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Feedback jeder Art Monolog der Stubenfliege

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Monolog der Stubenfliege
 
Was glaubst du, wer du bist?
Wer ich bin?
Was du dir erlauben kannst!
Die Todesstrafe zu verhängen
Für die Störung deines Geistes
Des hedonistischen Gierkopfs
Zigfach größer als mein Körper
 
Glaubst du, du wirst mich so los?
Ritter viele auf einen Schlag,
Millionen Schläge auf das Leben?
Nein, ich bin nicht nur einer von Vielen
Ich bin die Vielheit eines Ganzen
Das Stück vom Mosaik des Seins
Das du nicht imstande bist zu fassen
 
Der feuchte Traum von Ingenieuren
Kopfüber an der Decke landend
Und gestartet, autonom!, ohne Aufwand
Damit konnte keiner rechnen
Weil man so nicht weiterkommt
Man muss es fühlen, muss es sein
Viele sein und eins
 
Lebensmüde zeige ich mich – dir!
Ich, Geschmeiss, lästiges Getier
Hör zu, denn dies ist meine Rede
Im Kontext unseres Seins – töte mich!
Wenn du den Mut hast
Das Geschick, so einfältig
Wie der Alltag, der dich umbrigt im Afffekt
 
Doch bedenke: wir sind viele
Zersplitterte von einer Seele
Wir haften an, wenn du dich mühst
Uns zu überwinden suchst
Je mehr du strebst, je mehr du Hass nährst
Je mehr du hinsiehst, während ich
Im aussichtslosen Todestanz mich winde
 
Gewiss wird meine Wiederkehr. Vielleicht.
Wirst es immer wieder tun, den Fliegen
Mit den paar Tagen ihres Lebens
Wirst dich im Fliegenblutrausch baden
Und nun mühe dich und tu es. Töte.
Ich habe mich längst vermehrt
Und die Brut gut versteckt, unversehrt
 
Auch diese wirst du meucheln wollen
Und das ist gut so, nicht?
Die vielen der Vielen. Seelisch vielleicht
Mit Deinesgleichen eins und gleich. Wer weiß?
Und nun; stell mir noch das klebrige Schälchen
An den Fensterspalt und schenk sie mir.
Die Freiheit.
 
Einfach zum Nachdenken geschrieben, wenn man die Einheit der Welt vor Augen hat,  in dem alle ein Puzzleteil sind.  Auch wir,  auch die Fliege.  Manchmal schenke ich einer die  Freiheit, manchmal lösche ich einer das Leben aus,  weil ich sie in der Küche nicht haben will. 
Dass sie unglaublich Viele sind,  durfte ich jetzt beim Holz abholen von einem Bauernhof entdecken.  Unser weißes Auto war binnen eines Moments fast schwarz.  Und im Inneren tobten sie um die Wette. Es war schaurig!!! 
Und doch ein Teil des Ganzen.......
Mit fliegendem Gruß 
Sonja  
 

Joshua Coans Themen
Hallo Ponorist!
 
Also wenn es geht, meide ich es selbst die kleinsten Obstfliegen zu töten. Es hinterlässt irgendwie ein ungutes Gefühl.
 
Dein Werk finde ich sehr stimmig geschrieben, wie wahrhaft aus dem Munde einer Fliege und durch ihre Millionen Facettenäuglein gesehen. 
 
Auch diese Nervensägen haben ihre Daseinsberechtigung, genau wie die noch schlimmeren Mücken... na ja. 
 
LG die Fliege
 
Herzlichen Dank für die Kommentare und die Likes*. Mit so viel wohlwollender Beachtung hatte ich gar nicht gerechnet. Schon gar nicht, dass die Fliege selbst antwortet
Der Text ist im übertragenden Sinne auch eine Reflexion über das scheinbar unwerte, ungewollte, das verhinderte, das im besten Fall potentielle Leben allen Seins, ohne religiöse Ausrichtung. In der Natur gibt es diese Achtsamkeit kaum, es ist alles langfristig im Gleichgewicht, ohne Gnade und Boshaftigkeit in eine gewisse Balance zu zwingen. Das, finde ich, ist die Chance und Gefahr unseres (wie auch immer bewerteten) Bewusstseins, dem wir uns nicht entziehen können.
 
VLG Euer Peter
 
*) @Sonja Pistracher, @Joshua Coan, @Sonnenuntergang, @Gina, @Freiform
 
  • Ponorist
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