Lieber gummibaum,
eigentlich wollte ich gerade die ausstehenden Kommentare zu meinen Gedichten beantworten, die sich aufgrund meiner Faulheit viel zu hoch gestapelt hatten. Aber ich kann mir nicht verkneifen, zu deinem Gedicht wenigstens so viel zu sagen, dass es mich berührt und ich fasziniert bin, wie du eine ethische Frage aufwirfst, ohne sie explizit zu stellen oder den moralischen Zeigefinger zu erheben.
Das Gedicht lädt den Leser ein, selbst zu überlegen, wie er auf die Bitte reagieren würde, wenn er das LI wäre (daher sind die drei Punkte am Ende genau das passende Satzzeichen). Obliegt es irgendeinem Menschen, das Leben eines anderen zu beenden? Wenn nicht, gilt dies auch dann, wenn der Andere explizit darum bittet, weil er zu sehr leidet? Hat ein Mensch nicht das Recht, selbst über seinen Tod zu verfügen? Ich habe dazu meine Intuitionen, kann es aber nicht allgemeinverbindlich sagen und jeder wird in diesem Fall seine eigenen Intuitionen haben.
Genau das ist die Stärke deines Gedichts. Es stellt den Leidensdruck ohne Beschönigung dar, der zu einem Todeswunsch führen kann, ohne eine Verpflichtung oder ein Verbot abzuleiten, diesem Todeswunsch nachzukommen und inspiriert daher, sich eingehender mit dem Thema zu beschäftigen.
LG