Hallo Josh!
Da ich davon ausgehe, dass du hier keine zoologische Abhandlung verfasst hast, folgt konsequenterweise die Frage nach den Stellvertretern der Akteure. Wer sind die Schlangen und wer die Anderen (hier: "sie")? Mit Blick auf die Kategorie gehe ich erstmal nicht davon aus, dass es sich um etwas gesellschaftliches handelt. Okay, es geht also um etwas düsteres - vielleicht um seelische Abgründe, Erlebnisse, Bewertungen, Vorurteile vielleicht. Werden hier Gedanken, Chancen, Frohsinn vergiftet? So wie Missmut, der zu Selbstsabotage führt, Selbstzweifel, Verselbstständigung von bohrenden, ungelösten inneren Konflikten, ausgelöst durch die Diskrepanz zwischen Erlebnis und Realität...
Die Schlange als Symbol hast du sicher nicht zufällig gewählt. Aus unserem Kulturaum heraus würden die inneren Dämonen passen, aber das wäre etwas naiv und einfältig. Ich glaube, du hast etwas tiefsinnigeres gemeint. Insbesondere die Zeile "Und jeder will mal ran" hat eine genial doppeldeutige zentrale Stellung, die der gespaltenen Zunge der Schlange entspricht und die an sich eine eigene Symbolik gehabt hätte. Aber auf diese indirekte Weise funktioniert es auch: nicht nur jede Schlange will mal ran, sondern auch jede(r) von den Schlangen heimgesuchte.
Ein wirklich interessantes Gedicht mit viel Raum für Spekulationen und persönlichen Narrativen.
Herzlichen Dank für die Inspiration und VLG
Peter