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Feedback jeder Art Hildebrand

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  • WF Heiko Thiele
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Es zogen einst auf grauer Vorzeit Aue
Im blutig Nebel, Speer und Schild gewandt,
Zwei Heere wallend aufeinander zu.
Voran jeweils nach kampfgestählter Schaue
Und reich beflaggt von königlicher Hand
Die Helden, just zur letzten Ruh.
 
Der eine jung noch, kaum dem Schoß entwachsen,
Prescht wild heran, zu fordern Landesrecht.
Der andre reicher, wie an Taten so an Taxen
Und dreifach jährig harrt dem Stoßgefecht.
 
Doch wie es ziemt nach ritterlicher Ehre,
So fragt der Ältere den Jungen nach dem Hort
Und welchem Stamme er gerühmt entspringt.
„Man sagt,“ so jener, „er, Sproß hoher Lehre.
Doch schon seit langem ohne Vaters Rat und Ort,
Weil dieser anderswo sein Liedchen singt.
 
Indes sei kürzlich erst an ihn herangetragen,
Der Vater seelenlos, weil dessen Leib zerfetzt.
Nun blieb er selbst und seiner Mutter Fragen
Der Zukunft Ungewißheit schutzlos ausgesetzt.“
 
„Oh, freue dich! In dir kenn ich den Knaben,
Den ich in Lehnspflicht mußte lassen sein.
Drum diesen Speer, ich senk ihn tief zur Zier.
Und reich geachtetes Geschmeide, als Gaben
Zu deiner Mutter Füßen breitet man’s fein.
Dafür steh ich nun unbedeckt vor dir.“
 
„Was willst du, Hunne? Willst du mir noch spotten?
Hinfort mit dir und deinem Glitzerstein.
Mein Schwert wird all sogleich dir Antwort rotten.
Dein eignes Blut soll letzter Schluck dir sein!“
 
„Fürwahr, da hast du Ritterrecht gesprochen.
Mein eigen Blut, ich seh es wallen auf.
So steht nun Ehr und Recht bei uns im Streite.
Fall ich als Vater? Mir ‘s Mörderherz gebrochen?
Nehm Schicksal doch für uns ‘nen andren Lauf. -
Nun komm herbei, mich fordernd mir zur Seite.“
 
Ei, wie nun dröhnt der Schläge dumpfes Grollen.
Es bricht entzwei manch Speer und manches Schild.
So ist’s des Schwertes letztes Wollen,
wer triumphiert und wessen Odem quillt.
 
[2021]
{ Frei nach dem "Hildebrandslied"; eine der ersten althochdeutschen/gemanischen Heldendichtungen }
 
  • WF Heiko Thiele
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