Hallo Lichtsammlerin,
Aber vielleicht kannst du mein Fragezeichen im Kopf ja lösen :grin:
ich versuche es. :grin:
Deine Anmerkungen zur Syntax verstehe ich offen gestanden nicht ganz. Für mich scheint da syntaktisch alles in Ordnung :achselzucken:
Der leichte Bruch nach "Zaghaft wachsen" ist gewollt, hier steht eine Art Gedankenstrich, es sind zwei getrennte Handlungen.
Für dich ist das klar ersichtlich. Ich komme, wie immer und wie jeder andere, mit einem 'anderen Kopf' zu einem Text. Ich möchte zunächst anmerken, dass ich nichts davon schrieb, dass es einen Fehler im Sinne von 'falscher Grammatik' oder 'Rechtschreibfehler' oder etwas in der Richtung gibt - ich sah ein 'Kommunikationsproblem', in dem Sinne, dass mir als Leserin 'etwas
fehlt'. Das hängt, wie beim direkten Sprechen miteinander, mit der 'Kommunikationskette' zusammen:
Das Gesagte - das Gemeinte - das Gehörte - das Verstandene. So läuft es ab, wenn Menschen miteinander reden.
Ein Gedicht ist ja Sprache in schriftlicher Form. In diesem Sinne ist es ein 'Kommunikationsmittel'. Du weißt, als Autorin, was du mit dem Geschriebenen meinst - ich muss das, als Leserin, aus dem Vorhandenen, dem Gedicht, erst 'herausfinden'. Du schreibst hier, dass der leichte Bruch nach "Zaghaft wachsen" gewollt ist und dass dort eine Art Gedankenstrich steht - da steht aber keiner. Nicht für mich. Das ist das Wichtige, das ich dir vermitteln möchte. Für dich ist klar, dass es zwei getrennte Handlungen gibt, dass die Zeilen 'getrennt voneinander zu lesen und aufzufassen sind'. Ich habe davon, wenn ich lese, erst mal keine Ahnung.
Ich begann also zu lesen. Strophe 1 und Strophe 2 sind 'Fließtexte', der Inhalt ist ''fließend' und ich lese daher 'fortlaufend'. In beiden Strohen gibt es keine Brüche, keine Trennungen, ich 'denke' mir lediglich Kommata 'hin'. Damit war ich in etwas, das 'Erwartungshaltung' genannt wird. Automatisch 'erwartete' ich das auch für Strophe 3 - zumindest zunächst einmal. Dann kam ich zu dieser Stelle, und, gerade aufgrund der entstandenen Erwartung, las ich natürlich automatisch zunächst auch Strophe 3 'fortlaufend'. Das versuchte ich dir zu vermitteln, indem ich Vers 1 und 2 von Strophe 3 in meinem vorherigen Kommentar 'fortlaufend' hinschrieb. Ich schrieb es so: 'Zaghaft wachsen schon langen Hände nach' . Und da stutzte ich natürlich. Denn so fand ich zuerst keine für mich Sinn ergebende Syntax.
Also las ich weiter, Strophe 4. In Strophe 4 wiederum stellte ich fest, dass hier jede Zeile von der anderen getrennt ist. Ah, dachte ich, ist das bereits in Strophe 3 so? Kehrte also zu Strophe 3 zurück und 'trennte' in meinen Gedanken Vers 1 und Vers 2 voneinander. Dann klappte es und ich fand heraus, wie du es gemeint hast.
Aber dafür musste ich schon 'um die Ecke denken', von Strophe 2 kommend, nach dem Lesen von Strophe 3 erst zu Strophe 4 und wieder zurück zu Strophe 3.
Was ich also damit meine, ist: Es war für mich schwierig, als Leserin, herauszufinden, was zusammenhängt und was nicht und wie ich zu trennen hatte, damit ich den Schritt von 'das Gesagte' zu 'das Gemeinte' in meinem 'Kopf' nachvollziehen und verstehen konnte.
Ich hätte dir auch einen Gedankenstrich vorschlagen können, aber du verwendest im Gedicht ja keinerlei Interpunktion (abgesehen von dem Punkt am Ende jeder Strophe). Also machte ich statt dessen den 'Leserverständnis-Vorschlag' mit der leichten Änderung.
Und warum "vom Regen geschwemmt" nicht passt, verstehe ich auch nicht. Die Wurzeln werden vom Regen geschwemmt.. das war der Gedanke. Weder wurde die Pflanze "fort- noch weg- noch überschwemmt".
Für mich als Leserin ergibt sich hier ein weiteres 'Verständnisproblem'. Was wurde geschwemmt und wohin? Ich kann 'nirgendwo' einen Anhaltspunkt finden, muss also 'raten'. Ein Beispiel von mir, auf die Schnelle: "Ein Stück Treibholz wurde ans Ufer geschwemmt." Hier kann ich klar erkennen, was geschwemmt wurde und wohin: Treibholz - ans Ufer.
Als ich versuchte, hier mehr herauszufinden, las ich erneut alles noch einmal von vorne. Dabei erkannte ich natürlich auch das Bild der Knospe. Das aber brachte ich mit 'geschwemmt' nicht in Übereinstimmung. Denn eine Knospe entsteht, wenn eine Pflanze im Grunde genommen schon so gut wie 'ausgewachsen' ist - Knospe der Blume - daraus wird die Blüte, wenn sie sich öffnet. Es gibt auch noch Knospen an Bäumen oder Sträuchern. Damit die also die Knospe (irgendwohin) geschwemmt werden kann, müsste sie also von der Pflanze 'abgerissen/abgetrennt' werden. Was natürlich im Gesamtzusammenhang keinen Sinn ergibt, also schloss ich daraus, dass es anders gemeint sein muss und suchte nach anderen Hinweisen/Zusammenhängen. Die zarten Wurzeln? Nein, dann wäre die Pflanze ja gar nicht mehr weiter gewachsen, das kann auch nicht sein. Also musste ich erneut 'um die Ecke denken' und vermuten, in welchem Zusammenhang es 'gemeint sein könnte'.
Klar wurde mir das erst jetzt, nachdem du es mir in deiner Kommentarantwort erklärt hast. Vielleicht wäre es gut, für das 'Leseverständnis', wenn du ein anderes Wort als 'geschwemmt' in Betracht ziehen würdest? Das liegt an der Bedeutung des schwachen Verbs 'schwemmen' - denn das bedeutet: (Von fließendem Wasser) tragen, befördern, transportieren; spülen. Ich musste also auch hingehen und in meinem Kopf 'die Bedeutung ändern'.
Deshalb waren diese Stellen für mich sehr schwierig zu 'entschlüsseln'. Daher machte ich die beiden Vorschläge und - ja, hier habe ich es versäumt, genauer zu erklären, was ich meine. Aber ich denke manchmal - Anonyma, schreib nicht immer zu viel. Nicht, dass es 'zu viel' ist. Hier hätte ich das aber machen sollen. :classic_blush:
Ja - miteinander reden ist leicht, sich zu verstehen (im wortwörtlichen Sinn) ist nicht selten auch mal schwer. :wink:
Aber ich hoffe, das Fragezeichen 'beantwortet' zu haben, würde mich freuen. :grin:
LG,
Anonyma