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Textarbeit erwünscht vom Glück

Der/die Autor/in wünscht sich konkrete Rückmeldungen zur Textgestaltung.
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wieviele suchten ihr glück in alaska, wieviele
schürfen in buchstabenbergen,
treiben die stollen tief in philosophische sedimente,
ernten dort kantige worte?
 
du aber mühst dich nicht. die ratgeber warten,
lungern im bookstore, blinken aus bücherregalen,
stippen, stubsen, erinnern
 
daran, dass glück niemals vom himmel fiel.
 
glück kannst du optimieren, flüstern sie, glück-
lich sein kannst du lernen, zum glück brauchst
du nur ein bisschen zukunft als füllkrug für die
gegenwart.
 
ach glück, ach gegenwart, sagt mein freund,
der kleine taschenphilosoph,
 
wenn du einmal ausgezogen sein wirst aus  deiner
zukunft, und die türen zu geschlagen               sind
zur vergangenheit, die leere                  eingezogen,
dann schau, wer spricht                          vom glück?
 
Hi Fietje,
 
ja, so habe ich das als Kind auch empfunden. Das ist so etwas wie das natürliche, biologische Glück.
 
Gibt es auch andere Glücksbegriffe,
und sind die relevant?
 
Gruß Lé.
 
 
Hi Fietje,
 
Fietje Butenlänner schrieb:
GLÜCK lt. Duden: etwas, was Ergebnis des Zusammentreffens besonders günstiger Umstände ist; besonders günstiger Zufall, günstige Fügung des Schicksals
 
Wenn es  nur diese eine Bedeutung von Glück gäbe es nicht so viele Bücher darüber: Amazon listet ca. 30000 Titel zum Thema "Glück" in der Kategorie "Fachbücher", und der im Gedicht erwähnte Ratgeberwald beherbergt sicher die meisten davon.
 
Es scheint tatsächlich sehr viel verschiedene Möglichkeiten  zu geben, Glück zu definieren. So kann auch Glück zur Ware werden,
die man sich durch Lektüre einverleiben möchte.
 
Mit dieser Viel- und Mehrdeutigkeit des Begriffs Glück möchte auch der Text spielen.
 
Gruß Lé.
 
@le,
 
Grüße.
 
Zitat."wie viele suchten ihr Glück in Alaska"
 
Ich frage mich wie du auf "Alaska" kamst?  Wegen der Strapazen im Dauerfrostboden? Und den kargen Gewinn. 
Warum frage ich? Ganz einfach, ich hätte die Wüste Sahara bevorzugt. Weil, sie war nicht immer Sandwüste usw.
Return:
 
Zitat: Glück kannst du optimieren. 
 
Wirklich? Verliert es da nicht die Bezeichnung "Glück" 
 
Zitat:
"du nur ein bisschen zukunft als füllkrug für die"
 
Hmm, meine Fantasie meint, siehe "Zukunft" und "Füllkrug" als Metapher und schon hat der Text einen anderen Sinn.
 
Ein mehrdeutiger Text, könnte draus werden, oder war es Bestimmung?
 
tschüss.
 
 
 
 
 
Hallo Horst,
 
Alaska - Goldrausch ;-).
 
Glück optimieren?
Hast du die Ratgeber nicht gelesen? Da steht drin, wie das geht.
 
Gruß Lé.
 
 
Hallo, Lé,
 
die schönste Stelle:
zum glück brauchst


du nur ein bisschen zukunft als füllkrug für die


gegenwart.
wird hier für mich zur Bezeichnung für die Hoffnung. Sehr schön formuliert!
 
Das zerpflückte Ende irritierte mich anfangs ein wenig, doch dann sah ich die Doppeldeutigkeit: Die Türe nicht nur zugeschlagen, sondern geschlossen (bleibend), zu, und etwas, das in die Nähe von "beschlagen" kommt - zugenagelt. Der Begriff "schlagen" hat eine starke Wirkung.
 
Genauso kann ich das "eingezogen" auch in einem weiteren Sinn lesen: z.B. die Segel eingezogen - es hat etwas Endgültiges, wie es auch das Ausgezogen aus der Zukunft hat.
 
"dann schau wer spricht": Wer spricht überhaupt noch?! Vielleicht spricht ja noch jemand oder etwas, den/das man vorher auf der Suche nach dem großen Glück nicht beachtet hat, und, wenn jemand spricht - wer spricht dann noch vom Glück?
 
Das Ende klingt resigniert, verzagt, düster, doch einen kleinen Hoffnungsschimmer sehe ich eben in der leisen Stimme, die dann noch da ist, wenn alles Große weg ist. Gefällt mir, wie du es gestaltet hast! Aber, alles Große entwickelt sich in der Stille.
 
Ich denke auch, dass man z.T. lernen kann, glücklich zu sein, weil es ja heißt, dass das Glück in dir selbst zu finden ist. Andererseits hat Horst auch nicht Unrecht, wenn er sich fragt, ob es dann noch Glück heißen darf. Aber wie denn sonst? Die Zukunft selbst gestalten - ist das nicht auch Glück?
 
Ja, alles offen und Ansichtssache. Jedenfalls ein interessanter Text und interessante Kommentare!
 
LG Nesselröschen
 
zum glück brauchst


du nur ein bisschen zukunft als füllkrug für die


gegenwart.


 


ach glück, ach gegenwart, sagt mein freund,


der kleine taschenphilosoph,


 


wenn du einmal ausgezogen sein wirst aus  deiner


zukunft, und die türen zu geschlagen               sind


zur vergangenheit, die leere                  eingezogen,


dann schau, wer spricht                          vom glück?
 
Liebe Nesselrose,
 
grundsätzlich kreisen die Bilder, Worte und Abstrakte in diesem Text ums "Lebensglück", also eher um die Frage, wie man unabhängig von Schicksal oder "Massel" glücklich sein kann.
 
Die Goldsucher im Alaska stehen dabei allerdings noch für beides, für eine Herausforderung  des Schicksals, die mit materiellem Glück belohnt wird. Danach widme ich mich der Suche nachdem Glück in den klassischen Texten und Philosophien. 
Weiter geht die Reise mit dem gewaltigen Angebot an Heilsversprechungen in der Ratgeberlektüre, und landet bei der berühmten fernöstlichen Maxime, das Glück befände sich in einem Leben im "Hier und Jetzt". Das wird in deinem Lieblingssatz thematisiert in "zukunft als füllkrug für die gegenwart", und in der Abschlusssstrophe wird dasselbe drastisch dargestellt und kritisch herausgefordert
 
in meiner eigenen Gedankenwelt zu diesem Text gehört deine Lieblingsstelle also in einen ganz eng Zusammenhang mit der abschließenden Passage,  die du als düster und verzagt empfunden hast. In der Beschreibung kommt diese Idee aber auch nicht gut davon ;-).
Die Lehrstellen im Text, der letzten Strophe (die leider in der Handyansicht nicht sichtbar sind), sind ein Versuch, die Leere und die Zerrissenheit darzustellen, die diesen Versuch der Glücksfindung begleiten mag.
 
Ich danke für die viele positive Mühe, die du dir mit der Dechiffrierung dieses vermutlich schwierigen Textes gemacht hast;-).
 
LG Lé.
 
Ich weiß nicht, ob es ein dauerhaftes Glück gibt, ob nun der materielle Goldsegen nicht auch nur ein vorübergehender Moment ist? Vielleicht summieren sich viele kleine Glücksmomente zu Glück, wenn dazwischen nicht das Unglück überwiegt, sondern wenn man einfach mit sich und der Welt zufrieden sein kann.
 
Ein interessantes Gedicht, dass einen zum Nachdenken anregt. Zugang fand ich allerdings erst beim zweiten Lesen mit etwas Abstand.
 
Liebe Grüße
Liara
 
Hallo Liara,
 
es freut mich, dass du dem Text eine zweite Chance gegeben hast.
 
Gedichte über Abstrakte zu schreiben ist grundsätzlich schwierig. Zeitweise habe ichs abgelehnt, aber die Herausforderung bleibt bestehen.

Die zeitgenössischen deutschsprachigen Lyriker des 21 Jahrhunderts tun es alle; aber es bleibt schwierig zu lesen, selbst wenn mans viel besser macht als ich.
 
LG Lé.
 
Hi Lé,
ja, das letzte Hemd hat wohl keine Taschen, letztendlich sind wir allein, um am allerletztendlichsten verschwinden die Schmetterlinge denen wir nachgejagd sind....
 
Dafür, dass es im Deutschen nur ein Wort für das Glück gibt gibt es Mengen an Ratgebebern, Büchern Kalendersprüchen etc... Scheint etwas ganz wichtiges zu sein, dass so viel darüber geschrieben wird und nachgedacht wird.. Ich hab auch eins: Lachend den Berg besteigen, ich habe es nie gelesen, der Titel reichte mir schon aus  denn was mehr gibt es dazu zu sagen.
Vielleicht noch: 
man kann es haben
oder sein
trifft beides zusammen.... was ergibt es dann? Tripplglück?
im englischen kenne ich wenigstens 2 Wörter, luck und happyness
Die ganzen Bücher und Animateure tragen vielleicht noch dazu bei das Glück zu vertreiben, weil sie Schuld implementieren, weil man es alleine nicht "geschafft " hat, und verhindern somit die Basis auf der Glücklichsein gedeiht: Zufriedenheit, Demut und Liebe
 
Ach und die Worte von Hesse vielleicht noch da lass:
solang du nach dem Glücke jagst
bist du nicht reif zum Glücklichsein
und wäre alles Liebste dein
Erst wenn du jedem Wunsch entsagst
nicht Gut mehr noch Begehren kennst
das Glück nicht mehr beim Namen nennst
dann reicht dir des Geschehens Flut
nicht mehr ans Herz
und deine Seele ruht
(auswendig zitiert, somit keine Garantie auf 1:1)
 
 
Den letzten Vers  mit den optischen Lücken, die ich gar nicht gebraucht hätte finde ich sehr stark ausgedrückt.
 
Liebe Grüße
Sali
 
Hallo Sali,
 
freut mich, dass auch du dich von den kantigen Worten hast anregen lassen. Ich kann deine Anmerkungen gut verstehen.
Viele von deinen Gedanken stehen ja auch hinter diesem Text.
 
Interessant übrigens, dass von den drei LeserInnen, die positiv auf bestimmte Passagen im Gedicht hingewiesen haben, jede eine andere Lieblingspassage hatte. ;-).
 
Ich wünsche dir einen schönen Abend.
 
Gruß von Lé.
 
 
 
hi Lé
gut dann lasse ich noch ein paar Glückstropfen fallen zu deiner letzten Strophe, dennd ie vorherigen sind ja ganz klar:
 
wenn du einmal ausgezogen sein wirst aus  deiner zukunft, --- 1. das Ende, wenn es keine Zukunft mehr gibt
und die türen zu geschlagen               sind zur vergangenheit, ---------2. auch die ERinnerung an das vergangene Leben ist weg
die leere                  eingezogen, ----------- 3. Nix mehr da, absolute Leere 
dann schau, wer spricht    ----------- 4. es gibt niemanden mehr, kein Ich, kein Gegenüber, die Fähigkeit zu  sprechen  ist auch weg,                   
vom glück?-------5. Glück sehe ich hier als einen geistigen Zustand
 
 
 
die wie gewohnt von dir, vielfältig interpretierbar ist:
 
- Endlösung, sterben,
- Demenz, (das finde ich auch sehr deutlich).
 
Aber zwei fehlen  noch, die dieser Zustand beschreiben kann:
 
- Tiefe Meditation und
- totaler Orgasmus
 
Auf alle 4 treffen die 5 Punkte die bei den oberen Zeilen genannt sind zu.
 
Fehlt noch etwas worauf deine Zeilen zutreffen können?
 
 
Liebe Grüße und wenn er kommt auch dir einen schönen Abend
Sali
 
 
Hi Sali,
 
das hatte ich ja schon mal geschrieben, dass ich von Punkt 3 auf deiner Liste "nie genug" bekomme ...
 
oder wars doch ein anderer? ;-).
 
LG Lé.
 
oh wirklich? Das kommt davon wenn ich immer nicht alles lese was dazu geschrieben wird.
Das erhält mir die Unbeeinflussbareit des eigenen Denkens ....
dann: sorry
LGS
 
Das hast du jetzt missverstanden. Hier im Faden stand nichts davon. Ich hatte nur auf mein Gedicht "und nie genug" angespielt - sorry.
 
Lé.
 
Hallo Le,
ich bin etwas spät dran, aber der "Glückliche" kennt bekanntermaßen keine Zeit (Eile).
Was die glücklichsten Menschen anbelangt, sind die nördlichen Länder ganz vorn, wovon vermutlich auch Schleswig Holstein profitiert. Vermutlich bin ich deshalb auch so gern an den nordischen Küsten unterwegs.
Zum Text selbst bin ich der Meinung, dass so große Begriffe schwer zu bechreiben sind, aber Du hast es mit deinem Bogen vom Goldsucher über den Poeten bis hin zum Taschenphilosophen gut hingekriegt.
Mit dem Glück verhält es sich ähnlich bzw. gegensätzlich wie mit der Liebe.
Das Glück sucht man und  will es festhalten,
die Liebe findet einen und man hofft, dass sie bleibt.
Zum Glück gibt es viele Varianten des Glücks, eine davon (meine derzeitige) ist, den Lebensabend mit meinen Kindern und Enkelnkindern verbringen zu dürfen und hoffentlich bald wieder mit Freunden den sonstigen Freuden des Lebens nachgehen zu können.
Danke für den Anstoß mal wieder über das Glück im Allgemeinen und Persönlichen nachzudenken.
LG
Perry

 
 
Salve Le
 
Der Mensch kann so viele Dinge Empfinden denn zum Empfinden sind sie da. Das heißt umgekehrt, es ist unmöglich immer glücklich zu sein. Glück erfordert Disziplin und Durchhaltevermögen eine Brise Glaube und inneren Frieden. Der Rest ist Illusion. Dann klappt es auch mit dem Nachbarn.
Und für den nächsten bedeutet es was anderes....
Ich kam ins Sinnieren.
 
MfG
 
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