Lieber Curd,
über den Tod von Kindern - der größte Schmerz, der Eltern widerfahren kann - sind schon unzählige Gedichte verfasst worden. Einige davon sind mir begegnet, und deines ist das Erste, das mir gefällt (falls dieses Wort angesichts des tragischen Themas angebracht ist): Voller Gefühl, aber ohne kitschiges Sentiment.
Unterstreichen und hervorheben möchte ich die Differenzierung zwischen Gott und dem Tod, die du hier vornimmst: Es ist der Tod, der das Kind mit sich nahm. Nicht etwa Gott, weil er einen neuen Engel brauchte, wie es in Trauerreden und Nachrufen immer wieder heißt, Letzteres eine Vorstellung, die an Geschmacklosigkeit nicht zu überbieten ist.
Gott betrachtet den Tod, der infolge der Erbsünde über die Menschheit kam, als seinen Feind, wie es zum Beispiel in 1. Korinther 15,26 deutlich heißt: "Der letzte Feind, der vernichtet wird, ist der Tod." Wann das sein wird, weiß allein unser Vater im Himmel (nicht einmal Jesus weiß es, laut eigener Aussage), aber bis dahin sind die Toten in Gottes Gedächtnis geborgen, wie es die letzte Strophe deines Gedichtes andeutet.
Ich hoffe dieses Mal besonders innig, was wir ja immer beteuern: Dass das lyrische Ich nicht mit dem Verfasser identisch ist, und sende für den Fall, dass doch autobiografische Bezüge vorliegen, ganz besonders herzliche und hoffentlich tröstliche Grüße
Cornelius