Heute, an deinem Geburtstag, werde ich hinaufkommen
in den Wald, zu dem Baum unter dem deine Urne liegt.
All dem Neuschnee werde ich trotzen, obwohl ich doch immer
ein ängstlicher Fahrer war.
Ich werde herannahend an unseren Stamm, deine Stimme hören, die
da ruft: „Halte mich ganz fest.“
Nah werde ich bei dir sein und dich umfassen
und aus der Stelle, an der deine Urne vergraben liegt,
wird Efeu emporranken und
meine Arme,
meine Beine,
meinen Körper,
meinen Hals, fest und fester umschlingen.
Sekundenschnell werden die Efeuarme dicker und dicker und
mich enger und enger umschlingen und
Efeublattwerk wird mich überranken, dass
selbst der Förster mich morgen nicht mehr finden wird,
in meinem Liebesversteck.
Obwohl ich schon bereit bin, für dich den Kältetod in
der kommenden Nacht zu sterben, nah bei dir,
wie es näher kaum geht, werden jetzt zur Verbesserung
unserer Bindung,
haarnadeldünne Efeutriebe in meine pulsierenden Adern
eindringen und Pflanzensaft wird sich mit Blut vermischen.
Schon werde ich eine Pflanze, die Vorstufe zum Tod,
alles Menschliche wird aus mir entweichen
und ich werde fähig sein, mit dir und unserem Baum die Zeit zu überdauern.
Und mein weltliches, sterbendes Ohr wird als Letztes deine
Stimme vernehmen, von der ich nicht wissen kann, woher sie kommt, mit den Worten:
„Endlich wieder vereint.“
Sterbend weiß ich dann, dass ich all dies wünschte und
nichtsmehr sonst.