Oh Letreo! :scared:
Ich weiß gar nicht, was ich sagen soll, weil dein Gedicht mich so tief berührt. Was du da in drei Strophen für ein Gefühlswirrwarr in mir aufwühslt, ist schon recht gefährlich: Sehnsucht, Glück, Trauer, Verbundenheit, Liebe... Wow! :scared:
Zunächst war ich schon fröhlich, bevor der Inhalt in mein Rechenzentrum vorgedrungen ist, den Amphibrachys zu lesen, weil man das in Foren kaum zu Gesicht bekommt. Dann habe ich mich gefragt, wie du dazu kamst, in diesem Versmaß zu schreiben und ich denke, dass es einfach eine ungeheure Aufgewühltheit transportiert, weil es so bewegt und lebendig klingt. Ich finde, dass dieser Klang schon fast die Stimmung vorgibt und der Inhalt das Empfinden dann "nur" noch plausibilisert.
wir leben getrennt an verschiedenen Orten,
nur manchmal da bin ich dir Wochenendgast.
Da schwingt sehr viel Bedauern mit und fast könnte man beim Wort "Wochenendgast" meinen, dass das LI mehr einfordert. Dieser Eindruck wird aber abgeschwächt durch die beiden Verse davor, in denen auch dem geschriebenen Wort so viel Bedeutung beigemessen wird. Dass das LI das Lächeln des LD beim Verfassen sieht, zeigt wie nah man sich trotz der räumlichen Distanz sein kann. Und auch wenn das wohl letztendlich nicht völlig befriedigend ist und die Sehnsucht immer da ist: "Und doch welch Glück, geliebt zu werden! Und lieben, Götter - welch ein Glück!"
In der zweiten Strophe dann ist dieser innere Widerspruch zwischen Erfüllung und Mangel aufgehoben. Solange man bei der geliebten Person ist, spielt all der Schmerz, der einen sonst umfängt, keine Rolle mehr. Doch wenn man dann wieder alleine zuhause ist und am liebsten sofort wieder zurückkehren würde, übermannt einen wieder völlig diese Sehnsucht. Schön, dass das LI aber Trost findet in dem Wissen, dass man dies alles gemeinsam durchsteht.
Und das alles gibt mir zu denken: Gemeinsam - das ist wohl kein physischer Zustand. Zusammen kann man auch trotz räumlicher Trennung sein. Unglaublich, welche Kraft die Liebe haben kann, dass sie Menschen, die einander so selten sehen können, dennoch bindet und ihnen Kraft gibt, selbst die schmerzhafte Sehnsucht zu überstehen. Das hast du so empfindsam bedichtet, dass ich wirklich an mich halten muss, jetzt nichts Kitschiges zu sagen.
Wunderschön, dein Gedicht! :grin:
LG