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Verfassungsdelirium

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Oggy

Autor
- Verfassungsdelirium -
 
Nach einem vorab lancierten
anonymen Beschuldigungsschreiben
zur Publikation
in der Washington Post
kommt die Psychologieprofessorin
pünktlich
zur anstehenden Wahl
eines trinkfesten Starjuristen
in den Obersten Gerichtshof der USA
- per Senatsanhörung -
ganz konkret
zur Sache:
 
Vor rund 36 Jahren, im Alter von 17
habe er sie in stockbesoffenem Zustand
auf ein Bett geworfen,
habe versucht,
ihr die Kleider vom Leibe zu reißen
und ihr dabei wie von Sinnen
eine Hand fest auf den Mund gepresst,
um ihren verzweifelten Ruf nach Hilfe
schon im Ansatz
zu ersticken.
 
Er habe sie
dabei
beinahe um ihr Leben gebracht,
bis er letztlich doch
sein labiles Gleichgewicht
verloren habe
und sie sich aus eigener Kraft
habe befreien können.
 
*
 
Nur Teufel Alkohol
war Zeuge.
 
Hallo Oggy,
willkomen hier in der Poeten WG.
Dein Erstling ist ja hochaktuell und trifft die Problematik gut.
Als Gedicht ist er mir etwas zu erzählerisch, weshalb ich ihn eher im Kurzprosabereich verorten würde.
Aber das ist sowieso alles Fließend und soll die inhaltliche Aussage nicht schmälern.
LG
Perry
 
Hallo Perry,
schön Dich hier wieder zu treffen, vielen Dank für das freundliche Willkommen!
Ja, das ist wohl im Niemandsland zwischen Prosa und Dichtung angesiedelt.
Das Thema ist sehr umfangreich (sehr interessant ist z.B. die merkwürdig entgleisende Mimik des Kandidaten und sein von Beobachtern geschildertes Selbstmitleid) und ja noch ganz heiß am Kochen.
Was mich entsetzt hat, ist die Tatsache, dass man seitens der höchsten Politik keine Skrupel hat, einen mehrfach Beschuldigten ohne weitere Klärung der Vorwürfe ratzfatz ins höchste Richter(ehren!)amt zu wählen, sofern er nur bei der eigenen Partei ist. Aber ich denke, diese Praxis ist zwischen den Parteien austauschbar.
Aber immerhin wurde von den Protestierern (der absolute Mindeststandard) erreicht, dass zumindest (offiziell) 1 Woche seitens des FBI in der Sache ermittelt wird.
Aus meiner Sicht hätte die Abstimmung über einen solch angeschlagenen Kandidaten unbedingt verschoben werden müssen, bis Näheres bekannt ist. Das vielerorts sowieso sinkende Vertrauen in Politik und Justiz wird mit solchen Handlungen nicht gefördert!
 
LG,
Oggy
 
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