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  • Elmar
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Elmar

Autor
Verlischt der Geist am Totenlager?
Vergeht der Sinn wenn er verloren?
Ich frage; wie wird Sinn geboren?
Bewirk ich selber ihn, als Frager?
 
Und gleicht die Antwort, die ich gebe,
wenn ich den Sinn zu finden glaube,
nicht einer einz‘gen süßen Traube,
die bald getrennt von ihrer Rebe,
 
im Nu verkostet und zerronnen?
So scheint Bedeutung nur ersonnen,
für eine allzu kurze Weile.
 
Lass Leid und Tod, die bitt‘ren Beeren,
doch jenen tiefen Sinn mich lehren,
der mich von allem Unsinn heile.
 
 
Hallo Elmar,
bei deinem wieder inspirierenden Text schließt sich mir die Frage an, was ist Sinn und was ist Unsinn? Wer bestimmt das? Liegen die Antworten nicht im betrachtenden Auge jedes einzelnen? Für mich liegt nur ein Sinn im Leben, es weiter zu geben, und selbst der Sinn erscheint mir immer unsinniger, wenn ich in die aktuelle Welt schaue. Aber ich werde die Hoffnung nicht verlieren, versprochen.
Sehr gerne gelesen und etwas sinniert.
 
Grüßend Freiform  
 
Und gleicht die Antwort, die ich gebe,
wenn ich den Sinn zu finden glaube,
nicht einer einz‘gen süßen Traube,
die bald getrennt von ihrer Rebe,
 
Hallo u Moin Elmar
ich denke das Gott gar nicht einmal so große Ansprüche an uns stellt.
Ich glaube, er möchte einfach nur das wir glücklich und zufrieden leben.
Doch viele Menschen sind von Machthunger, Neid und Gier getrieben.
Wir stehen uns selbst im Weg.
Der Sinn meines Lebens besteht darin mich, um meinen Nächsten zu kümmern, doch auch mich dabei nicht vergessen (das habe ich erst später gelernt).
Sehr gerne gelesen und sinniert!
HG Josina
 
... schließt sich mir die Frage an, was ist Sinn und was ist Unsinn? Wer bestimmt das? Liegen die Antworten nicht im betrachtenden Auge jedes einzelnen? Für mich liegt nur ein Sinn im Leben, es weiter zu geben, und selbst der Sinn erscheint mir immer unsinniger, wenn ich in die aktuelle Welt schaue.


 
Lieber Freiform,
vielen Dank für Deine Gedanken zu meinem Text. Ich sehe es wie du: Sinn und Unsinn sind Festlegungen, die allein im Auge des Betrachters liegen bzw. durch ihn gemacht werden, insofern liegt in unserer individuelle Betrachtungsweise bzw. in unserer persönlichen Beurteilung des Lebens eine enorme Bedeutung und Verantwortung. Eine Weitergabe des Lebens bestünde in diesem Sinne darin, auch die Bedeutung des Beschwerlichen und Unliebsamen zu finden - worauf das Leben antworten wird, ja muss. Nur auf diese Weise kann deutlich werden, dass das Leben in allen seinen Facetten immer nur ein Ziel und einen Zweck verfolgt: sich selbst zu  fördern, auch (oder gerade dort) wo es nach dem Gegenteil aussieht.
 
Herzlichst Elmar
 
Hallo Elmar, 
 
da gibt es diesen platten Spruch: Wenn Gott eine Tür zuschlägt, macht er ein Fenster dafür auf.
Vieles in meinem Leben was schlecht und schrecklich war, hatte auch immer etwas gutes in sich, oder mir neue Möglichkeiten eröffnet. Panikattacken zum Beispiel, mich mit Spiritualität zu beschäftigen. 
Es geht halt nur gegen den eigenen Willen, und das ist die bittere Medizin, dass es nicht wie geglaubt funktioniert. 
Die Frage ist nur immer: Will man sich über die Bitterkeit beschweren, oder voran kommen und etwas daraus machen. 
 
Gern gelesen, weil klasse geschrieben!
LG JC
 
 
Sehr tiefe und wie von dir nicht anders gewohnt, nachdenklich stimmende Zeilen, lieber Elmar.
 
Wirke ich selbst ihn, als der Frager?
 
Sollte es hier nicht eher "ihm" heißen?
Das "der" würde ich weglassen.
 
Vielleicht so:
Wirke ich selbst ihm, als Frager.
 
Oder so:
Wirk ich selbst ihm, als der Frager.
 
Ich wünschte, mir wäre so mancher Unsinn in meinem Leben erspart geblieben, aber vermutlich hätte ich dann keinen Sinn gefunden.;-)
 
Lieben Gruß, Letreo
 
Hallo Elmar,

auf die große Frage nach dem Sinn des Lebens gibt es, so glaube ich, viele kleine Antworten. Denn jeder, der sich diese Frage stellt, kann und wird seine ganz persönliche Antwort darauf finden. Die Religion verweist hier gerne auf das Leben nach dem Tod und belässt es im Leben davor bei Regeln und Geboten, also normativen Weisungen. Verheißungen von Himmelreich und Paradies betreffen wieder die Zukunft. So ist es naheliegend, dass diese zentrale Frage die Menschen im Jetzt und Hier umtreibt ...
 
Wirke ich selbst ihn, als der Frager?
Hier beginnst du den Vers (ausnahmsweise) betont. Du könntest auf "Bewirk" / "Erschaff" o.ä. ausweichen, um im Rhythmus zu bleiben.
 
 
Lass
 
Deine Schlussstrophe finde ich spannend. 
Die bitteren Beeren 'Leid und Tod' haben mE große Macht. Das Leid als Impulsgeber und Motor für Reflexionen, die hinaus über das irdische Leben reichen und der Tod als die unumstößliche Konstante in unserem Leben; eine Konstante, die ausnahmslos für jedermann gilt. 
Wenn nun das Verkosten dieser 'bitteren Beeren' uns lehrt, tieferen Sinn zu suchen und zu finden, sowie Unsinn zu vermeiden, so wäre diese Medizin hilfreich. Ich persönlich hoffe da noch auf ein paar Grautöne, die es mir erlauben zwischen Leichtsinn und tieferem Sinn zu wandern. 

Dein Gedicht hinterlässt Eindruck.
Ich habe es gern gelesen und bedacht.

LG, Berthold  
 
Lieber Berthold,
vielen Dank für deine ausführliche Stellungnahme zu meinem Text, die ich -sowohl fachlich als auf inhaltlich- immer sehr schätze.
auf die große Frage nach dem Sinn des Lebens gibt es, so glaube ich, viele kleine Antworten. Denn jeder, der sich diese Frage stellt, kann und wird seine ganz persönliche Antwort darauf finden.
Ja, es gibt sie, die vielen kleinen Antworten auf den Sinn des Lebens und ebenso richtig ist, dass alle Antworten die wir finden, individueller und persönlicher Natur sind. Und dennoch schließt diese Tatsache die Existenz eines einzigen, übergeordneten Lebenssinns nicht aus. So wie es unzählig, verschiedene Qualitäten von Wasser auf der Erde gibt, so werden sie im Weltmeer doch alle eins, wo alle Vielheit und alle Unterschiede aufgehoben sind.
Die Religion verweist hier gerne auf das Leben nach dem Tod und belässt es im Leben davor bei Regeln und Geboten, also normativen Weisungen. Verheißungen von Himmelreich und Paradies betreffen wieder die Zukunft. So ist es naheliegend, dass diese zentrale Frage die Menschen im Jetzt und Hier umtreibt ...
Was diesen Aspekt betrifft, beschreibt mein Text zwei unterschiedliche Qualitäten der Sinnsuche: Die süße Traube steht für den kurzlebigen bzw. zeitgebundenen Sinn. Die bitteren Beeren hingegen bieten die Chance zu einer transzendenten Sinnsuche wodurch das Leben eine übergeordnete und zeitlose Qualität und Bedeutung gewinnen kann. Schon die Erscheinungen der Natur zeigen ja,  dass das Leben -an sich- über das  einzelne Individuum hinaus geht. Sterben und Tod des Einzelnen sind essentieller Teil zur Erneuerung des Großen und allumfassenden Phänomen des Lebens. Ich persönlich glaube, dass das Lebensprinzip universell wirkt; auf sichtbarer wie auch auf transzendenter Ebene. Insofern existiert kein "Leben davor" im Gegensatz zu einem "Leben danach".
 
Hier beginnst du den Vers (ausnahmsweise) betont. Du könntest auf "Bewirk" / "Erschaff" o.ä. ausweichen, um im Rhythmus zu bleiben.
Vielen Dank, das werde ich dann gleich korrigieren, sowie auch das >Lass<
 
Wenn nun das Verkosten dieser 'bitteren Beeren' uns lehrt, tieferen Sinn zu suchen und zu finden, sowie Unsinn zu vermeiden, so wäre diese Medizin hilfreich. Ich persönlich hoffe da noch auf ein paar Grautöne, die es mir erlauben zwischen Leichtsinn und tieferem Sinn zu wandern. 


 
Was die Grautöne betrifft: Es geht nicht um das Vermeiden des Unsinns, das ist auch gar nicht möglich - im Gegenteil. Der Sinn des Unsinns liegt in seinem Potential, dass er (der Unsinn) durch den Geist überwunden werden kann. Nur das Durchleben und Erfahren des Dunklen und des Diffusen kann unsere Sehnsucht nach Klarheit nähren. Und dort, wo wir zur Klarheit hindurchgedrungen sind, sind wir durch diesen Prozess andere geworden.
 
Herzlichst Elmar
 
 
 
Die süße Traube steht für den kurzlebigen bzw. zeitgebundenen Sinn. Die bitteren Beeren hingegen bieten die Chance zu einer transzendenten Sinnsuche wodurch das Leben eine übergeordnete und zeitlose Qualität und Bedeutung gewinnen kann.
Lieber Berthold,
beim nochmaligen Lesen ist mir aufgefallen, dass meine obige Erklärung nur einen Aspekt der Metapher beschreibt und damit eine Wirklichkeit in schwarzweiß suggeriert, was nicht beabsichtigt war. In meinem Text ging es mir ja gerade auch um die Ambivalenz der Erscheinungen. Die süße Traube steht für Lebenserfüllung schlechthin, aber nicht nur für das kurze Glück, sondern auch für die Findung eines zeitlosen und übergeordneten Sinnes, unabhängig von äußeren bzw. widrigen Umständen. Ebenso die bitteren Beeren; sie stehen  nicht ausschließlich für etwas, das an sich Sinn- und bedeutungslos wäre, sondern für alles Dunkle und Diffuse, das darauf wartet, überwunden zu werden, wodurch es schließlich zur süßen Traube geworden ist.
Herzlichst Elmar
 
Hallo Elmar,
 
es wäre schön, wenn du auf meine Frage noch eingehen könntest, denn offensichtlich verstehe ich etwas nicht richtig.
 
Lieben Gruß, Letreo
 
Sollte es hier nicht eher "ihm" heißen?


Das "der" würde ich weglassen.


 
Liebe Letreo, entschuldige meine verpätete Stellungnahme zu deinem Post. Auch die anderen Kommentare möchte ich noch beantworten.
Wie der Titel des Sonettes sagt, ging es mir um den Prozess der persönlichen Suche nach dem Sinn. Und so stelle ich in der vierten Zeile die Frage: Bewirke bzw. schaffe ich (als Fragesteller) den Sinn am Ende selbst? Wen also erschaffe ich durch meine Frage? >Ihn<, nämlich den Sinn. So war es von mir gemeint. Das Weglassen des Wortes >der<  würde das Versmaß schmälern und in meinen Augen keinen inhaltlichen Gewinn bringen.
Ich wünschte, mir wäre so mancher Unsinn in meinem Leben erspart geblieben, aber vermutlich hätte ich dann keinen Sinn gefunden.;-)


 
Ja Letreo, aber eben nicht >vermutlich< sondern tatsächlich weiß ich, dass es sich -für mich- so verhält. Denn entweder jede Erscheinung beweist ihre Notwendigkeit durch ihr Dasein oder aber nichts in diesem Universum ist von irgendeiner Bedeutung und damit existerte auch keinerlei Notwendigkeit für irgend etwas unter dem Himmel. Sicher, die Feststellung, dass in allen Dingen ein tiefer Sinn liegt, der von uns gesucht und gefunden werden will, wird nur dem etwas sagen, der bereit ist auch in negativen, leidvollen und feindlichen  Gegebenheiten eine Bedeutung zu suchen. Aber finden kann nur wer vertrauensvoll sucht,  wie es Jesus postulierte: "Suchet, so werdet ihr finden"
 
Herzlichst Elmar
 
 
da gibt es diesen platten Spruch: Wenn Gott eine Tür zuschlägt, macht er ein Fenster dafür auf.


 
Lieber Joshua Coan,
deine Metapher ist gut gewählt und überhaupt nicht platt. Der Lehre Jesus nach, kann die Wirkung eines menschliches Lebens nicht geschmälert werden, soweit es sich seiner geistigen bzw. seiner ideellen Ursache bewusst ist. Wenn wir auf dieses Gesetz des Dasein vertrauen, wird jede Hemmung, jede Krankheit, jede Feindschaft ja selbst der Tod uns fördern und uns dienen müssen. Die Tür ist ja ein Sinnbild für alle harten Grenzen unseres Lebens. Doch durch vertrauensvolles Dafürhalten, dass auch hinter den harten Grenzen unseres Daseins noch  Lebensräume liegen, werden wir fähig an eben solche Türen zu klopfen und um Einlass zu bitten. Das ist das Gesetz der Transzedenz: "Klopfet an, so wird euch aufgetan." und auch "In der Welt habt ihr Angst, aber seid getröstet, ich habe die Welt überwunden."
Herzlichst
Elmar
 
Lieber Elmar,
dein Sonett habe ich mit viel Interesse gelesen. Der Inhalt beschäftigt mich andauernd.
 
Nun hast du inzwischen schon Hinweise zur Interpretation gegeben. Jemand fragte, ob es nicht eine Grauzone geben kann. Ich möchte fragen, ob es einen Prozess der Sinnfindung gibt. Das würde für das Abschneiden der süßen Beeren bedeuten, sie melden sich später wieder, und von dem neuen Standpunkt aus lässt sich der alte revidieren? Ist vielleicht die Botschaft der bitteren Beeren direkter, ehrlicher, nachhaltiger? (Ich denke an die bittere Medizin, die manchmal besser wirken soll.)
 
Herzliche Grüße,
Edo
 
dein Sonett habe ich mit viel Interesse gelesen. Der Inhalt beschäftigt mich andauernd.
Lieber Edo, vielen Dank für deine Nachricht und Gedanken zu meinem Sonett. Es freut mich, dass es bei dir gedanklich etwas angestoßen hat.
Nun hast du inzwischen schon Hinweise zur Interpretation gegeben. Jemand fragte, ob es nicht eine Grauzone geben kann. Ich möchte fragen, ob es einen Prozess der Sinnfindung gibt. Das würde für das Abschneiden der süßen Beeren bedeuten, sie melden sich später wieder, und von dem neuen Standpunkt aus lässt sich der alte revidieren? Ist vielleicht die Botschaft der bitteren Beeren direkter, ehrlicher, nachhaltiger? (Ich denke an die bittere Medizin, die manchmal besser wirken soll.)
Ja, ich denke wie du, dass die bittere Beere das Potential zu einer größeren Lebenstiefe birgt als die süße. Du fragst, ob es hier einen Prozess der Sinnfindung gibt.  Für mich selbst kann ich diese Frage mit -ja- beantworten. Am Anfang solcher Prozesse stehen schicksalhafte bzw. unabhänderliche Ereignisse, solche die sich unserem Einfluß entziehen. Es sind Geschehnisse die uns erschrecken, ängstigen, verunsichern etc. - das ist die erste Reaktion. Die zweite ist Abneigung, Ohnmacht, Auflehnung, Wut und Trauer , die Frage nach den (bösen) Umständen oder dem Verursacher bzw. dem Schuldigen (letzteres kann auch die eigene Person sein) wogegen sich dann diese negativen Affekte richten. Transzendente Ereignisse sind schicksalhafte Geschehnisse, also solche, die sich unserem Einfluß entziehen - sie übersteigen unsere menschlichen Fähigkeiten und Kräfte.  An diesem Punkt spricht uns die Botschaft Jesu an. Sie lehrt uns, dass transzendente Geschehnisse über unsere hiesige Existenz hinaus weisen, und daher von größter Bedeutung für uns sind, da sie das Potential zur Entfaltung unserer zeitlosen Existenz in sich bergen. Geborgen und getragen sind wir hier in der Gewissheit, dass alles was uns wiederfährt der Förderung unserer zeitlosen, eigentlichen und wesentlichen Existenz dient. In diesem Vertrauen hören wir auf Opfer zu sein, wir empfangen jenen grundlegenden Trost, dass allem was uns widerfährt eine Notwendigkeit innewohnt. Weder kann man uns etwas nehmen noch können wir etwas verlieren, da in dieser Geistesahltung alles dient- ja dienen muss. So wie es der Apostel Paulus formulierte, als er sinngemäß schrieb: "Wenn Christus (seine Geisteshaltung) mein Leben ist, dann ist sterben mein Gewinn."
Herzlichst
Elmar
 
 
  • Danke
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Lieber Elmar,
 
- da ziehe ich mich ein paar Wochen zurück, und das erste Gedicht, auf das ich stoße, ist gleich Anlass Innezuhalten und den eigenen Stinn zu reflektieren. Ich stoße also sogleich - wie Douglas Adams sagen würde - auf das Leben, das Universum und den ganzen Rest. Geht es noch besser?
 
Die Antwort ist natürlich 42, aber das nützt der zuinnersten Sinnsuche wenig.
Ich frage; wie wird Sinn geboren?
Bewirk ich selbst ihn, als der Frager?
Meine Meinung dazu wäre: JA. Für mich ist Sinn nichts von Außen festgelegtes, fremdbestimmtes, sondern etwas zutiefst eigenes, noch dazu wandelbares. Mein Sinn von heute muss nicht der von morgen sein, und bestimmt ist es nicht der gestrige. Es mag einen übergeordneten Sinn geben, den ich selbst erschaffe und meinem Leben gebe. Aber auch dieser kann sich mit der Zeit verändern, neuen Erfahrungen anpassen, Annahmen revidieren und sich neu ausrichten.
Die Frage wofür wir leben, welchen Sinn das alles hat.. nun ja, es wird sinnlosI, wenn wir nach einem großen, vom Universum diktiertem Sinn suchen, denn den gibt es nicht - meiner Meinung nach.
Das gibt uns eine fast unbegreifliche Freiheit, aber auch eine Bürde. Den eigenen Sinn finden zu müssen, erschaffen zu müssen, wenn man den will, bedeutet die Bereitschaft aufzubringen, alles Übrige dieser Suche unterzuordnen. Und alles Untergeordnete dem gefundenen Sinn gleichzustellen.
 
Und gleicht die Antwort, die ich gebe,
wenn ich den Sinn zu finden glaube,
nicht einer einz‘gen süßen Traube,
die bald getrennt von ihrer Rebe,
 


im Nu verkostet und zerronnen?
Mmh, eine wahrlich gute Frage! Ich lese das Bildnis mit der Traube so, dass ein gefundener oder gegebener Sinn nur reift und zugehörig ist, eingebettet in den größeren Sinn, in die Gesamtheit. Eine Traube ohne die Rebe, welche sie hervorbringt, gleicht einer hohlen Prophezeihung.
Die Frage die sich dabei stellt, ist für mich, ob der Sinn etwas Schöpferisches darstellt, das einer Rebe gleich die Früchte reifen lässt, oder ob es sich beim Sinn um die Frucht handelt, das Ergebnis einer anderen, größeren Reifung. Nun, auch die Rebe braucht nährenden Boden, Sonne, Wasser usw.. Auch ein Sinn braucht Nährboden. Aber für mich ist er mehr als die Frucht, die wir ernten, denn wir nehmen Einfluss auf seine Gestalt.
Ob sich ein Sinn überhaupt von der Gesamtheit trennen kann, oder nicht vielmehr unwiderruflich in sie eingebettet liegt und nur innerhalb dieser wirkt, mag ich momentan nicht zu mutmaßen. Es scheint mir, dass am Ende alles zusammenspielt und zusammen wirkt. Die Summe all der Einzelstränge muss also 42 sein.. oder so ähnlich :saint:
 
Lass Leid und Tod, die bitt‘ren Beeren,
jenen tiefen Sinn mich lehren,
Hier weichst du ein wenig vom Rhythmus ab, wo der zweite Vers betont beginnt. Auch das Versmaß stimmt so nicht ganz. Irgendwie gefällt mir das, es fügt sich in ein Gesamtbild, das durch diese kleine Unregelmäßigkeit wirklicher wird. Alternativ ließe sich natürlich ein Füllwort einbetten..
---> bald jenen tiefen Sinn mich lehren,  (oder ähnliches...)
 
der mich von allem Unsinn heile.
Nun, ich denke, Sinn kann auch in der Abgrenzung zum Unsinn reifen. Oder gerade dort! Wer keinen Unsinn kennen gelernt hat, vermag ihn letztlich vielleicht gar nicht vom Sinn zu unterscheiden, so weckt das Gespür für Unsinn womöglich eine Ahnung von Sinn in uns..
 
Sehr schöne, nachdenkliche Zeilen und im Ganzen wieder sehr gelungen.
War wie immer eine Freude zu lesen.. :thumbsup:
 
Liebe Grüße Lichtsammlerin
 
 
Hier weichst du ein wenig vom Rhythmus ab, wo der zweite Vers betont beginnt. Auch das Versmaß stimmt so nicht ganz. Irgendwie gefällt mir das, es fügt sich in ein Gesamtbild, das durch diese kleine Unregelmäßigkeit wirklicher wird. Alternativ ließe sich natürlich ein Füllwort einbetten..


---> bald jenen tiefen Sinn mich lehren,  (oder ähnliches...)
Vielen Dank liebe Lichtsammlerin, für den guten Hinweis! Die Passage habe ich geglättet. Alles weitere, sobald es meine Zeit erlaubt. Herzlichst Elmar
 
Lieber Elmar,
 
vielen Dank für Deine Hinweise.
 
Der Schlüssel könnte im Beginn der letzten Strophe stecken. Dort wechselst Du über ins Gebet. Bitten bedeutet hier für mich die Bereitschaft, Sinn zu suchen, ja, sogar eine hoffnungsvolle Bereitschaft. Es könnte also an der inneren Haltung zum Geschehen liegen.
 
Herzlichen Gruß,
Edo
 
 
Bitten bedeutet hier für mich die Bereitschaft, Sinn zu suchen, ja, sogar eine hoffnungsvolle Bereitschaft. Es könnte also an der inneren Haltung zum Geschehen liegen.
 
Ja, lieber Edo, so empfinde ich es auch: Bitten bedeutet eine sehnsuchtsvoll, suchende Haltung gegenüber den beschwerlichen Geschehnissen einzunehmen. Sehnsucht erzeugt unsere menschliche Wirklichkeit - sie macht unser Leben zu dem, was wir darin finden werden - im positiven wie im negativen Sinne. Vertrauen in unser Dasein (Gott) und hoffnungsvolles Suchen nach Sinn und Bedeutung der beschwerlichen Seiten unseres Daseins macht uns mit dem Leben vertraut wodurch wir erst zu einem grundlegenden Leben finden können. Denn  so weit wir unbeirrt in das Leben (Gott) vertrauen, werden wir zu dessen Vertrauten und umgekehrt. Vertrauen ist der Ring des Daseins, wer es gefunden hat, wird finden und wird wiederum durch das Leben (Gott) gefunden werden. Wer in solchem Vertrauen steht, der kann nicht verloren gehen. Der Vertrauenslose wird anklagen und fragen: Wie kann Gott das alles zulassen? Aber er stellt seine Fragen nicht wirklich, er stellt sie nur rethorisch -er erwartet keine andere Antwort als die, die er sich bereits gegeben hat. Er ist kein wirklich Suchender. Der aufrichtig Suchende findet seine Antwort durch vertrauensvolle Einsicht in sich selbst und jede dieser Antworten macht ihn lebendig -  vermag ihn zu trösten und eben dadurch zu heilen. Herzlichst Elmar
 
 
  • Danke
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