Hallo Lena,
nun, ich bin nicht gleich in die Humorecke gestolpert.. erst in den Kommentaren 🙄
Dein Gedicht dagegen hat eine (Achtung Oxymoron) "leichte Schwere". Ich erlebe ein Unbegreifen, ein Nicht-verstehen-können gegenüber dem Meer (als Symbol vlt. des Schicksals), das fortwährend die eigenen Spuren verwischt.
LI hinterlässt Abdrücke, aber sobald es glaubt, dass diese Bestand haben, spült die nächste Welle sie fort - als wären sie nie gewesen. Das ganze weckt natürlich eine höhere Ebene, die nach dem Sinn des Lebens fragen könnte. Was für Spuren hinterlassen wir? Wie viel bleibt davon? Letztlich wird auch unser Leben ein Fußabdruck im Sand sein, und die Wellen der Zeit werden sie fortspülen, ohne dass wir etwas dagegen tun könnten.
Diese Ohnmacht ist mE die nächste Ebene, die auch das Unbegreifen bedingt. Und die Frage nach Wirklichkeit. Denn wie kann etwas, das uns so bedeutsam, so wichtig und wirklich erscheint, am Ende ganz einfach verschwinden? Als wären wir nie gewesen. Also ist es gänzlich sinnlos, sich dagegen zu wehren, sich gegen den Lauf des Meeres und der Dinge zu stellen, sinnlos dagegen anzukämpfen. Nichts können wir daran ändern.
Metaphorisch trägt das Meer das LI letztlich fort. Bzw. die Welle (Ich spreche vom Meer, weil die einzelne Welle für mich nur einen flüchtigen Augenblick darstellt, der seine Bedeutung meist erst im Ganzen erfährt. Aber natürlich charakterisiert die Benennung der einzelnen Welle auch den gegenwärtigen Augenblick, in dem das LI all dies erfährt. Nur, dass kein Missverständnis entsteht!).
Mmh, den Schluss könnte ich in verschiedener Hinsicht deuten. Denn das LI scheint sich innerlich immer noch zu sträuben, es will eigentlich noch gegen die Wellen ankämpfen. Anders ergibt "Erbarmungslos" und "fort tragen" wenig Sinn.Also stellt es eine Art Kapitulation dar..
Auf der anderen Seite lässt das LI sich auch forttragen, kämpft nicht aktiv dagegen, beugt sich also dem Meer. Das könnte eine Akzeptanz bedeuten, es nimmt die Dinge an, wie sie sind. Lässt sich auf das Spiel der Wellen ein, die nur den Augenblick kennen, und alles, das Bestand haben möchte, fortreißen.Das Leben findet also nur in der Gegenwart statt, und genau so ist es ja! Das wäre also eine wichtige Erkenntnis, denn das LI könnte sich damit von der Last befreien, verbissen Spuren hinterlassen zu wollen.
Da ungewiss ist, wohin die Reise geht, bleibt ein wenig offen. Und so ist es ja, wir wissen nicht, wohin die Reise geht.
Es kann sein, dass ich deine Zeilen nun in Grund und Boden interpretiert habe, aber das war mir ein Vergnügen! Du hast damit eine Menge Gedanken geweckt, die mich auch immer wieder beschäftigen, aber deren Resultat ich auch schwer annehmen mag. Nicht nur was die "Spuren" betrifft, in vielerlei Hinsicht ist Akzeptanz keine einfache Sache.
So, ich glaub der Roman ist lang genug.
Ich habe absolut nichts auszusetzen an deinem Werk, in meinen Augen sehr sehr gelungen!
Liebe Grüße, Lichtsammlerin
PS: Mir fällt gerade noch ein - die "Hand" am Ende. (sorry, ich kann es nicht lassen, das ist guter Stoff!). Also, die Hand kann auch zwei Charaktere aufweisen. Denn eine Hand kann etwas behütendes haben, in einer Hand getragen zu werden vermittelt einen Eindruck von Geborgenheit. Die Hand des Schicksals wacht über mein Leben..
Aber, es ist eben auch ein Ausliefern. In einer Hand zu liegen, deren Absicht man weder kennt noch zu ahnen vermag, die einen zum Spielball machen könnte, wenn ihr danach beliebt. Oder sich zur Faust um einen schließen..
Insofern vermittelst du noch mit dem letzten Wort die Offenheit, oder auch Ungewissheit, auf die das Ganze deutet. LI weiß selbst noch nicht, ob es nun gut so ist, oder nicht. Nur, dass es ohnehin nichts daran ändern kann. Also wäre wohl das Beste es anzunehmen? Ja, leichter gesagt als getan..
Ich bin beeindruckt. Wenn ich es zu oft lese kommt da sicher noch mehr.. Für heute genug :whistling: