Lieber Elmar,
- da ziehe ich mich ein paar Wochen zurück, und das erste Gedicht, auf das ich stoße, ist gleich Anlass Innezuhalten und den eigenen Stinn zu reflektieren. Ich stoße also sogleich - wie Douglas Adams sagen würde - auf das Leben, das Universum und den ganzen Rest. Geht es noch besser?
Die Antwort ist natürlich 42, aber das nützt der zuinnersten Sinnsuche wenig.
Ich frage; wie wird Sinn geboren?
Bewirk ich selbst ihn, als der Frager?
Meine Meinung dazu wäre: JA. Für mich ist Sinn nichts von Außen festgelegtes, fremdbestimmtes, sondern etwas zutiefst eigenes, noch dazu wandelbares. Mein Sinn von heute muss nicht der von morgen sein, und bestimmt ist es nicht der gestrige. Es mag einen übergeordneten Sinn geben, den ich selbst erschaffe und meinem Leben gebe. Aber auch dieser kann sich mit der Zeit verändern, neuen Erfahrungen anpassen, Annahmen revidieren und sich neu ausrichten.
Die Frage wofür wir leben, welchen Sinn das alles hat.. nun ja, es wird
sinnlosI, wenn wir nach einem großen, vom Universum diktiertem Sinn suchen, denn den gibt es nicht - meiner Meinung nach.
Das gibt uns eine fast unbegreifliche Freiheit, aber auch eine Bürde. Den eigenen Sinn finden zu müssen, erschaffen zu müssen, wenn man den will, bedeutet die Bereitschaft aufzubringen, alles Übrige dieser Suche unterzuordnen. Und alles Untergeordnete dem gefundenen Sinn gleichzustellen.
Und gleicht die Antwort, die ich gebe,
wenn ich den Sinn zu finden glaube,
nicht einer einz‘gen süßen Traube,
die bald getrennt von ihrer Rebe,
im Nu verkostet und zerronnen?
Mmh, eine wahrlich gute Frage! Ich lese das Bildnis mit der Traube so, dass ein gefundener oder gegebener Sinn nur reift und zugehörig ist, eingebettet in den größeren Sinn, in die Gesamtheit. Eine Traube ohne die Rebe, welche sie hervorbringt, gleicht einer hohlen Prophezeihung.
Die Frage die sich dabei stellt, ist für mich, ob der Sinn etwas Schöpferisches darstellt, das einer Rebe gleich die Früchte reifen lässt, oder ob es sich beim Sinn um die Frucht handelt, das Ergebnis einer anderen, größeren Reifung. Nun, auch die Rebe braucht nährenden Boden, Sonne, Wasser usw.. Auch ein Sinn braucht Nährboden. Aber für mich ist er mehr als die Frucht, die wir ernten, denn wir nehmen Einfluss auf seine Gestalt.
Ob sich ein Sinn überhaupt von der Gesamtheit trennen kann, oder nicht vielmehr unwiderruflich in sie eingebettet liegt und nur innerhalb dieser wirkt, mag ich momentan nicht zu mutmaßen. Es scheint mir, dass am Ende alles zusammenspielt und zusammen wirkt. Die Summe all der Einzelstränge muss also 42 sein.. oder so ähnlich :saint:
Lass Leid und Tod, die bitt‘ren Beeren,
jenen tiefen Sinn mich lehren,
Hier weichst du ein wenig vom Rhythmus ab, wo der zweite Vers betont beginnt. Auch das Versmaß stimmt so nicht ganz. Irgendwie gefällt mir das, es fügt sich in ein Gesamtbild, das durch diese kleine Unregelmäßigkeit wirklicher wird. Alternativ ließe sich natürlich ein Füllwort einbetten..
--->
bald jenen tiefen Sinn mich lehren, (oder ähnliches...)
der mich von allem Unsinn heile.
Nun, ich denke, Sinn kann auch in der Abgrenzung zum Unsinn reifen. Oder gerade dort! Wer keinen Unsinn kennen gelernt hat, vermag ihn letztlich vielleicht gar nicht vom Sinn zu unterscheiden, so weckt das Gespür für Unsinn womöglich eine Ahnung von Sinn in uns..
Sehr schöne, nachdenkliche Zeilen und im Ganzen wieder sehr gelungen.
War wie immer eine Freude zu lesen.. :thumbsup:
Liebe Grüße Lichtsammlerin