Melda-Sabine Fischer
Autorin
Ich bin Influencer
Ich habe leider nichts gelernt,
auch bin ich meilenweit entfernt
von etablierter Mittelschicht,
gleichwohl, es stört mich beides nicht!
Ich kann debil für Facebook grinsen
und blöde in die Linse linsen.
So bin ich dann per Kamera
tagtäglich für die Fanbase da.
Bei YouTube hab´ ich ´nen Kanal,
das Posten ist mein Ritual.
Fast stündlich gebe ich dort preis,
was ich nicht kann und auch nicht weiß.
„Ich kriege“, sage ich verstohlen,
„für den gefilmten Schwachsinn Kohlen,
der stets mit Werbung ist umkränzt,
obwohl mein Grips nur mäßig glänzt!“
Auch Instagram wird dienstbeflissen,
mit meinen Filmchen zugeschissen.
Die Follower sind fasziniert,
auch wenn man dort mit Mist brilliert.
Des Montags film ich in der Küche,
beschreibe dort die Wohlgerüche,
die ich beim Kochen sehr begehre,
wenn mein Gericht gelungen wäre.
Doch muss zum Glück ich nicht verraten,
dass mir der Braten nicht geraten,
es stinkt als würden Socken siechen,
man kann´s im Film zum Glück nicht riechen.
Am Dienstag ist es meine Pflicht,
zu schmieren mir in mein Gesicht
von einer Creme die Falten strafft
und meine Augenlider rafft.
Das film ich dann und statuiere,
dass ich mich täglich so beschmiere.
Der Creme-Hersteller zahlt als Lohn
mir eine Schmierfilm-Provision.
Am Mittwoch treib ich´s auf die Spitze,
wenn ich beim Italiener sitze,
ich filme schnell und ungeniert,
was man mir -subito- serviert.
Ganz klar, dass ich mit „Gut“ bewerte,
was ich „Bei Mario“ verzehrte.
Drum esse ich dort stets für lau,
dass es nicht schmeckt merkt keine Sau.
In Fitness mach ich Donnerstag,
obwohl ich es nicht wirklich mag,
auf einem Laufband rumzulaufen,
die Raucherlunge kommt ins Schnaufen.
Per Video wird abgelichtet,
was ich auf dem Gerät verrichtet,
mein Hängebauch wird retuschiert,
für meinen Dreh wird abkassiert.
Am Freitag mach ich was in Mode,
es wird für mich schon zur Methode,
mich in ein Outfit einzuzwängen.
Mein Winkfleisch scheint das Teil zu sprengen.
Die Kluft, sie ist von Lagerfeld,
die auch die stärksten Massen hält.
Das film ich dann und teile mit:
„Die Hose kneift etwas im Schritt.“
So bring ich dann mit solchen Sachen
die Follower auch mal zum Lachen.
Gleich steigt die Zahl der Abonnenten,
den Mehrertrag kann ich verrenten.
Für Hundefutter werb´ ich dann
am Samstag mit dem Dobermann.
Der glotzt wie ich, wobei ich grinse,
in die dafür bestimmte Linse.
Herr Chappi zahlt uns dafür Gage
als wohlgemeinte Apanage.
Die Fangemeinde scheint geneigt,
drum hat sie auch den Hund geliked.
Der Sonntag macht mich meist nervös,
denn ich bin nicht sehr religiös,
trotzdem verlege ich den Dreh
zur Paulus-Kirche hier am See.
Mein Film zeigt, wie der Pfarrer schnauft
und sich vor Wut die Haare rauft.
Ich weiß, ich komme ungelegen,
gleichwohl erteilt er mir den Segen.
Das Bistum zahlt mir keine Gage
für diese filmische Blamage.
Die Fanbase stiftet nur Applaus
für eine Messe außer Haus.
So ist erneut ´ne Woche rum
mit Videos voll Fluidum.
Mein Intellekt, der hat zwar Grenzen,
doch kann ich sehr gut influencen.
[SIZE=10pt]@Copyright Melda-Sabine Fischer für noch nicht erschienenes Buch 6 (BoD-Verlag): "Das Wahre Leben - Neue Albernheiten"[/SIZE]
Ich habe leider nichts gelernt,
auch bin ich meilenweit entfernt
von etablierter Mittelschicht,
gleichwohl, es stört mich beides nicht!
Ich kann debil für Facebook grinsen
und blöde in die Linse linsen.
So bin ich dann per Kamera
tagtäglich für die Fanbase da.
Bei YouTube hab´ ich ´nen Kanal,
das Posten ist mein Ritual.
Fast stündlich gebe ich dort preis,
was ich nicht kann und auch nicht weiß.
„Ich kriege“, sage ich verstohlen,
„für den gefilmten Schwachsinn Kohlen,
der stets mit Werbung ist umkränzt,
obwohl mein Grips nur mäßig glänzt!“
Auch Instagram wird dienstbeflissen,
mit meinen Filmchen zugeschissen.
Die Follower sind fasziniert,
auch wenn man dort mit Mist brilliert.
Des Montags film ich in der Küche,
beschreibe dort die Wohlgerüche,
die ich beim Kochen sehr begehre,
wenn mein Gericht gelungen wäre.
Doch muss zum Glück ich nicht verraten,
dass mir der Braten nicht geraten,
es stinkt als würden Socken siechen,
man kann´s im Film zum Glück nicht riechen.
Am Dienstag ist es meine Pflicht,
zu schmieren mir in mein Gesicht
von einer Creme die Falten strafft
und meine Augenlider rafft.
Das film ich dann und statuiere,
dass ich mich täglich so beschmiere.
Der Creme-Hersteller zahlt als Lohn
mir eine Schmierfilm-Provision.
Am Mittwoch treib ich´s auf die Spitze,
wenn ich beim Italiener sitze,
ich filme schnell und ungeniert,
was man mir -subito- serviert.
Ganz klar, dass ich mit „Gut“ bewerte,
was ich „Bei Mario“ verzehrte.
Drum esse ich dort stets für lau,
dass es nicht schmeckt merkt keine Sau.
In Fitness mach ich Donnerstag,
obwohl ich es nicht wirklich mag,
auf einem Laufband rumzulaufen,
die Raucherlunge kommt ins Schnaufen.
Per Video wird abgelichtet,
was ich auf dem Gerät verrichtet,
mein Hängebauch wird retuschiert,
für meinen Dreh wird abkassiert.
Am Freitag mach ich was in Mode,
es wird für mich schon zur Methode,
mich in ein Outfit einzuzwängen.
Mein Winkfleisch scheint das Teil zu sprengen.
Die Kluft, sie ist von Lagerfeld,
die auch die stärksten Massen hält.
Das film ich dann und teile mit:
„Die Hose kneift etwas im Schritt.“
So bring ich dann mit solchen Sachen
die Follower auch mal zum Lachen.
Gleich steigt die Zahl der Abonnenten,
den Mehrertrag kann ich verrenten.
Für Hundefutter werb´ ich dann
am Samstag mit dem Dobermann.
Der glotzt wie ich, wobei ich grinse,
in die dafür bestimmte Linse.
Herr Chappi zahlt uns dafür Gage
als wohlgemeinte Apanage.
Die Fangemeinde scheint geneigt,
drum hat sie auch den Hund geliked.
Der Sonntag macht mich meist nervös,
denn ich bin nicht sehr religiös,
trotzdem verlege ich den Dreh
zur Paulus-Kirche hier am See.
Mein Film zeigt, wie der Pfarrer schnauft
und sich vor Wut die Haare rauft.
Ich weiß, ich komme ungelegen,
gleichwohl erteilt er mir den Segen.
Das Bistum zahlt mir keine Gage
für diese filmische Blamage.
Die Fanbase stiftet nur Applaus
für eine Messe außer Haus.
So ist erneut ´ne Woche rum
mit Videos voll Fluidum.
Mein Intellekt, der hat zwar Grenzen,
doch kann ich sehr gut influencen.
[SIZE=10pt]@Copyright Melda-Sabine Fischer für noch nicht erschienenes Buch 6 (BoD-Verlag): "Das Wahre Leben - Neue Albernheiten"[/SIZE]