Hallo Anaximandala
Zur Nacht, in tiefer Dunkelheit a
ist Sehnsucht mir im Herz entbrannt b
oh welches Glück ist Einsamkeit a
als ich entflohen, unerkannt b
dem Haus, das längst schon Ruhe fand b
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Gleich zu beginn wird der 4 hebige Jambus als Metrum festgelegt
das Reimschema ist a, b, a, b, b
Im Dunkel, doch in Sicherheit a
erstieg ich Stufen, die geheim c
verhüllt durch mein Gewand, bereit, a
oh welches Glück hat mich befreit a
ins Dunkel aus dem schlafend Heim c
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hier tritt das Reimschema aus der Vorgabe und wandelt sich zu a, c, a, a, c
Erfüllt von Glück und Seligkeit a
ganz heimlich, denn man sah mich nicht d
durchwanderte ich ohn' Geleit a
die Nacht, geführt allein vom Licht d
das mir im Herzen strahlt so weit a
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Das Reimschema erkenne ich jetzt, es greift stets den a-Reim der Endung "eit" auf und ist in dem Sinne alternierend, auch wenn sich seine Position verschiebt
Reimschema a, d, a, d, a
Ich frage mich ob mit einem Wechsel, welcher irgendwann passieren muss, auch inhaltlich eine Änderung einhergeht.
Von ihm geführt gelangte ich e/d?
ganz sicher durch das Unbekannt b
zu ihm, der längst erwartet' mich e/d?
in dem ich meine Heimat fand b
wo ich nur wähnte karges Land b
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Und da ist er, der Wechsel und ich meine zu erkennen, dass es Rückläufig ist, das gefällt mir.
Der b-Reim aus Strophe 1 wird aufgegriffen und entweder wird ein e-Reim eingeführt, oder der d-Reim von Strophe 3 beibehalten. Vorerst sehe ich im Reimschema
e(d), b, e(d), b, b
Ich bin noch unschlüssig ob e- oder d-Reim, da zwar Vokaler Gleichlaut mit Kehliger Konnotation "ich" besteht, aber der t-laut nicht zugegen ist um phonetisch und abschliessend als klanglich gleich zu gelten.
Mal schauen ob Strophe 5 das aufgreift falls diese ebenfalls Rückläufig im Reimschema ist.
Du halfst mir, dass den Weg ich find g
du Nacht, ins freundlich Morgenrot f
und warst mein sanfter Rückenwind g
zum Liebsten, bist was mich nun bind' g
an ihn, der mir die Liebe bot f
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Das Reimschema nimmt Bezug auf Strophe 2 (abaab), aber es ist anders und zeigt mir, dass die vorige Strophe demnach ein e-Reim war. Sie wollte gleich klingen, aber sich weich aus dem Schema heraus bewegen, ohne es tonal groß zu stören. Es entstehen erstmals neue Reime, welche eventuell inhaltlich begründet sind, da neue Wege beschritten werden.
g, f, g, g, f
Der Grundton des 4 hebigen Jambus bewahrt dabei immer die Form und könnte für die eigene Haltung einstehen.
Stets aus allem im Leben das möglichst Beste und positive heraus nehmen.
Solche Personen neigen dazu sich ausbeuten zu lassen, da sie auch nur das positive im Gegenüber erwarten.
Für sie gibt es kein negativ, außer sie bekommen es zu fühlen und selbst dann versuchen sie noch etwas positives daraus für sich zu sehen. Nach dem Leitspruch "Nicht in Problemen, sondern in Lösungen denken." und "für alles Schlechte, kommt immer auch 3 mal Gutes zurück." und "die Hoffnung stirbt zuletzt" welcher vermutlich der bekannteste Leitspruch von 3 Möglichen ist.
In meinem Schoß, der drum erblüht h
den ich bewahrt für ihn allein i
dort schlief er an mein Herz geschmiegt j
beschenkt, von meiner Hand gewiegt j
erfüllt von Zedernduft, so rein i
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Reimschema h, i, j, j, i
(blüht-schmiegt-wiegt) eine Assonanz und zwei reine Reime. Inhaltlich könnte ich es mir erklären als etwas "Neues" das im Schoß heran wächst. Etwas das noch nicht als "ganzes" aufzufassen ist.
Ich habe hier aber ein leichtes Logikproblem insofern ich nur auf den Kontext achte, ohne die Metaebene zu berücksichtigen und falls ich zu oberflächlich lesen würde.
Die Strophe sagt: "Im Schoß, an mein Herz geschmiegt. Das Herz ist für gewöhnlich nicht im Schoß zu finden.
Es muss also als Metapher stehen, da es anatomisch nicht korrekt ist.
Als Metapher selbst finde ich es aber sehr spannend formuliert. Es assoziiert Cunnilingus/bzw Verkehr und verschiebt "Liebe" auf den eher triebgesteuerten Aspekt. Das Herz kann ja auch als Mittelpunkt des Fühlens betrachtet werden. Ich kann Kopfschmerzen haben und mir Wort-wörtlich das Herz im Schädel pochen.
Beim Sex, jeglicher Art, fließt bekanntlich alles Blut zu einem gewissen Punkt. Geschlechter unabhängig.
Zudem hat Zedernduft als ätherisches Öl die Eigenschaft, die Durchblutung anzuregen.
Ich glaube die Strophe spricht demnach von einem gezielten Kinderwunsch.
Sie gefällt mir ausgesprochen gut. Auch im Reim, welcher etwas heranwachsendes als "Gleichklang" darstellt.
Als mich der sanften Brise Hand b
-ich breitete in ihr sein Haar- k
vom Zinnenkranz am Nacken fand b
und rührte mich, so wunderbar k
dass jeder Sinn mir gleich entschwand b
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Reimschema b, k, b, k, b (Vorgabe wie in Strophe 3, nur ohne dessen Reim)
Ich muss gestehen, das ist mir in dieser Strophe tatsächlich zu kryptisch, ich komme nicht dahinter was "in ihr sein Haar breiten" meinen soll.
Das Schaudern kommt schon durch, aber diese eine Zeile will mir nicht klar werden. Sorry.
Soll es ein Wurzeln/Splicen/Splitten darstellen? Ein Weitergeben eigener Gene oder sowas? Es wirkt als käme hier die "Erlösung" und sein Höhepunkt. In der Vorstrophe wurde aber schon gezeugt bin ich der Meinung.
Ich habe das Gefühl der Text braucht diese Strophe nicht unbedingt und könnte auch wunderbar ohne sie funktionieren.
Verlor ich mit vergess'nem Sinn l
mich dort in des Geliebten Blick m
und alles schwand, ich gab mich hin l
ließ zwischen Lilien zurück h
was Sorge war, dass neu ich bin. l
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Reimschema l, m, l, h, l
Wird hier auf h-Reim in Strophe 6 zurück geblickt? (erblüht-zurück) ich Frage mich ob die Assonanz gewollt war, oder ob ich wieder zu viel sehe und Überinterpretiere. Ich fände es aber interessant durch den Auseinander liegenden Reim eine indirekte Verbindung darzustellen.
Dieser h-Reim ist im gesamten Text der einzige seiner Art. Somit fällt er mir ins Auge...
Schade nur das damit der m-Reim (Blick) ohne Partner bleibt. Er steht alleine.
Das Wort Lilien hätte ich fast als Diphtong gewertet, aber ich habe mich entschieden es dem Jambus zugunsten und auch seines Aufbaus als 3-silbig zu verwenden.
Interessant das gerade die Lilie, welche symbolisch oft als Todesblume assoziiert wird, in diesem Text erscheint der vom Zeugungsakt spricht und das Ende somit offen lässt. Entweder stellt es "den kleinen Tod" dar (ekstatischer Höhepunkt) oder den tatsächlichen Tod vom kleinen h-Reim. Es trägt eine gewisse Tragik. Vielleicht ist das der Grund warum der m-Reim alleine ist, seine/ihre bessere Hälfte ist nicht mehr zugegen?
Mir gefällt der Text sehr gut.
Nur die Wortverwendung wirkt hin und wieder etwas zu gekünstelt und dick aufgetragen meiner Meinung nach.
Du hast diesen hang zum Theatralisch überzogenen Satzlaut, oft vermisst man dabei das natürliche und man bekommt den Eindruck man wäre mitten in einem Drama.
Mir hat es trotzdem sehr gut gefallen. Ein schöner Text.
Ps: ich hab leider keinen Plan was die Überschrift bedeutet XD
Pps:
San Cuan De La Cruz - La noche oscura del alma
(Johannes vom Kreuz - Die dunkle Nacht der Seele)
Ich glaub ich weiß es doch, ich sollte nur lesen.
Lg Mono