Lieber Lé,
was so besonders ist und zuerst auffällt und Rätsel aufwirft, ist, dass die Worte hier für den Menschen stehen - wenn ich mich nicht irre. Aber, schön, dass sie sich mit dem Altern befassen!
Als ich "die haut meiner worte" las, dachte ich spontan an "dünnhäutig sein", doch es passt nicht - es ist eher das Gegenteil gemeint: Dass auch die Haut "in die Jahre" gekommen ist, dass sie Falten aufweist und Furchen (das heißt, sie scheint dicker geworden zu sein, unempfindlicher). Nur, wie bringe ich das zusammen mit "meinen" Worten (heißt denen des LI) - dass man auch mal unsensibel reagiert, antwortet, schreibt, angreift? Schön, dass sie entlang der "gelebten gefühle" gefurcht ist. Hier kann ich mir sehr viel vorstellen, z.B., dass das Erlebte tiefe Spuren hinterlassen hat. -
Dass die eigenen Worte das Sonnenlicht manchmal scheuen, kommt vielleicht in jedem Alter vor. Aber, auch schön, mit leichtem Humor in eine Metapher gepackt: unter die "schiebermütze".
Meine Lieblingsstrophe ist die vorletzte:
an manchen tagen sind sie vergesslich
und kennen ihre heimat nicht mehr
ein anderes mal vergessen sie sich
dann tauchen sie in memoiren
Ja, manchmal finden sie nicht mehr nach Hause, manchmal hören sie nicht auf, aus den "memoiren" zu erzählen - beides kann auch für andere lästig sein, und doch lässt man die Worte gerne mit einem verzeihenden Lächeln gewähren ...
Wie jung sie aber innen geblieben sind - so jung wie der Quell, dem sie entspringen -, musst du mir nicht sagen! Ich denke, sie werden mit den Jahren auch noch klarer und reiner - befreit von Ballast.
Ein sehr schönes Gedicht, mit dem ich mich gerne in diesem oder einem ähnlichen Wortlaut schmücken würde, könnte, wollte!
Nesselröschen