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Feedback jeder Art Süden

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Süden
 
Der Süden ist ein stummer barfüßiger Junge
der sich in leeren Häusern versäumt
wo alle Uhren nach Norden zeigen
der streunende Katzen fängt und sie aufisst
Der Süden ist der rote Kaugummiautomat
aus deiner verschatteten Kindheit
ist Angst vor dem Kursbuch
und der Wunsch
die Lokomotive zu sein
Und die vollen Lippen der Freundin,
Die dich in Gioia Tauro verließ
Sind südlich und Ihr rotblondes Haar
und das Meer in das sie im Frühlicht hinausschwamm
Und am Abend die unruhigen Rufe
Über die Wellen
über die warmen Sandflächen hin
Nicolo vieni
andiamo a casa…
Und dich tröstet das Märchen
Von der Freude des Stiers
der Wiederkehr der Geliebten
und Garibaldis
klügeren Schwalben
 
Denn der Süden ist nur ein Junge aus der Emilia
im roten Flanellhemd
Der sich in verlassenen Häusern verläuft
Wo alle Zeiger
nach Norden weisen
ist dein Herzton
Und nur ein Spiel
und ein Spiegel
deines grimmigen Wintergesichts
und doch dreimal unsterblich 
 
wie es die Schneeflocke ist 
die still wie dein Tod
 dir auf den Handrücken
 fällt
 
 
Buon giorno Onegin,
ich sehe, du hast ein Stück Italiens in deinem Herzen.
Erinnerungen voll Liebe und Sehnsucht, so real, die man fast greifen kann. 
Chiao 
Carlos 
 
Hallo, Onegin,
 
wie viel ist der Süden doch! Mit Spannung gelesen: Das Gedicht steigert sich zum Ende hin sehr und vereinnahmt den Leser ganz und gar!
 
"nur" und "nur" und doch: 
und doch dreimal unsterblich
 
In diesem Sinn bleibt man mit der letzten Strophe sinnend zurück (fragt sich auf einmal auch, wer das "Du" ist). Jedenfalls schön, das Bild mit der Schneeflocke, die auf der warmen Hand zergeht!
 
Es bleibt mir auch das Rufen der Mutter und das grimmige "Wintergesicht".
 
Ich habe heute mehrmals zu deinem Gedicht hereingeschaut, fand es jedoch anfangs zu schwierig zu kommentieren, doch dann 'erfasste' es mich ...
 
Lieben Gruß
 
Nesselröschen
 
Nie war Sehnsucht je geballter aufgeprallt als hier.
Lieber Onegin, 
deine Metaphern sind nicht nur ein Flash sie sind ein Flashmob!
 
und ich schließe mich an Nessi an: wer ist das LI ? Ich tendiere zu einem Italiener in Deutschland. Die Wurzeln ziehen, denn sie reichen in den Süden wo das Herz noch ist.
 
 
Liebe Grüße und einen schönen Sonntag
Sali
 
Hallo Carlos, Nesselröschen,  Salseda und schwarzer lavendel
 
Euch allen hat das KLischeee vom Süden hier einen Streich gespielt. Um Sehnsucht geht es hier schon, aber viel mehr noch um deren poetisch kritische Hinterfragung.
iDer Süden....


st dein Herzton
Und nur ein Spiel
und ein Spiegel
deines grimmigen Wintergesichts
  Will heißen, der Klischee-Süden ist in uns, ist das Produkt und die Projektion unerser Verletzungen, Verwundungen und Versagungen und hat mit der Wirklichkeit Südeuropas gar nicht vilel  zu zun.
 
Auch die prominente Vorkommen dieses stummen, barfüßigen Jungen, der sich in unwirtlichen Häusern aufhält, hätte euch darauf bringen könne, dass hier nicht nur von Sehnsucht die Rede ist.
 
Ich dachte beim Schreiben beispielsweise an die Filme Fellinis aus den 50er und 60er Jahren. Dort leben die Menschen nicht in malerischen Altstädten sondern auf irgendwelchen randständigen Stadtbrachen, zwisschen Brennnesseln und nicht zu Ende gebauten Wegen. Ich dachte an Pasolini, der in einer solchen "Landschaft" von einem Strichjungen ermordet wurde.  Ich dachte auch an die Bachmann,, die sich, wenn gleich immobilienmäßig besser aufgestellt, in Rom ums Leben trank und  schluckte, in einem Haus, dessen Zeiger nach Norden wiesen. 
 
wow, lieber Onegin,


jetzt halte ich mich hier nicht mehr aus.


 


eine überlegung - das  e i n e  vor der lokomotive würde ich weglassen oder bestimmt setzen. ist aber nur mein gefühl.
 
NUn Cjarloette, du bringst mich noch danzu, ein Liebesgedicht auf Deutschland zu verfassen und das widme ich dann dir. ...
Das e i n e vor Lokomotive habe ich rausgenommen. Ich denke, dass du da Recht hast.
 
.
 
 
 
   
 
  • Onegin
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