Thomkrates
Autor
Vorbemerkung für die Leser im Forum:
Der folgende Text ist vorläufig. Es ist der erste Versuch das gesetzte Thema ausführlich zu beleuchten. Da ich seit etwa zwei Jahren beobachte und meine Erfahrungen sammle, hier im Forum, in Workshops und in der Literatur, wage ich diesen Versuch hier erstmals und öffentlich. Ich erhoffe konstruktive Rückmeldungen, weniger zum Text, mehr zum Thema, da ich gerne mein Verständnis des Themas ergänzen und vertiefen möchte. Wer also mit dem Konzept des Lyrischen Ich vertraut ist, etwas darüber weiß, kann gerne hier kommentieren und anmerken, was mir eventuell noch entgangen sein könnte. Schon jetzt herzlichen Dank.
Über das Lyrische Ich - Ein Essay
Kurz gesagt lautet die Beobachtung, im Zusammenhang mit der Interpretation von Dichtung und dem Gespräch darüber, sowie der dort verwendeten Formel des Lyrischen Ich, dass das Lyrische Ich mindestens dafür herhalten kann, dem Autor, der gerne sich in seiner kreativen Phantasie zu finden meint und auszudrücken bereit ist, ein Versteckspiel zu ermöglichen und ihn daher hinter seinen Text, hinter sein Gedicht (oder sogar fern seines Textes und Gedichtes) treten lassen kann, sodass manche der Verteidiger des Konzepts des Lyrischen Ichs sogar behaupten, in literarischen und lyrischen Texten und Gedichten seien der Autor gar nicht vordergründig mit von der Partie und hätte sich gar nicht dem Leser für relevant anzuzeigen.
Mir wurde schon in offiziellen und öffentlichen Zusammenhängen und Veranstaltungen weisend bedeutet, dass der Leser mit einem Text machen könne, was er wolle, da ein Autor offenbar gar nicht interessant zu sein scheint für einen Leser. Und das Konzept des Lyrischen Ich scheint eine Vorstufe davon zu sein, was ich im Folgenden nach und nach beleuchten möchte.
Diese proklamierte, merkwürdige Abwesenheit des Autors in seinem Text, begegnete mir in verschiedenen Zusammenhängen bereits mehrfach und geht beobachteter Weise auch so weit, den Tod des Autors zu fordern und seinen Text quasi für vogelfrei zu erklären, wonach der Leser, unter völliger Missachtung des Autors und dessen eventuellen Intentionen, Deutungen und biographischen Details, frei über einen Text verfügen dürfe und frei seine Phantasie laufen lassen dürfe, um etwas Sinniges mit dem Text zu erfahren und sich selbst in einem, von einem anderen Menschen geschriebenen, Text zu finden.
Aber, was genau findet ein Leser in einem Text, der den Autor außen vor lässt und ignoriert? Was findet ein Leser in einem literarischen Text oder Gedicht, wenn er sich nicht darum bemüht den Autor zu verstehen zu suchen? Findet der Leser damit nicht etwa nur sich selbst? Und welches Ich findet er da? Welch egoisches Ergebnis wäre das unter Umständen?
Ich spreche nicht aus einer Unterstellung heraus oder aus einer Spekulation und Verdächtigung, sondern, da mir in mehrfach sich mir gebotenen Zusammenhängen, dies eben genannte bedeutet und zu verstehen gegeben wurde. Das Konzept des Lyrischen Ich sei zu befolgen, da der Autor nicht immer identisch mit seinem Text sei und wir diesem Umstand Rechnung tragen müssten. -- Ist das aber nicht merkwürdig? Der Autor sei nicht in seinem Text oder Gedicht zu finden? Was genau geschieht hier? Und was hat das, genauer, mit dem Konzept des Lyrischen Ich zu tun?
Im Folgenden möchte ich einige Gedanken dazu anbieten, die für sich nicht die letzte Schlüssigkeit behaupten, sondern, die anregen möchten, über diese in der Literatur und Dichtung offenbar weit verbreitete Haltung zur Autorenschaft und zur Methode der Interpretation, Kritik und Analyse eines Textes mithilfe des Konzeptes des Lyrischen Ich, sowie des Redens darüber, nachzudenken und sich in eine Wachheit zu begeben, die eventuell fruchtbar sein kann. So hoffe ich. Das Folgende stammt aus einer Beschäftigung mit den Weisheiten von West und Ost und der Beschäftigung mit wissenschaftlicher Wahrheit und philosophischer und psychologischer Erkenntnis und der Suche danach, dem seit der griechischen Philosophie hoffnungsfroh gespendeten innigen Aufforderung zur Selbsterkenntnis und zur Entwicklung einer redlichen Leidenschaft zur Aufrichtigkeit, die es dafür braucht.
Es scheint zunächst, dass allein die Einführung einer Trennung zwischen dem Autor und etwas anderem, das den bestechenden Namen Lyrisches Ich erhalten hat, mit psychologischem Verständnis, auf eine forcierende Verdrängung und schattenhafte Dunkelheit hin deutet, die irgendwie nicht gesehen wird und nüchternerweise und kühl auch nicht gesehen werden will. So kann nicht nur vermutet, sondern gerade aus einem Wissen und der Erfahrung mit psychologischen Schatten und Dunkelheiten, auch behauptet werden.
Hat Freud nicht erkannt, dass menschliches Bewusstsein, so wie es ihm hilfesuchend, pathologisch und mit Leidensdruck auf die Couch kam, als drei Bereiche unterschiedlicher Klarheit oder Dunkelheit gesehen werden kann: als das Ich, das Es und das Über-Ich? Als der Glanz, das Dunkle und das Unantastbare? Als das Ganze, das Fragmentierte und das Überstülpende? Als das Licht, die Schatten und das Bedeckende?
Wie auch immer die Zeit seit Freud vergangen ist und neuere Erkenntnisse und zusätzliches, genaueres Beobachtungsmaterial die Forschungswelt der Psychologie erfüllt und bereichert hat, und wir zwar heute etwas genauer zu Tage fördern können, dass und wo Freud sich geirrt hat, so bleibt dennoch aufrichtigerweise anzuerkennen, dass Freud sich nicht komplett geirrt hat und dass gerade das fragmentierte Es (und wohl im Weiteren auch das Über-Ich) als zu überwindende Kräfte auf dem Weg zu einem gesunden und frei agierenden und sich fühlenden und denkenden Ich gehören, die wir auch heute noch nicht leugnen dürfen und sollten, da wir doch zu einem Ganzen und nicht zu Getrenntem streben, zum Licht, und nicht im Dunkeln bleiben wollen.
Soll doch aus den Es-Kräften eine gesunde Ich-Kraft werden, die als freier Spieler der Zeit und Geschichte, des eigenen Lebens und der Teilnahme und Anteilnahme an Menschen, Gesellschaft, Kultur und dem weltlichen und existenziellen Geschehen hier auf dieser Erde, den gesunden, konstruktiven, beherzten, mutigen und zutiefst menschlichen Entwicklungsgang gestaltet und begleitet und die Leiden der Zeit und der Wesen zu meiden, zu lindern und zu heilen versucht.
Ist dies eben Gesagte daher nicht klar und einsichtig? Dass der Mensch, auf seinem je eigenen Entwicklungsgang, von unbewussten und schattenhaften Kräften begleitet ist, die ans Licht zu bringen sind und daher von Dunkel befreit werden sollten, bzw., die von sich aus nach Befreiung und Beleuchtung rufen? Und dass es Instanzen im Bewusstsein gibt und in der Dynamik der Bewältigung, die der Befreiung und Beleuchtung entgegen wirken?
Ist die große Frage des Irrtums von Erkenntnis und der Täuschung in der Methode und des Leidens daraus an ungelebtem Leben, nicht eine verzwickte, vielschichtige und daher zu erforschende Frage, deren Antwort über unsere Menschlichkeit entscheidet? Und ist sie daher nicht eine kritisch zu beleuchtende? Was tut das Konzept eines Lyrischen Ichs aber? Ich versuche das im Folgenden zu beleuchten.
Ist das Gesagte daher, im Gegensatz zu der scheinbar willkürlichen Einführung eines sogenannten Lyrischen Ichs in die Dichtung, nicht(!) merkwürdig, wie dagegen die Trennung von Intentionen und Instanzen von Ichen, die diese schattenhaften und gespaltenen Bereiche des Ich im Dunklen belassen und ein Konzept bereit stellen auch die essenzielle Erkenntnis der Psychologie von sich fern zu halten, von sich zu weisen, zu leugnen und zu ignorieren? Was durch Fragen und Nachfragen und deren Antworten darauf, beobachtet werden kann.
Gerade das Konzept des Lyrischen Ich befindet sich intentional und dynamisch auf dem Wege nicht erst den Autor und sein Eigenes zu verdrängen und in einen geistigen Behälter zu legen, sondern ihn ungeschehen und unlebendig zu machen und zu halten. Denn wer einen Sprachgebrauch einführt, um über einen Text zu reden, muss sich fragen lassen, wozu genau dies dienen soll und was dabei genau eigentlich geschieht. Ich komme darauf zu sprechen.
Dass der Autor unlebendig bleiben soll, blutleer, atemlos, erschrocken und zu agil, um wahrzunehmen, was geschieht, ja, für dieses Ziel gibt es sicherlich Kräfte in der Welt, die genau daran Interesse haben, die genau daran Interesse haben, dass die Wahrheit und Aufklärung über die Wahrheit nicht ans Licht kommen. Genau daher sind solche Texte, wie dieser, von essenzieller Wichtigkeit und bedürfen der sorgsamen und ausgewogenen Gestaltung und Durchdringung des Themas. Denn die Lüge und die Täuschung mancher, sind raffinierter als ein Teufel.
Sprache ist also nicht einfach Vereinbarung, sondern auch Bewusstsein. Das ist wesentlich zu beachten. Und dass das Lyrische Ich mehr einer Vereinbarung gleicht und nicht einer gefundenen Naturerscheinung, konnte mir bisher noch niemand widerlegen. Denn es wirken sich Vereinbarungen und Regeln auch auf das Bewusstsein der Sprechenden, Schreibenden und Denkenden aus. Hierzu wird im Folgenden sich noch zu äußern sein.
Wer aber und also möchte kein ganzer, gesunder Mensch sein? Wer möchte nicht frei von Kräften sein, die ihn von einer selbstbewussten und glücklichen Empfindung des Erkennens und Gestaltens fern halten? Wer möchte nicht frei von fragmentierten Anteilen seines Bewusstseins sein, die sein Eigenes im Dunklen lassen und ihn hindern es zu entfalten? Wer möchte nicht frei von Überstülpungen einer Gesellschaft sein, die selbst nach Orientierung ruft im Chaos des Lebens- und Weltgeschehens und die doch auch hilflos und immer wieder nur meist adhoc Regeln, Gesetze, Moral und Verhalten erwartet und fordert, was nicht immer zum Besten des Individuums und der Gesamtentwicklung gesetzt wird?
Wir können kaum annehmen, dass durch die Einführung einer vereinbarten Instanz, die das Ich des Menschen fragmentiert und geradezu dazu auffordert -- und dies daher einen beliebigen, verbalen Behälter darstellt, in den hinein verdrängt werden kann, was gerade verdrängt werden will --, eine nur ordnende und regelnde Funktion angesprochen wird, die als willkommener Schutzraum dienen soll, wie wir im Folgenden hören.
Sondern wir müssen im Weiteren annehmen, dass der Sprachbereich des Lyrischen Ich die Fluchttendenz der Es- und Über-Ich-Kräfte des Menschen befördert und ihn in die Möglichkeit bringt, sich selbst zu verschleiern und undeutlich werden zu lassen, gerade weil das Konzept des Lyrischen Ich eine Übereinkunft und Forderung zu sein scheint und keine aus Beobachtung von Klienten auf der Couch gefundene Ordnung, Erfahrung und Struktur der Erkenntnis und Folgerung daraus.
Klarheit aber und Ganzheit, Glanz, Direktheit und Offenheit, Respekt und Vertrauen, sind die Eigenschaften des gesunden, ganzen und vernünftigen Denkens -- und nicht die Ausnutzung von Nischen oder Höhlen der Dunkelheit und Verschleierung, wie es das Lyrische Ich zu sein scheint und verführerisch zu ermöglichen scheint.
Wieso bedarf es eines Behälters und eines Sprachgebrauchs, um sich mit den Texten der Dichtung auseinander zu setzen? Und für wen ist dieser Sprachgebrauch angebracht? Wenn überhaupt? Und für wen eher weniger? Wie kam es dazu ein solches Konzept zu fordern und einzuführen oder zu verbreiten? Es könnte nämlich sein, dass erkannt werden kann, dass hier ein Sprachgebrauch eingeführt wurde, um nur manchen Tendenzen von manchen entgegen zu wirken, die aber bei anderen und vielen eher weniger vorhanden sind. Wir werden sehen.
Dies würde die Vorwegnahme einer Unterstellung darstellen, unter dem Deckmantel der guten Kommunikation und des angemessenen literarischen Gesprächs, die den Unschuldigen dazu auffordert die Methoden und den Sprachgebrauch, der für andere bestimmt ist, zu verwenden. Dass also eine Pauschalisierung und Indifferenz den guten Ton in eine Forderung ummünzt und dabei anrichtet, was undifferenzierte Generalisierungen so gerne anrichten. Wir schauen uns dies an.
Ich habe mir also erklären lassen, dass das Konzept des Lyrischen Ichs dem Zweck diene, die Privatsphäre des Autors zu schützen, ihm also durch die Kommunikation über das Lyrische Ich es ermöglicht würde, seine Privatsphäre zu schützen, in dem er und die an der Besprechung des Textes Beteiligten sich des Umweges über das Lyrische Ich versichern und vereinbaren und sich dieses bedienen sollen. Dies solle Vertrauen schaffen und sicheren Boden des Gesprächs ermöglichen.
Der literarischen Kommunikation über Texte und Gedichte wird also eine Instanz hinzugefügt, die es den kreativen und manchen Selbsterkenntnis geleiteten Prozessen des Schreibens, ermöglichen solle, freier und ungehemmter, offener und selbstbewusster, feiner und tiefer zu agieren, quasi aus einer Deckung heraus, und sich somit, vertrauensvoller zu sich selbst, anderen und der Welt zu offenbaren. Aber stimmt das auch weitestgehend?
Es gehöre also zum guten Ton, in der Besprechung und Kritik von Texten und Gedichten, das Konzept des Lyrischen Ichs zu verwenden und anzuwenden und zu respektieren und bei Anmerkungen und Fragen darauf zu verweisen, um den Autor selbst nicht in Erklärungsnot oder Bedrängnis zu bringen, seine Privatsphäre zu schützen, wenn er dabei gewesen sein sollte, selbst noch nicht klare und deutliche Sichten zu äußern und im eigenen Nebel und Schatten sich um seine eigene Wahrheit zu winden oder diese mutig zu suchen, zu finden und durch Anfühlungen vorsichtig zu erspüren und sich ihr anzunähern.
Oder: es gehöre zu akzeptieren und zu respektieren, dass der Autor einfach seiner kreativen Phantasie freien Lauf gelassen habe, ohne auf seine unbewussten Es- oder Über-Ich-Kräfte zu blicken. Er also mit diesen gar ein egoisches Bündnis eingegangen sein könnte, im Laufe der Jahre und Jahrzehnte seines kreativen Schreibens? Und er daher -- und so zeigen sich zahlreiche Frage-Antwort-Geschehen, bei denen dies zutrifft -- an der Aufgabe der Psychologie und dem Ziel der Selbsterkenntnis, der Welterkenntnis und der Weisheit gar kein Interesse zu haben scheint. Ist das so? Was zeigt die Welt? Die Welt im allgemeinen? Und die Welt der Literatur und Dichtung?
Denn eine reine, kreative Phantasie, der es an innigem Impuls zur Selbsterkenntnis mangelt, wird den Disziplinen der Psychologie und auch der Philosophie abhold sein und sie beide grundweg ignorieren. Was dann auch schattig für sich selbst spricht und erkennbar sein wird, also beobachtet und erfahren werden kann für alle jene, die sich offen den Frage-Antwort-Geschehen respektvoll widmen.
Hierzu ist also folgendes zunächst zu sagen: Es ist sicherlich eine respektvolle Gesprächskultur erforderlich, um sich authentischen und offenbarenden Texten und Gedichten zu nähern und deren Wahrheit zu entziffern oder angemessen zu deuten und zu verstehen zu suchen. Vorausgesetzt, die Beteiligten sind überhaupt an Wahrheit interessiert. Wenn nicht, sei dies eine eigene Frage-Antwort-Untersuchung wert, ein eigener Dialog. Denn Wahrheit und die Suche nach Wahrheit waren schon bei Sokrates vor zweieinhalb Jahrtausenden ein Anlass, jemandem zum Trinken eines tödlichen Getränks zu verurteilen. Es ist kaum anzunehmen, gerade in der Beobachtung der vergangenen und gegenwärtigen Welt, das diese Tendenz nun überall schon verschwunden wäre.
Jede Kommunikation ist ein Austausch, der Chance bietet, Erkenntnis zu finden oder zu bestätigen, einen neuen Weg zu finden an bestehenden Fragen weiter zu arbeiten oder Klarheit und Trost zu finden ob des eigenen Zweifels und der Unsicherheit, die Es- und Über-Ich-bezogen sicherlich bestehen können. Wichtig ist der Schutz der Person und eine respektvolle Auseinandersetzung mit den Worten anderer, seien sie nun schriftlich oder mündlich geäußert.
Eine unliebsame und ungerechte Wertung und egoisch-selbstgerechte Einordnung in nur eigene Interpretationsebenen und -muster, die im Allgemeinen und Speziellen immer wieder beobachtet werden können, ist sicherlich etwas, das gefürchtet wird und das die Gesprächspartner und Interpretatoren vermeiden müssen, um gerecht und adequat zu reagieren auf das, was an Wort und Bedeutung sichtbar wird und was verstanden werden will.
Das ist aber andererseits auch nahezu unvermeidlich, da jeder Mensch sein eigener Mittelpunkt darstellt, von dem aus er die Welt und sich selbst betrachtet. Daher ist -- aus diesem Mittelpunkt heraus -- der Respekt und die Wertschätzung zu üben, die notwendig sind, um, nicht unbedingt nur faire Kritik zu äußern, doch mehr noch: eine begleitende Fürsorge und Rücksichtnahme zu üben, unter dauernder Achtsamkeit auf den eigenen, immer möglichen Irrtum. Und daher bedarf es des Umweges über ein Lyrisches Ich eigentlich nicht, was jeder aus seinem eigenen Mittelpunkt heraus leisten kann.
Eine auf der Ebene des Persönlichen und Privaten geführte Erörterung von Texten und Gedichten, kann schon dazu neigen die Person anzugreifen und zu verurteilen. Schon lange ist aber auch bekannt, dass einer dagegen sachlichen Diskussion so etwas nicht gebührt und daher persönliche Anlastungen zu unterbleiben haben. Oder zumindest eine spezielle Betrachtung und mitfühlendes Fragen angeraten wäre, anstatt abzuwerten, anzugreifen oder sonst respektlos zu begegnen, was nicht immer möglich erscheint und nicht immer im Vermögen der Beteiligten erwünscht liegt.
Wer in einem offenen Gespräch sich aber nicht einer wissenschaftlich und philosophisch erforschenden Haltung sicher sein kann oder diese ablehnt, der sollte in solchen Gesprächen erst einmal zuhören oder doch zunächst fern bleiben und sich vielmehr eine respektvolle Sachlichkeit bewusst machen und erarbeiten, die es bedarf, um fruchtbar für alle Seiten zu sein.
Die Einführung eines Lyrischen Ichs scheint hier diesem Umstand einer mangelhaften Beteiligung an offenen Gesprächen und deren pathologischen Fallstricke, entgegen wirken zu wollen, indem es quasi als Blitzableiter für all jene zu dienen scheint, die von der persönlichen Angehung eines Autors nicht zu lassen in der Lage scheinen.
Aber soll daher das genannte Konzept des Lyrischen Ichs für jeden gelten? Nur weil einige noch nicht in der Lage sind, sachlich zu bleiben und daher den Respekt noch nicht gelernt und verinnerlicht haben, die eine freie, offene und sinnvolle Besprechung der Worte des Menschen und Autors bedürfen?
Ist also das Konzept des Lyrischen Ich eine Notkonstruktion, um einem anderen Umstand entgegen zu wirken? Nämlich der deprivierten und mangelhaften Gesprächskultur und dem Mangel an Übung in aufrichtigen und respektvollen Gesprächen? Also das Fehlen einer hohen kommunikativen Qualität? Also das Fehlen einer (oder mangelhaft ausgebildete) Menschlichkeit?
Was seinerseits als eine Folge von Oberflächlichkeiten einer nur beliebigen und nicht geordneten und zielbewussten Kulturbeteiligung erscheinen kann, die sich in der Pluralität der Meinungen und der beliebigen, bodenlosen Toleranz verloren findet und nicht anders kann, als sich an einer Oberfläche (fest) zu halten? -- Was wiederum eine Folge von schattenhaften Eigenheiten und Egoismen wäre, die noch der Therapie, Beleuchtung und Befreiung bedürften. Eine Folge wiederum also der Furcht vor Aufrichtigkeit und Authentizität, eine Folge der Furcht vor echtem Vertrauen und Nähe. Wobei wir damit den emotionalen Inhalt der Es- und Über-Ich-Kräfte sehen können.
Ich meine nun, dass für die Beleuchtung von Schatten und die Befreiung von Hindernissen und Hemmnissen, kein Konzept des Lyrischen Ichs notwendig scheint, zumindest nicht für jeden, und dass dieses Konzept zu Missbrauch einlädt und kontraproduktiv wirkt, weil es eine Trennung einführt und den direkt spürbaren Menschen nicht zu zeigen in der Lage ist. Wieso sollte ein Umweg genommen werden, wo doch der authentische Herz-Geist sich als ein Gesundes, Ganzes und Ungeteiltes erweist? Und nicht als ein Fragmentiertes und Übergestülptes? Also auch nicht etwa als Opfer von emotionsgeladenen Es- und Über-Ich-Kräften einer fragmentierten und aufgesetzten Seele? Eines Geistes und Bewusstseins also, das seinem ganz innig Eigenen noch nicht gewahr und verfügbar ist?
Denn es kann, im Gegensatz dazu, beobachtet werden, dass Autoren sich hinter einem Lyrischen Ich zu verstecken suchen, wie die verdrängten Impulse und Emotionen der unbewussten oder halbbewussten Es-Bereiche und der aufgesetzten Über-Ich-Seiten eines seelischen Bewusstseins. Und ebenso, dass manche Autoren den Gebrauch des Begriffs ausnutzen, um sich Ansichten und Meinungen zu eigen zu machen und durch ihre Es- und Über-Ich-getriebene Phantasie zum Ausdruck zu bringen, die gerade ein Ausdruck ihrer Verschleierung von tiefer liegenden Prozessen und Ansichten darstellen, die eigentlich psychologisch geklärt werden müssten. Und die nicht ein Publikum bedürfen, sondern einen Therapeuten.
Denn Aufrichtigkeit zeigt sich in Weisheit (und Weisheit zeigt sich in Aufrichtigkeit), die authentisch und ungeteilt zum Ausdruck gebracht wird und bedarf keiner Verschleierung oder des Umweges über ein Lyrisches Ich oder der schriftlich zum Ausdruck kommenden Es- und Über-Ich-Kräfte eines fragmentierten und aufgesetzten Bewusstseins.
Der kreative Prozess des Schreibens ist nämlich von seinem sinnigen Sinn her gesehen, kein Freiraum für Beliebigkeit, Phantasie und Problem, sondern dient, in einer gesunden und menschlichen Funktion von Literatur und Schreiben, dem Erkenntnis fördernden Sinn des Menschen selbst, in dem der Schreibende sich seines Daseins immer mehr weiter und tiefer bewusst wird -- und nicht, dagegen, wenn er sein Schreiben nutzt, um sich egoisch zur Schau zu stellen und seine pathologischen Schatten gar schon als Weisheiten oder kreative und sinnhafte Erzeugnisse von Wert für sich und die Welt produziert.
Der menschliche Entwicklungsgang ist ein Gang der Entwicklung, und auf diesem Wege gibt es Dunkelheiten, Schatten und Bedrängnisse, die überwunden und erlöst, beleuchtet und befreit werden müssen.
Wer wollte als Autor annehmen, nur weil er bisher erfolgreich seine Werke an die Leserschaft bringen konnte, er sei schon frei von dieser Menschheitsaufgabe? Aber gerade doch ist, nicht wenige Male, zu beobachten und zu erkennen, wie die Autoren sich um ihren eigenen Mittelpunkt drehen und nicht nach oben blicken, um fortzuschreiten und sich weiter zu entwickeln. Dass Schreibblockaden ein Thema für manche sind, kommt nicht von ungefähr. Das also das Finden eines Musters der Erfolgs, kein Erfolg im Sinne der genannten Menschheitsaufgabe ist, ist damit einleuchtend. Zumindest in den meisten Fällen.
Um ein verdächtiges Beispiel zu nennen: Was fasziniert eine Leserschaft an Krimi und Verbrechen, an Grusel und Horror? Und wozu neigt diese Leserschaft? Und gar der Autor? Wird sie sich und er, statistisch gesehen, überwiegend, in psychologische Therapie begeben wollen und philosophischen Diskursen offen gegenüber stehen? Oder wird sie eher dazu neigen, diesem psychologischen Geschwafel und philosophischen Abstraktum nichts abzugewinnen? Letztes spricht Bände und sei zu beobachten und zu hinterfragen.
Es sind aber schon aus einer Menschlichkeit heraus, Schatten und das Dunkle zu beleuchten und zu erhellen, was der Weg der universellen Schöpfung des Kosmos ganz deutlich zeigt, wenn wir zumindest in den klaren Nachthimmel schauen. Und gerade der Mond zeigt wechselnd, wachsend und vermindernd, ein Licht, das uns bei Nacht leiten kann. Wir können mit Beleuchtung und Erhellung, Erkenntnis zum Ausdruck bringen, die potenziell den Menschen befreien und leiten kann, weiter zu gehen. Und das Bewusstsein ist Licht und kann dies leisten.
Die Befreiung und Beleuchtung können dagegen nicht gut gelingen, durch Behälter der Entsorgung im Rahmen des Lyrischen Ichs, dessen Umweg uns nicht vor uns selber schützt, sondern uns und unsere Ganzheit und unseren Glanz ins Dunkle hinein verschiebt und einen Raum schafft, indem wir uns vor uns selbst im Dunklen belassen können und irrig glauben machen, wir hätten durch eine kreative Phantasie und Bildhaftigkeit bereits das Ziel erreicht. Dem ist nicht so.
Wir werden uns dagegen eher befreien und Es- und Über-Ich-Kräfte beleuchten, wenn wir durch offene und respektvolle Direktheit spüren lassen und können, wer und was wir sind. Dass dabei ab und an unschöne Gefühle transportiert werden können, trägt zu unserer Erkenntnis bei, der Selbsterkenntnis und der Welterkenntnis, vorausgesetzt, wir fallen nicht in einen abwertenden und abweisenden Zynismus.
Wo das freudsche Es und Über-Ich eine durch Beobachtung gefundene Bewusstseinsstruktur darstellt, die als Dunkel gesehen werden kann, dass unter Winden, Leiden und Schmerz erhellt werden kann und soll, nach und nach und mit respektvoller Fürsorge, stellt das Lyrische Ich ein durch bloße Vereinbarung bereit gestellter Behälter dar, in den sich diese Es- und Über-Ich-Kräfte hinein tummeln und austoben können. Und zwar ohne bearbeitet und bewältigt zu werden, mehr als Ablage und Ausdruck der eigenen Schattenhaftigkeit und Überstülptheit des Autors, der eigenen Dunkelheit und Fremdgelenktheit des Schreibenden -- als sprichwörtliche Buchführung, die das Ego des Protagonisten streichelt und nicht als leidenschaftliche Bewältigung, die Läuterung mit sich bringt.
Durch das so stattfindende Versteckspiel mit dem Lyrischen Ich im Lyrischen Ich, ist allenfalls ein Zwischenstadium und ein Proberaum eröffnet, eine Therapiesitzung im Gange, eine Vermeidungstaktik offenbar, die zwar ein Ziel hat, das aber noch nicht erreicht ist und vermieden werden will, weil etwas Tieferes und Wahreres als noch zu schmerzlich befürchtet wird. Ein Ziel, das vornehmlich durch Es- und Über-Ich-Kräfte gelenkt wird, die uns immer noch abhalten von unserem je eigenen, innigen, ganzen Ich und Selbst, das wir gesund sind.
Aber gerade das Schattenhafte und Dunkle, ist oft in Texten und Gedichten zu finden, die ein Zwischenstadium, ein Proberaum und die Szene einer Therapiesitzung und einer Vermeidungstaktik offenbaren und vermitteln -- und nicht die edle Lichtung und Beleuchtung des Ausblicks über die Weiten und Höhen, Tiefen und befreiten Innerlichkeiten, denen besonders Erkenntnis orientierte Schreibende gegenwärtig sein können und die sich mit den Jahren der aufmerksamen und leidenschaftlichen Erkenntnisfindung entfalten können.
Und zudem können wir zur Beachtung bringen: Die Aufrichtigkeit und den Respekt, die das Konzept des Lyrischen Ich zu intendieren sucht, vermeidet es gleichsam durch seine blanke Existenzforderung. Durch eine Einforderung von Umwegen, wird der Prozess der direkten Vertrauensfindung zwischen den Menschen verkompliziert. Die Einforderung der Verwendung eines Lyrischen Ich, ist gerade solch eine Verkomplizierung des respektvollen Austauschs über Dichtung und Schreiben, da es allein durch seine konzeptuelle Gestaltung eine Respektlosigkeit unterstellt, der es gleichsam Lösung und Heilmittel sein will. So kann es gar nicht möglich werden, dass wir der möglichen Respektlosigkeiten ansichtig werden, und damit ist uns die Kraft der Erfahrung und Erkenntnis genommen, die eine direkte Einwirkung, ohne den Umweg über das Lyrische Ich, für uns bereit hält. Und das ist zu betrauern, da es uns der Möglichkeiten der Selbst- und Menschenkenntnis beraubt.
Was das Wort betrifft, gibt es wohl keinen Weg und kein Konzept, das uns davor schützt, nicht irgendwann und irgendwie von ihm verletzt zu werden. Risiko gibt es immer. Aber dies nicht als Fatalismus verstanden oder gar als Zynismus, sondern als Aufforderung die Realität der Kommunikation mit Respekt und Aufrichtigkeit zu leben, was bedeutet, den möglichen Fragen keinen Maulkorb zu geben und den möglichen Antworten weitere Fragen zu erlauben, sollte eine angemessenere und authentischere Weise der Kommunikation ermöglichen, als der Versuch über bloße Konzepte und Vereinbarungen, wie das Lyrische Ich, Verletzung von uns fern zu halten.
Zudem sollten wir die Wahrheit schon erfahren haben, dass eine Verletzung, immer die Chance zur Erkenntnis über den Emittenten der Verletzung mit sich bringt. Das heißt, dass eine Vermeidung von Verletzung, den Menschen um den schmerzlichen Genuss von Welterkenntnis und Menschenkenntnis bringt und der Mensch damit weniger über die Welt und den Menschen erfährt und erkennt. Was natürlich nicht bedeutet, dass wir uns nun alle verletzen lassen sollten, um nur an genug Welterkenntnis zu gelangen. Das wäre töricht und gar dumm. Denn Verletzungen sind nicht beliebig und meist auch nicht intendiert, und wenn sie intendiert sind, tragen sie auch in diesem Falle eine Chiffre an und in sich, die etwas nicht Beliebiges über den Emittenten aussagt und daher gerade etwas wesentlich Sinnvolles und Erkenntnisreiches über uns Menschen oder über diesen Menschen. So, genau so, doch auch anders(!), geschieht Weisheit und gelangen wir zu belastbaren Erkenntnisinhalten.
Denn die Verletzung, kann unter Umständen, Projektionen hervorrufen und Wunden öffnen, die mehr mit der Vergangenheit zu tun haben, als mit dem Auslöser der Verletzung eben gerade in der Gegenwart. So würde Auslöser und Ursache, Anlass und Grund, Gegenwart und Vergangenheit miteinander vermischt und glatt verwechselt werden. Was erfahrungsgemäß schmerzlich und irritierend, aber auch erhellend sein kann.
Das Konzept des Lyrischen Ichs, das nun mehr als eine Hilfskonstruktion erscheint, die aus Not geboren ist, ließe damit diese Zusammenhänge in einem undeutlichen Gemisch von Instanzen zurück, die nicht differenziert genug wären und hinter denen sich die Protagonisten der Kommunikation verbergen könnten.
Dass damit Missbrauch möglich ist, liegt auf der Hand, denn solche als unauthentisch zu bezeichnende Kommunikation, gliche einer selbstmissbrauchenden Gesprächsführung, die uns vor uns selbst verbergen würde und wir nicht mit uns selbst, sondern getrennt von uns agieren und wahrnehmen würden. Das Ich wäre ein Lyrisches Ich und damit ein verborgenes und verbergendes Es oder Über-Ich, dass wir nicht ernst zu nehmen bräuchten oder das wir als Ausweichraum missbrauchen könnten. Und damit uns selbst.
Und: Das Ich wäre ein Lyrisches Ich und damit ein verborgenes und verbergendes Es, dass wir andererseits aufplustern könnten und zu ernst zu nehmen tendieren würden, weshalb uns gar nicht auffallen könnte, wie viel es mit uns zu tun hat und wie wenig es eigentlich ethisch Sinn hat, es so aufzuplustern. Denn nicht alles, was uns in den Sinn kommt, ist sinnvoll (was ein Ausdruck der Täuschung ist, die reine Phantasie des kreativ menschlichen Geistes so hoch zu loben), vielleicht für uns in einem engen oder eigensinnigen Rahmen, aber dann oft nicht für andere, es sei denn, die anderen leiden an etwa derselben Verdrängung und Dunkelheit und finden sich in der Verdrängung und Dunkelheit des anderen gefunden, geistig und irgendwie.
Dass dann die Blinden die Blinden führen können, liegt auf der Hand. Und der, der ein stärkerer, nachdrücklicher und intensiverer Verdränger und Verdunkler ist (ein größerer Narr), der rücksichtsloser und unnachgiebiger verdrängt und verdunkelt (einem Verbrechertypen nahe), wird die Macht und das Sagen über andere erlangen (und damit mindestens die eigene Kasse klingeln hören). Keine besonders vorbildliche Funktion, wie ich meine.
Und was den Sinn betrifft, sind wir Menschen eigentlich schon seit langem stetig auf der Suche, seit es Religionen gibt, denn alle Religion ist Sinnsuche und Sinnfindung. Eine Instanz, wie das Lyrische Ich, könnte hier ein verlockender Freiraum sein, uns egoisch und schattenhaft auszutoben und wir könnten gar nicht mitbekommen, wie unethisch oder eigensinnig, eng und klein wir eigentlich agieren, wie viel verdeckte Furcht und Hybris, Ignoranz und Aggression noch darin zu finden sind. Und dies nur alles, weil wir diesen Eimer des Lyrischen Ich stets befüllt haben und ihn -- verständlicherweise -- getrennt von uns gehalten haben -- und nie geleert.
Wir müssen aber nicht nur beleuchten, was uns dunkel scheint, schattenhaft und unbewusst. Wir müssen auch leeren, was uns belastet und stinkt, was von uns abfällt und was uns noch bindet. Denn nur so werden wir frei sein können und freier werden können. Die Leerung von dem, was von uns abfällt und damit Abfall darstellt, geschieht eben nicht durch Umwege über bloße Gesprächsvereinbarungen oder die Ergüsse in reiner, kreativer, bildhafter Phantasie (das entspräche einem bloßen und verdrängenden Wunschdenken), sondern eher durch leidenschaftliche und mitunter schmerzliche Erkenntnisse und Erfahrungen, die wir an uns heran lassen, weil wir in erster Linie nach Authentizität Ausschau halten und nicht nach Selbstbestätigung.
Eine Befreiung von Leid ist das Thema der Religionen und es scheint so, dass wir nicht umhin kommen, das Leid zu vermeiden. Aber wir müssen uns ihm auch stellen und vertrauensvoll hoffen, auf Menschen zu stoßen oder diese in unserer Nähe zu haben, die dies nicht ausnützen, sondern selbst daran interessiert sind, davon frei zu kommen. Wer den Weg dieser Bewältigung gehen will, soll ihn vorsichtig gehen, aber nicht zu vorsichtig, denn Zögerlichkeit ist unter Umständen auch ein Ausdruck von Misstrauen, das Gegenstand der Bewältigung und Beleuchtung wäre. Wobei eine zu forsche Annäherung ebenso ihren nicht adequaten, dunklen oder überstülpenden, Anteil besitzt.
Der Eimer des Lyrischen Ich ist dagegen ein Muster und eine Erfindung des raffinierten Geistes, der seine Ruhe haben will (ja, der seine Ruhe haben will, in diesem doppelten Sinne) und der sich aber nur glauben macht, mit einer Definition von Begriff und einer Nutzung desselben, der Einhaltung dieser Regeln dazu, wäre schon die Arbeit getan. Dem ist nicht so. Wir können nicht glauben, dass durch eine kommunikative Vereinbarung das Problem des Respekts, des Vertrauens, der Befreiung und Beleuchtung und des Schutzes des Privaten, schon gelöst sei. Das wäre zu einfach und zu zauberhaft.
Der folgende Text ist vorläufig. Es ist der erste Versuch das gesetzte Thema ausführlich zu beleuchten. Da ich seit etwa zwei Jahren beobachte und meine Erfahrungen sammle, hier im Forum, in Workshops und in der Literatur, wage ich diesen Versuch hier erstmals und öffentlich. Ich erhoffe konstruktive Rückmeldungen, weniger zum Text, mehr zum Thema, da ich gerne mein Verständnis des Themas ergänzen und vertiefen möchte. Wer also mit dem Konzept des Lyrischen Ich vertraut ist, etwas darüber weiß, kann gerne hier kommentieren und anmerken, was mir eventuell noch entgangen sein könnte. Schon jetzt herzlichen Dank.
Über das Lyrische Ich - Ein Essay
Kurz gesagt lautet die Beobachtung, im Zusammenhang mit der Interpretation von Dichtung und dem Gespräch darüber, sowie der dort verwendeten Formel des Lyrischen Ich, dass das Lyrische Ich mindestens dafür herhalten kann, dem Autor, der gerne sich in seiner kreativen Phantasie zu finden meint und auszudrücken bereit ist, ein Versteckspiel zu ermöglichen und ihn daher hinter seinen Text, hinter sein Gedicht (oder sogar fern seines Textes und Gedichtes) treten lassen kann, sodass manche der Verteidiger des Konzepts des Lyrischen Ichs sogar behaupten, in literarischen und lyrischen Texten und Gedichten seien der Autor gar nicht vordergründig mit von der Partie und hätte sich gar nicht dem Leser für relevant anzuzeigen.
Mir wurde schon in offiziellen und öffentlichen Zusammenhängen und Veranstaltungen weisend bedeutet, dass der Leser mit einem Text machen könne, was er wolle, da ein Autor offenbar gar nicht interessant zu sein scheint für einen Leser. Und das Konzept des Lyrischen Ich scheint eine Vorstufe davon zu sein, was ich im Folgenden nach und nach beleuchten möchte.
Diese proklamierte, merkwürdige Abwesenheit des Autors in seinem Text, begegnete mir in verschiedenen Zusammenhängen bereits mehrfach und geht beobachteter Weise auch so weit, den Tod des Autors zu fordern und seinen Text quasi für vogelfrei zu erklären, wonach der Leser, unter völliger Missachtung des Autors und dessen eventuellen Intentionen, Deutungen und biographischen Details, frei über einen Text verfügen dürfe und frei seine Phantasie laufen lassen dürfe, um etwas Sinniges mit dem Text zu erfahren und sich selbst in einem, von einem anderen Menschen geschriebenen, Text zu finden.
Aber, was genau findet ein Leser in einem Text, der den Autor außen vor lässt und ignoriert? Was findet ein Leser in einem literarischen Text oder Gedicht, wenn er sich nicht darum bemüht den Autor zu verstehen zu suchen? Findet der Leser damit nicht etwa nur sich selbst? Und welches Ich findet er da? Welch egoisches Ergebnis wäre das unter Umständen?
Ich spreche nicht aus einer Unterstellung heraus oder aus einer Spekulation und Verdächtigung, sondern, da mir in mehrfach sich mir gebotenen Zusammenhängen, dies eben genannte bedeutet und zu verstehen gegeben wurde. Das Konzept des Lyrischen Ich sei zu befolgen, da der Autor nicht immer identisch mit seinem Text sei und wir diesem Umstand Rechnung tragen müssten. -- Ist das aber nicht merkwürdig? Der Autor sei nicht in seinem Text oder Gedicht zu finden? Was genau geschieht hier? Und was hat das, genauer, mit dem Konzept des Lyrischen Ich zu tun?
Im Folgenden möchte ich einige Gedanken dazu anbieten, die für sich nicht die letzte Schlüssigkeit behaupten, sondern, die anregen möchten, über diese in der Literatur und Dichtung offenbar weit verbreitete Haltung zur Autorenschaft und zur Methode der Interpretation, Kritik und Analyse eines Textes mithilfe des Konzeptes des Lyrischen Ich, sowie des Redens darüber, nachzudenken und sich in eine Wachheit zu begeben, die eventuell fruchtbar sein kann. So hoffe ich. Das Folgende stammt aus einer Beschäftigung mit den Weisheiten von West und Ost und der Beschäftigung mit wissenschaftlicher Wahrheit und philosophischer und psychologischer Erkenntnis und der Suche danach, dem seit der griechischen Philosophie hoffnungsfroh gespendeten innigen Aufforderung zur Selbsterkenntnis und zur Entwicklung einer redlichen Leidenschaft zur Aufrichtigkeit, die es dafür braucht.
Es scheint zunächst, dass allein die Einführung einer Trennung zwischen dem Autor und etwas anderem, das den bestechenden Namen Lyrisches Ich erhalten hat, mit psychologischem Verständnis, auf eine forcierende Verdrängung und schattenhafte Dunkelheit hin deutet, die irgendwie nicht gesehen wird und nüchternerweise und kühl auch nicht gesehen werden will. So kann nicht nur vermutet, sondern gerade aus einem Wissen und der Erfahrung mit psychologischen Schatten und Dunkelheiten, auch behauptet werden.
Hat Freud nicht erkannt, dass menschliches Bewusstsein, so wie es ihm hilfesuchend, pathologisch und mit Leidensdruck auf die Couch kam, als drei Bereiche unterschiedlicher Klarheit oder Dunkelheit gesehen werden kann: als das Ich, das Es und das Über-Ich? Als der Glanz, das Dunkle und das Unantastbare? Als das Ganze, das Fragmentierte und das Überstülpende? Als das Licht, die Schatten und das Bedeckende?
Wie auch immer die Zeit seit Freud vergangen ist und neuere Erkenntnisse und zusätzliches, genaueres Beobachtungsmaterial die Forschungswelt der Psychologie erfüllt und bereichert hat, und wir zwar heute etwas genauer zu Tage fördern können, dass und wo Freud sich geirrt hat, so bleibt dennoch aufrichtigerweise anzuerkennen, dass Freud sich nicht komplett geirrt hat und dass gerade das fragmentierte Es (und wohl im Weiteren auch das Über-Ich) als zu überwindende Kräfte auf dem Weg zu einem gesunden und frei agierenden und sich fühlenden und denkenden Ich gehören, die wir auch heute noch nicht leugnen dürfen und sollten, da wir doch zu einem Ganzen und nicht zu Getrenntem streben, zum Licht, und nicht im Dunkeln bleiben wollen.
Soll doch aus den Es-Kräften eine gesunde Ich-Kraft werden, die als freier Spieler der Zeit und Geschichte, des eigenen Lebens und der Teilnahme und Anteilnahme an Menschen, Gesellschaft, Kultur und dem weltlichen und existenziellen Geschehen hier auf dieser Erde, den gesunden, konstruktiven, beherzten, mutigen und zutiefst menschlichen Entwicklungsgang gestaltet und begleitet und die Leiden der Zeit und der Wesen zu meiden, zu lindern und zu heilen versucht.
Ist dies eben Gesagte daher nicht klar und einsichtig? Dass der Mensch, auf seinem je eigenen Entwicklungsgang, von unbewussten und schattenhaften Kräften begleitet ist, die ans Licht zu bringen sind und daher von Dunkel befreit werden sollten, bzw., die von sich aus nach Befreiung und Beleuchtung rufen? Und dass es Instanzen im Bewusstsein gibt und in der Dynamik der Bewältigung, die der Befreiung und Beleuchtung entgegen wirken?
Ist die große Frage des Irrtums von Erkenntnis und der Täuschung in der Methode und des Leidens daraus an ungelebtem Leben, nicht eine verzwickte, vielschichtige und daher zu erforschende Frage, deren Antwort über unsere Menschlichkeit entscheidet? Und ist sie daher nicht eine kritisch zu beleuchtende? Was tut das Konzept eines Lyrischen Ichs aber? Ich versuche das im Folgenden zu beleuchten.
Ist das Gesagte daher, im Gegensatz zu der scheinbar willkürlichen Einführung eines sogenannten Lyrischen Ichs in die Dichtung, nicht(!) merkwürdig, wie dagegen die Trennung von Intentionen und Instanzen von Ichen, die diese schattenhaften und gespaltenen Bereiche des Ich im Dunklen belassen und ein Konzept bereit stellen auch die essenzielle Erkenntnis der Psychologie von sich fern zu halten, von sich zu weisen, zu leugnen und zu ignorieren? Was durch Fragen und Nachfragen und deren Antworten darauf, beobachtet werden kann.
Gerade das Konzept des Lyrischen Ich befindet sich intentional und dynamisch auf dem Wege nicht erst den Autor und sein Eigenes zu verdrängen und in einen geistigen Behälter zu legen, sondern ihn ungeschehen und unlebendig zu machen und zu halten. Denn wer einen Sprachgebrauch einführt, um über einen Text zu reden, muss sich fragen lassen, wozu genau dies dienen soll und was dabei genau eigentlich geschieht. Ich komme darauf zu sprechen.
Dass der Autor unlebendig bleiben soll, blutleer, atemlos, erschrocken und zu agil, um wahrzunehmen, was geschieht, ja, für dieses Ziel gibt es sicherlich Kräfte in der Welt, die genau daran Interesse haben, die genau daran Interesse haben, dass die Wahrheit und Aufklärung über die Wahrheit nicht ans Licht kommen. Genau daher sind solche Texte, wie dieser, von essenzieller Wichtigkeit und bedürfen der sorgsamen und ausgewogenen Gestaltung und Durchdringung des Themas. Denn die Lüge und die Täuschung mancher, sind raffinierter als ein Teufel.
Sprache ist also nicht einfach Vereinbarung, sondern auch Bewusstsein. Das ist wesentlich zu beachten. Und dass das Lyrische Ich mehr einer Vereinbarung gleicht und nicht einer gefundenen Naturerscheinung, konnte mir bisher noch niemand widerlegen. Denn es wirken sich Vereinbarungen und Regeln auch auf das Bewusstsein der Sprechenden, Schreibenden und Denkenden aus. Hierzu wird im Folgenden sich noch zu äußern sein.
Wer aber und also möchte kein ganzer, gesunder Mensch sein? Wer möchte nicht frei von Kräften sein, die ihn von einer selbstbewussten und glücklichen Empfindung des Erkennens und Gestaltens fern halten? Wer möchte nicht frei von fragmentierten Anteilen seines Bewusstseins sein, die sein Eigenes im Dunklen lassen und ihn hindern es zu entfalten? Wer möchte nicht frei von Überstülpungen einer Gesellschaft sein, die selbst nach Orientierung ruft im Chaos des Lebens- und Weltgeschehens und die doch auch hilflos und immer wieder nur meist adhoc Regeln, Gesetze, Moral und Verhalten erwartet und fordert, was nicht immer zum Besten des Individuums und der Gesamtentwicklung gesetzt wird?
Wir können kaum annehmen, dass durch die Einführung einer vereinbarten Instanz, die das Ich des Menschen fragmentiert und geradezu dazu auffordert -- und dies daher einen beliebigen, verbalen Behälter darstellt, in den hinein verdrängt werden kann, was gerade verdrängt werden will --, eine nur ordnende und regelnde Funktion angesprochen wird, die als willkommener Schutzraum dienen soll, wie wir im Folgenden hören.
Sondern wir müssen im Weiteren annehmen, dass der Sprachbereich des Lyrischen Ich die Fluchttendenz der Es- und Über-Ich-Kräfte des Menschen befördert und ihn in die Möglichkeit bringt, sich selbst zu verschleiern und undeutlich werden zu lassen, gerade weil das Konzept des Lyrischen Ich eine Übereinkunft und Forderung zu sein scheint und keine aus Beobachtung von Klienten auf der Couch gefundene Ordnung, Erfahrung und Struktur der Erkenntnis und Folgerung daraus.
Klarheit aber und Ganzheit, Glanz, Direktheit und Offenheit, Respekt und Vertrauen, sind die Eigenschaften des gesunden, ganzen und vernünftigen Denkens -- und nicht die Ausnutzung von Nischen oder Höhlen der Dunkelheit und Verschleierung, wie es das Lyrische Ich zu sein scheint und verführerisch zu ermöglichen scheint.
Wieso bedarf es eines Behälters und eines Sprachgebrauchs, um sich mit den Texten der Dichtung auseinander zu setzen? Und für wen ist dieser Sprachgebrauch angebracht? Wenn überhaupt? Und für wen eher weniger? Wie kam es dazu ein solches Konzept zu fordern und einzuführen oder zu verbreiten? Es könnte nämlich sein, dass erkannt werden kann, dass hier ein Sprachgebrauch eingeführt wurde, um nur manchen Tendenzen von manchen entgegen zu wirken, die aber bei anderen und vielen eher weniger vorhanden sind. Wir werden sehen.
Dies würde die Vorwegnahme einer Unterstellung darstellen, unter dem Deckmantel der guten Kommunikation und des angemessenen literarischen Gesprächs, die den Unschuldigen dazu auffordert die Methoden und den Sprachgebrauch, der für andere bestimmt ist, zu verwenden. Dass also eine Pauschalisierung und Indifferenz den guten Ton in eine Forderung ummünzt und dabei anrichtet, was undifferenzierte Generalisierungen so gerne anrichten. Wir schauen uns dies an.
Ich habe mir also erklären lassen, dass das Konzept des Lyrischen Ichs dem Zweck diene, die Privatsphäre des Autors zu schützen, ihm also durch die Kommunikation über das Lyrische Ich es ermöglicht würde, seine Privatsphäre zu schützen, in dem er und die an der Besprechung des Textes Beteiligten sich des Umweges über das Lyrische Ich versichern und vereinbaren und sich dieses bedienen sollen. Dies solle Vertrauen schaffen und sicheren Boden des Gesprächs ermöglichen.
Der literarischen Kommunikation über Texte und Gedichte wird also eine Instanz hinzugefügt, die es den kreativen und manchen Selbsterkenntnis geleiteten Prozessen des Schreibens, ermöglichen solle, freier und ungehemmter, offener und selbstbewusster, feiner und tiefer zu agieren, quasi aus einer Deckung heraus, und sich somit, vertrauensvoller zu sich selbst, anderen und der Welt zu offenbaren. Aber stimmt das auch weitestgehend?
Es gehöre also zum guten Ton, in der Besprechung und Kritik von Texten und Gedichten, das Konzept des Lyrischen Ichs zu verwenden und anzuwenden und zu respektieren und bei Anmerkungen und Fragen darauf zu verweisen, um den Autor selbst nicht in Erklärungsnot oder Bedrängnis zu bringen, seine Privatsphäre zu schützen, wenn er dabei gewesen sein sollte, selbst noch nicht klare und deutliche Sichten zu äußern und im eigenen Nebel und Schatten sich um seine eigene Wahrheit zu winden oder diese mutig zu suchen, zu finden und durch Anfühlungen vorsichtig zu erspüren und sich ihr anzunähern.
Oder: es gehöre zu akzeptieren und zu respektieren, dass der Autor einfach seiner kreativen Phantasie freien Lauf gelassen habe, ohne auf seine unbewussten Es- oder Über-Ich-Kräfte zu blicken. Er also mit diesen gar ein egoisches Bündnis eingegangen sein könnte, im Laufe der Jahre und Jahrzehnte seines kreativen Schreibens? Und er daher -- und so zeigen sich zahlreiche Frage-Antwort-Geschehen, bei denen dies zutrifft -- an der Aufgabe der Psychologie und dem Ziel der Selbsterkenntnis, der Welterkenntnis und der Weisheit gar kein Interesse zu haben scheint. Ist das so? Was zeigt die Welt? Die Welt im allgemeinen? Und die Welt der Literatur und Dichtung?
Denn eine reine, kreative Phantasie, der es an innigem Impuls zur Selbsterkenntnis mangelt, wird den Disziplinen der Psychologie und auch der Philosophie abhold sein und sie beide grundweg ignorieren. Was dann auch schattig für sich selbst spricht und erkennbar sein wird, also beobachtet und erfahren werden kann für alle jene, die sich offen den Frage-Antwort-Geschehen respektvoll widmen.
Hierzu ist also folgendes zunächst zu sagen: Es ist sicherlich eine respektvolle Gesprächskultur erforderlich, um sich authentischen und offenbarenden Texten und Gedichten zu nähern und deren Wahrheit zu entziffern oder angemessen zu deuten und zu verstehen zu suchen. Vorausgesetzt, die Beteiligten sind überhaupt an Wahrheit interessiert. Wenn nicht, sei dies eine eigene Frage-Antwort-Untersuchung wert, ein eigener Dialog. Denn Wahrheit und die Suche nach Wahrheit waren schon bei Sokrates vor zweieinhalb Jahrtausenden ein Anlass, jemandem zum Trinken eines tödlichen Getränks zu verurteilen. Es ist kaum anzunehmen, gerade in der Beobachtung der vergangenen und gegenwärtigen Welt, das diese Tendenz nun überall schon verschwunden wäre.
Jede Kommunikation ist ein Austausch, der Chance bietet, Erkenntnis zu finden oder zu bestätigen, einen neuen Weg zu finden an bestehenden Fragen weiter zu arbeiten oder Klarheit und Trost zu finden ob des eigenen Zweifels und der Unsicherheit, die Es- und Über-Ich-bezogen sicherlich bestehen können. Wichtig ist der Schutz der Person und eine respektvolle Auseinandersetzung mit den Worten anderer, seien sie nun schriftlich oder mündlich geäußert.
Eine unliebsame und ungerechte Wertung und egoisch-selbstgerechte Einordnung in nur eigene Interpretationsebenen und -muster, die im Allgemeinen und Speziellen immer wieder beobachtet werden können, ist sicherlich etwas, das gefürchtet wird und das die Gesprächspartner und Interpretatoren vermeiden müssen, um gerecht und adequat zu reagieren auf das, was an Wort und Bedeutung sichtbar wird und was verstanden werden will.
Das ist aber andererseits auch nahezu unvermeidlich, da jeder Mensch sein eigener Mittelpunkt darstellt, von dem aus er die Welt und sich selbst betrachtet. Daher ist -- aus diesem Mittelpunkt heraus -- der Respekt und die Wertschätzung zu üben, die notwendig sind, um, nicht unbedingt nur faire Kritik zu äußern, doch mehr noch: eine begleitende Fürsorge und Rücksichtnahme zu üben, unter dauernder Achtsamkeit auf den eigenen, immer möglichen Irrtum. Und daher bedarf es des Umweges über ein Lyrisches Ich eigentlich nicht, was jeder aus seinem eigenen Mittelpunkt heraus leisten kann.
Eine auf der Ebene des Persönlichen und Privaten geführte Erörterung von Texten und Gedichten, kann schon dazu neigen die Person anzugreifen und zu verurteilen. Schon lange ist aber auch bekannt, dass einer dagegen sachlichen Diskussion so etwas nicht gebührt und daher persönliche Anlastungen zu unterbleiben haben. Oder zumindest eine spezielle Betrachtung und mitfühlendes Fragen angeraten wäre, anstatt abzuwerten, anzugreifen oder sonst respektlos zu begegnen, was nicht immer möglich erscheint und nicht immer im Vermögen der Beteiligten erwünscht liegt.
Wer in einem offenen Gespräch sich aber nicht einer wissenschaftlich und philosophisch erforschenden Haltung sicher sein kann oder diese ablehnt, der sollte in solchen Gesprächen erst einmal zuhören oder doch zunächst fern bleiben und sich vielmehr eine respektvolle Sachlichkeit bewusst machen und erarbeiten, die es bedarf, um fruchtbar für alle Seiten zu sein.
Die Einführung eines Lyrischen Ichs scheint hier diesem Umstand einer mangelhaften Beteiligung an offenen Gesprächen und deren pathologischen Fallstricke, entgegen wirken zu wollen, indem es quasi als Blitzableiter für all jene zu dienen scheint, die von der persönlichen Angehung eines Autors nicht zu lassen in der Lage scheinen.
Aber soll daher das genannte Konzept des Lyrischen Ichs für jeden gelten? Nur weil einige noch nicht in der Lage sind, sachlich zu bleiben und daher den Respekt noch nicht gelernt und verinnerlicht haben, die eine freie, offene und sinnvolle Besprechung der Worte des Menschen und Autors bedürfen?
Ist also das Konzept des Lyrischen Ich eine Notkonstruktion, um einem anderen Umstand entgegen zu wirken? Nämlich der deprivierten und mangelhaften Gesprächskultur und dem Mangel an Übung in aufrichtigen und respektvollen Gesprächen? Also das Fehlen einer hohen kommunikativen Qualität? Also das Fehlen einer (oder mangelhaft ausgebildete) Menschlichkeit?
Was seinerseits als eine Folge von Oberflächlichkeiten einer nur beliebigen und nicht geordneten und zielbewussten Kulturbeteiligung erscheinen kann, die sich in der Pluralität der Meinungen und der beliebigen, bodenlosen Toleranz verloren findet und nicht anders kann, als sich an einer Oberfläche (fest) zu halten? -- Was wiederum eine Folge von schattenhaften Eigenheiten und Egoismen wäre, die noch der Therapie, Beleuchtung und Befreiung bedürften. Eine Folge wiederum also der Furcht vor Aufrichtigkeit und Authentizität, eine Folge der Furcht vor echtem Vertrauen und Nähe. Wobei wir damit den emotionalen Inhalt der Es- und Über-Ich-Kräfte sehen können.
Ich meine nun, dass für die Beleuchtung von Schatten und die Befreiung von Hindernissen und Hemmnissen, kein Konzept des Lyrischen Ichs notwendig scheint, zumindest nicht für jeden, und dass dieses Konzept zu Missbrauch einlädt und kontraproduktiv wirkt, weil es eine Trennung einführt und den direkt spürbaren Menschen nicht zu zeigen in der Lage ist. Wieso sollte ein Umweg genommen werden, wo doch der authentische Herz-Geist sich als ein Gesundes, Ganzes und Ungeteiltes erweist? Und nicht als ein Fragmentiertes und Übergestülptes? Also auch nicht etwa als Opfer von emotionsgeladenen Es- und Über-Ich-Kräften einer fragmentierten und aufgesetzten Seele? Eines Geistes und Bewusstseins also, das seinem ganz innig Eigenen noch nicht gewahr und verfügbar ist?
Denn es kann, im Gegensatz dazu, beobachtet werden, dass Autoren sich hinter einem Lyrischen Ich zu verstecken suchen, wie die verdrängten Impulse und Emotionen der unbewussten oder halbbewussten Es-Bereiche und der aufgesetzten Über-Ich-Seiten eines seelischen Bewusstseins. Und ebenso, dass manche Autoren den Gebrauch des Begriffs ausnutzen, um sich Ansichten und Meinungen zu eigen zu machen und durch ihre Es- und Über-Ich-getriebene Phantasie zum Ausdruck zu bringen, die gerade ein Ausdruck ihrer Verschleierung von tiefer liegenden Prozessen und Ansichten darstellen, die eigentlich psychologisch geklärt werden müssten. Und die nicht ein Publikum bedürfen, sondern einen Therapeuten.
Denn Aufrichtigkeit zeigt sich in Weisheit (und Weisheit zeigt sich in Aufrichtigkeit), die authentisch und ungeteilt zum Ausdruck gebracht wird und bedarf keiner Verschleierung oder des Umweges über ein Lyrisches Ich oder der schriftlich zum Ausdruck kommenden Es- und Über-Ich-Kräfte eines fragmentierten und aufgesetzten Bewusstseins.
Der kreative Prozess des Schreibens ist nämlich von seinem sinnigen Sinn her gesehen, kein Freiraum für Beliebigkeit, Phantasie und Problem, sondern dient, in einer gesunden und menschlichen Funktion von Literatur und Schreiben, dem Erkenntnis fördernden Sinn des Menschen selbst, in dem der Schreibende sich seines Daseins immer mehr weiter und tiefer bewusst wird -- und nicht, dagegen, wenn er sein Schreiben nutzt, um sich egoisch zur Schau zu stellen und seine pathologischen Schatten gar schon als Weisheiten oder kreative und sinnhafte Erzeugnisse von Wert für sich und die Welt produziert.
Der menschliche Entwicklungsgang ist ein Gang der Entwicklung, und auf diesem Wege gibt es Dunkelheiten, Schatten und Bedrängnisse, die überwunden und erlöst, beleuchtet und befreit werden müssen.
Wer wollte als Autor annehmen, nur weil er bisher erfolgreich seine Werke an die Leserschaft bringen konnte, er sei schon frei von dieser Menschheitsaufgabe? Aber gerade doch ist, nicht wenige Male, zu beobachten und zu erkennen, wie die Autoren sich um ihren eigenen Mittelpunkt drehen und nicht nach oben blicken, um fortzuschreiten und sich weiter zu entwickeln. Dass Schreibblockaden ein Thema für manche sind, kommt nicht von ungefähr. Das also das Finden eines Musters der Erfolgs, kein Erfolg im Sinne der genannten Menschheitsaufgabe ist, ist damit einleuchtend. Zumindest in den meisten Fällen.
Um ein verdächtiges Beispiel zu nennen: Was fasziniert eine Leserschaft an Krimi und Verbrechen, an Grusel und Horror? Und wozu neigt diese Leserschaft? Und gar der Autor? Wird sie sich und er, statistisch gesehen, überwiegend, in psychologische Therapie begeben wollen und philosophischen Diskursen offen gegenüber stehen? Oder wird sie eher dazu neigen, diesem psychologischen Geschwafel und philosophischen Abstraktum nichts abzugewinnen? Letztes spricht Bände und sei zu beobachten und zu hinterfragen.
Es sind aber schon aus einer Menschlichkeit heraus, Schatten und das Dunkle zu beleuchten und zu erhellen, was der Weg der universellen Schöpfung des Kosmos ganz deutlich zeigt, wenn wir zumindest in den klaren Nachthimmel schauen. Und gerade der Mond zeigt wechselnd, wachsend und vermindernd, ein Licht, das uns bei Nacht leiten kann. Wir können mit Beleuchtung und Erhellung, Erkenntnis zum Ausdruck bringen, die potenziell den Menschen befreien und leiten kann, weiter zu gehen. Und das Bewusstsein ist Licht und kann dies leisten.
Die Befreiung und Beleuchtung können dagegen nicht gut gelingen, durch Behälter der Entsorgung im Rahmen des Lyrischen Ichs, dessen Umweg uns nicht vor uns selber schützt, sondern uns und unsere Ganzheit und unseren Glanz ins Dunkle hinein verschiebt und einen Raum schafft, indem wir uns vor uns selbst im Dunklen belassen können und irrig glauben machen, wir hätten durch eine kreative Phantasie und Bildhaftigkeit bereits das Ziel erreicht. Dem ist nicht so.
Wir werden uns dagegen eher befreien und Es- und Über-Ich-Kräfte beleuchten, wenn wir durch offene und respektvolle Direktheit spüren lassen und können, wer und was wir sind. Dass dabei ab und an unschöne Gefühle transportiert werden können, trägt zu unserer Erkenntnis bei, der Selbsterkenntnis und der Welterkenntnis, vorausgesetzt, wir fallen nicht in einen abwertenden und abweisenden Zynismus.
Wo das freudsche Es und Über-Ich eine durch Beobachtung gefundene Bewusstseinsstruktur darstellt, die als Dunkel gesehen werden kann, dass unter Winden, Leiden und Schmerz erhellt werden kann und soll, nach und nach und mit respektvoller Fürsorge, stellt das Lyrische Ich ein durch bloße Vereinbarung bereit gestellter Behälter dar, in den sich diese Es- und Über-Ich-Kräfte hinein tummeln und austoben können. Und zwar ohne bearbeitet und bewältigt zu werden, mehr als Ablage und Ausdruck der eigenen Schattenhaftigkeit und Überstülptheit des Autors, der eigenen Dunkelheit und Fremdgelenktheit des Schreibenden -- als sprichwörtliche Buchführung, die das Ego des Protagonisten streichelt und nicht als leidenschaftliche Bewältigung, die Läuterung mit sich bringt.
Durch das so stattfindende Versteckspiel mit dem Lyrischen Ich im Lyrischen Ich, ist allenfalls ein Zwischenstadium und ein Proberaum eröffnet, eine Therapiesitzung im Gange, eine Vermeidungstaktik offenbar, die zwar ein Ziel hat, das aber noch nicht erreicht ist und vermieden werden will, weil etwas Tieferes und Wahreres als noch zu schmerzlich befürchtet wird. Ein Ziel, das vornehmlich durch Es- und Über-Ich-Kräfte gelenkt wird, die uns immer noch abhalten von unserem je eigenen, innigen, ganzen Ich und Selbst, das wir gesund sind.
Aber gerade das Schattenhafte und Dunkle, ist oft in Texten und Gedichten zu finden, die ein Zwischenstadium, ein Proberaum und die Szene einer Therapiesitzung und einer Vermeidungstaktik offenbaren und vermitteln -- und nicht die edle Lichtung und Beleuchtung des Ausblicks über die Weiten und Höhen, Tiefen und befreiten Innerlichkeiten, denen besonders Erkenntnis orientierte Schreibende gegenwärtig sein können und die sich mit den Jahren der aufmerksamen und leidenschaftlichen Erkenntnisfindung entfalten können.
Und zudem können wir zur Beachtung bringen: Die Aufrichtigkeit und den Respekt, die das Konzept des Lyrischen Ich zu intendieren sucht, vermeidet es gleichsam durch seine blanke Existenzforderung. Durch eine Einforderung von Umwegen, wird der Prozess der direkten Vertrauensfindung zwischen den Menschen verkompliziert. Die Einforderung der Verwendung eines Lyrischen Ich, ist gerade solch eine Verkomplizierung des respektvollen Austauschs über Dichtung und Schreiben, da es allein durch seine konzeptuelle Gestaltung eine Respektlosigkeit unterstellt, der es gleichsam Lösung und Heilmittel sein will. So kann es gar nicht möglich werden, dass wir der möglichen Respektlosigkeiten ansichtig werden, und damit ist uns die Kraft der Erfahrung und Erkenntnis genommen, die eine direkte Einwirkung, ohne den Umweg über das Lyrische Ich, für uns bereit hält. Und das ist zu betrauern, da es uns der Möglichkeiten der Selbst- und Menschenkenntnis beraubt.
Was das Wort betrifft, gibt es wohl keinen Weg und kein Konzept, das uns davor schützt, nicht irgendwann und irgendwie von ihm verletzt zu werden. Risiko gibt es immer. Aber dies nicht als Fatalismus verstanden oder gar als Zynismus, sondern als Aufforderung die Realität der Kommunikation mit Respekt und Aufrichtigkeit zu leben, was bedeutet, den möglichen Fragen keinen Maulkorb zu geben und den möglichen Antworten weitere Fragen zu erlauben, sollte eine angemessenere und authentischere Weise der Kommunikation ermöglichen, als der Versuch über bloße Konzepte und Vereinbarungen, wie das Lyrische Ich, Verletzung von uns fern zu halten.
Zudem sollten wir die Wahrheit schon erfahren haben, dass eine Verletzung, immer die Chance zur Erkenntnis über den Emittenten der Verletzung mit sich bringt. Das heißt, dass eine Vermeidung von Verletzung, den Menschen um den schmerzlichen Genuss von Welterkenntnis und Menschenkenntnis bringt und der Mensch damit weniger über die Welt und den Menschen erfährt und erkennt. Was natürlich nicht bedeutet, dass wir uns nun alle verletzen lassen sollten, um nur an genug Welterkenntnis zu gelangen. Das wäre töricht und gar dumm. Denn Verletzungen sind nicht beliebig und meist auch nicht intendiert, und wenn sie intendiert sind, tragen sie auch in diesem Falle eine Chiffre an und in sich, die etwas nicht Beliebiges über den Emittenten aussagt und daher gerade etwas wesentlich Sinnvolles und Erkenntnisreiches über uns Menschen oder über diesen Menschen. So, genau so, doch auch anders(!), geschieht Weisheit und gelangen wir zu belastbaren Erkenntnisinhalten.
Denn die Verletzung, kann unter Umständen, Projektionen hervorrufen und Wunden öffnen, die mehr mit der Vergangenheit zu tun haben, als mit dem Auslöser der Verletzung eben gerade in der Gegenwart. So würde Auslöser und Ursache, Anlass und Grund, Gegenwart und Vergangenheit miteinander vermischt und glatt verwechselt werden. Was erfahrungsgemäß schmerzlich und irritierend, aber auch erhellend sein kann.
Das Konzept des Lyrischen Ichs, das nun mehr als eine Hilfskonstruktion erscheint, die aus Not geboren ist, ließe damit diese Zusammenhänge in einem undeutlichen Gemisch von Instanzen zurück, die nicht differenziert genug wären und hinter denen sich die Protagonisten der Kommunikation verbergen könnten.
Dass damit Missbrauch möglich ist, liegt auf der Hand, denn solche als unauthentisch zu bezeichnende Kommunikation, gliche einer selbstmissbrauchenden Gesprächsführung, die uns vor uns selbst verbergen würde und wir nicht mit uns selbst, sondern getrennt von uns agieren und wahrnehmen würden. Das Ich wäre ein Lyrisches Ich und damit ein verborgenes und verbergendes Es oder Über-Ich, dass wir nicht ernst zu nehmen bräuchten oder das wir als Ausweichraum missbrauchen könnten. Und damit uns selbst.
Und: Das Ich wäre ein Lyrisches Ich und damit ein verborgenes und verbergendes Es, dass wir andererseits aufplustern könnten und zu ernst zu nehmen tendieren würden, weshalb uns gar nicht auffallen könnte, wie viel es mit uns zu tun hat und wie wenig es eigentlich ethisch Sinn hat, es so aufzuplustern. Denn nicht alles, was uns in den Sinn kommt, ist sinnvoll (was ein Ausdruck der Täuschung ist, die reine Phantasie des kreativ menschlichen Geistes so hoch zu loben), vielleicht für uns in einem engen oder eigensinnigen Rahmen, aber dann oft nicht für andere, es sei denn, die anderen leiden an etwa derselben Verdrängung und Dunkelheit und finden sich in der Verdrängung und Dunkelheit des anderen gefunden, geistig und irgendwie.
Dass dann die Blinden die Blinden führen können, liegt auf der Hand. Und der, der ein stärkerer, nachdrücklicher und intensiverer Verdränger und Verdunkler ist (ein größerer Narr), der rücksichtsloser und unnachgiebiger verdrängt und verdunkelt (einem Verbrechertypen nahe), wird die Macht und das Sagen über andere erlangen (und damit mindestens die eigene Kasse klingeln hören). Keine besonders vorbildliche Funktion, wie ich meine.
Und was den Sinn betrifft, sind wir Menschen eigentlich schon seit langem stetig auf der Suche, seit es Religionen gibt, denn alle Religion ist Sinnsuche und Sinnfindung. Eine Instanz, wie das Lyrische Ich, könnte hier ein verlockender Freiraum sein, uns egoisch und schattenhaft auszutoben und wir könnten gar nicht mitbekommen, wie unethisch oder eigensinnig, eng und klein wir eigentlich agieren, wie viel verdeckte Furcht und Hybris, Ignoranz und Aggression noch darin zu finden sind. Und dies nur alles, weil wir diesen Eimer des Lyrischen Ich stets befüllt haben und ihn -- verständlicherweise -- getrennt von uns gehalten haben -- und nie geleert.
Wir müssen aber nicht nur beleuchten, was uns dunkel scheint, schattenhaft und unbewusst. Wir müssen auch leeren, was uns belastet und stinkt, was von uns abfällt und was uns noch bindet. Denn nur so werden wir frei sein können und freier werden können. Die Leerung von dem, was von uns abfällt und damit Abfall darstellt, geschieht eben nicht durch Umwege über bloße Gesprächsvereinbarungen oder die Ergüsse in reiner, kreativer, bildhafter Phantasie (das entspräche einem bloßen und verdrängenden Wunschdenken), sondern eher durch leidenschaftliche und mitunter schmerzliche Erkenntnisse und Erfahrungen, die wir an uns heran lassen, weil wir in erster Linie nach Authentizität Ausschau halten und nicht nach Selbstbestätigung.
Eine Befreiung von Leid ist das Thema der Religionen und es scheint so, dass wir nicht umhin kommen, das Leid zu vermeiden. Aber wir müssen uns ihm auch stellen und vertrauensvoll hoffen, auf Menschen zu stoßen oder diese in unserer Nähe zu haben, die dies nicht ausnützen, sondern selbst daran interessiert sind, davon frei zu kommen. Wer den Weg dieser Bewältigung gehen will, soll ihn vorsichtig gehen, aber nicht zu vorsichtig, denn Zögerlichkeit ist unter Umständen auch ein Ausdruck von Misstrauen, das Gegenstand der Bewältigung und Beleuchtung wäre. Wobei eine zu forsche Annäherung ebenso ihren nicht adequaten, dunklen oder überstülpenden, Anteil besitzt.
Der Eimer des Lyrischen Ich ist dagegen ein Muster und eine Erfindung des raffinierten Geistes, der seine Ruhe haben will (ja, der seine Ruhe haben will, in diesem doppelten Sinne) und der sich aber nur glauben macht, mit einer Definition von Begriff und einer Nutzung desselben, der Einhaltung dieser Regeln dazu, wäre schon die Arbeit getan. Dem ist nicht so. Wir können nicht glauben, dass durch eine kommunikative Vereinbarung das Problem des Respekts, des Vertrauens, der Befreiung und Beleuchtung und des Schutzes des Privaten, schon gelöst sei. Das wäre zu einfach und zu zauberhaft.