Hallo Dietrich,
ich denke auch, dass die Trennung des Versanfangs ziemlich zwecklos ist, aber egal.
Ich stolpere eher über das Ende dieses Gedichts. Die ganze Zeit grollt und weht es, ist stürmisch und mächtig und dann das Ende: ein laues Lüftchen. Ein Hauch. Das ist für mich stimmungsmäßig ein Killer. Eine zarte Stimmung mit einem Knall enden zu lassen, einer Überraschung, einer Pointe - alles super. Aber eine wirklich gut aufgebaute romantische Stimmung (neudeutsch: gothic) mit einem Küken enden zu lassen, das im warmen Nest sitzt, geht - bei aller Liebe zum wirkungsvollen Kontrast - in dieser Reihenfolge gar nicht.
Küken ist ja noch die Steigerung der Niedlichkeit von "Vögelein". Ich befürchte, da erweist Du allen vorherigen Zeilen einen Bärendienst, weil Du sie damit in meinen Augen lächerlich machst. Das klingt eher nach Heinz Ehrhardt als nach Goethe - wobei ich Heinze Ehrhardt sehr schätze. Goethe manchmal auch.
Wenn schon ein kontrastierender Ausstieg, dann bitte nicht in Richtung süß und niedlich oder "Wir haben uns alle lieb" (Schöne Grüße an Karlo). Entweder tragisch - z.B. ein Blitz schlägt (nach der ganzen stimmungsmäßigen Vorarbeit) endlich ein und zerreißt das Küken oder actionreich: Blitz schlägt ein, Waldbrand, alle Tiere rennen um ihr Leben. Oder unheimlich: Die Geister der vom Sturm gefällten Bäume stapfen wie Ents (Herr der Ringe) durch den Wald. Aber süß und niedlich versaut dir alle - wirklich beneidenswert guten - Verse zuvor.
Kreative Grüße
vom Verein für deutliche Aussprache
Ruedi.
P.S. Nur mein Empfinden. Geht anderen Lesern vielleicht anders.