@Wannovius Lieber Stephan,
beim Nachsinnen über das Thema „Netzerfahrung“ gehen meine Gedanken zurück ins Jahr 2010. Ich suchte zu dieser Zeit Jemanden im Netz, der evtl. meine frisch geschriebenen Gedichte vertonen würde.
Hintergrund: Eins meiner Enkelkinder erblickte im Januar 2009 schwer krank das Licht der Welt. Die Diagnose der Ärzte war niederschmetternd. Lt. Statistik würden Kinder mit dieser Erkrankung das 1. Lebensjahr nicht erreichen.
Zum 1. Geburtstag meines Enkelsohnes fasste ich den Entschluss für meine Tochter tröstende und zuversichtliche Gedichte über ihren kranken Sohn zu schreiben. Ich hatte damals überhaupt noch keine Ahnung vom Gedichte schreiben, schrieb aber einfach drauf los und das Ergebnis konnte sich sehen lassen. Meine Tochter freute sich riesig darüber.
Auf der Suche, im Netz Jemanden zu finden, der meine Gedichte vertont, fand ich durch Tipps und Hinweise einen Forenbetreiber (dessen Namen ich nicht nennen möchte, weil ich nicht weiß, ob es ihm recht ist), der tatsächlich 3 meiner Gedichte vertonte. 2 von den 3 vertonten Gedichten sind auch bei Youtube als Video zu sehen und zu hören.
Ich war überglücklich, ließ mich in diesem harmonischen Forum nieder und blieb. Bis zu diesem Zeitpunkt wusste ich gar nicht, dass es Lyrikforen überhaupt gibt.
Durch Unterhaltungen erfuhren die Forenmitglieder von meinem Enkelsohn. Sie erkundigten sich oft über seinen Gesundheitszustand – so auch an jenem Abend, als ich mitteilte, dass mein Enkelsohn wieder im Krankenhaus war. Als am nächsten Tag immer noch gute Genesungswünsche eingingen, musste ich mitteilen, dass mein Enkelsohn den Kampf ums Leben verloren hat. Er wurde 2 ¾ Jahre alt.
Was folgte, war eine Flut von Beileidsbekundungen mit tröstenden Worten. Im realen Leben fiel mir Niemand ein, mit dem ich so offen hätte reden können, wie mit den Menschen in der virtuellen Welt. Man merkte, wie Leute im realen Leben einem aus dem Weg gingen, weil sie Berührungsängste hatten.
Ich schrieb mir meine Seele aus dem Leib in Form von Gedichten bzw. Prosa – schrieb Abschiedsbriefe an meinen Enkelsohn usw. Niemand hatte ein Problem damit und ich hatte keine Erwartungshaltung, dass Jemand kommentiert bzw. auf meine Zeilen eingeht. Mir tat es nur unglaublich gut, dass ich öffentlich darüber schreiben durfte und auf diese Weise mehr Menschen von der Existenz meines Enkelsohnes erfuhren.
Für meine Tochter musste ich stark sein, obwohl ich selber am Boden zerstört war. Aus dem Forum schöpfte ich immer wieder neue Kraft, um für meine Tochter da zu sein.
Sorry, lieber Stephan, dass mir zu Deinem Thema „Netzerfahrung“ die Vergangenheit mit meinen guten Netzerfahrungen einholte, über die ich hier ausführlich berichtete.
Liebe Grüße
Moni