worte bis ins Jahr 2012 zurückdringen können, aber ich wollte dein interessantes Gedicht dennoch kommentieren, weil es mich sehr anspricht und weil ich wegen der Pandemie (frag lieber nicht! Aber ein Tipp: Investiere dein Geld in Klopapier! Das könnte dich im Jahre 2020 reich machen. Zoom-Aktien wären auch eine Option, sobald sie erhältlich sind) ohnehin fast nur zuhause bin.
 
Du thematisierst einen (auch im Jahre 2021) gemeinhin bekannten Vater-Sohn-Konflikt in originellen Worten, lieber Wolfgang. Pointiert dabei ist die Verwendung des Adjektivs "wichtig" im vierten Vers der ersten Strophe. Was ist wichtig? Das liegt natürlich im Auge des Betrachters, aber wenn ein Vater (und so sticht es zwischen den Zeilen hervor) einem Sohn seine Maßstäbe von Wichtigkeit als die allgemeingültige Messlatte vorlegt und man selbst nicht das vom Vater gewünschte Interesse an diesen "wichtigen" Dingen aufbringen kann, kommt man wohl zum Schluss, dass die eigenen Interessen unwichtig seien.
 
Das ändert freilich nichts daran, dass man sich für diese Dinge interessiert. Interesse kann man ja nicht planen oder steuern. Es bildet sich doch von innen heraus und so beschäftigen wir uns hier alle mit der unwichtigen und höchst überflüssigen Poesie - mit viel Leidenschaft und vielleicht in manchen Fällen auch mit Schuldgefühlen, weil wir doch unsere Zeit mit Nichtigkeiten verschwenden. Jedenfalls: Wenn man also schon dazu übergeht, sich mit vermeintlich unwichtigen Dingen zu beschäftigen, öffnet es Tür und Tor für Weltsichten, die der Bedeutung selbst keine Bedeutung mehr beimessen - so könnte man zum Nihilismus finden; dein LI gelangt hier zum Dadaismus.
 
Und klar - das ist nur konsequent. Wenn per definitionem ohnehin unwichtig ist, was ich tue, kann es mir auch völlig egal sein, was wichtig und was unwichtig ist und am Ende hat die Strenge des Vaters genau das Gegenteil der ursprünglichen Absicht erreicht. Das ist so oft das Schicksal von Vater-Sohn-Beziehungen. Lustigerweise werden diese Väter dann oft die lockersten und coolsten Großväter, weil sie nicht mehr diese enorme Verantwortung spüren.
 
Auf jeden Fall hat mir die Lektüre viel schmerzhafte Freude bereitet. Danke dafür! :smile:
Und grüß mir das Jahr 2012 - das war mein kreativstes Jahr.
 
LG
 
  • Schmuddelkind
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