Carolus
Autor
Wurzelwerk,
wunderlich verästelt, filigran,
voller empfindsamer Fühler.
Tastest dich vor im lichtlosen
Leben feuchten Erdreichs.
Du spürst, riechst, schmeckst,
prüfst und förderst Nahrhaftes
für Stamm, Äste und Gezweig,
für Knospen, Blüten und Blätter.
Alles, was unser Existieren braucht,
förderst du zu tage. Wo Abgelebtes endet,
sammelst du, was notwendig
für Gegenwärtiges und kommendeTage.
Keinesfalls bedenken Unwissende,
die ihre Landschaft als Abfallhalden
für Giftmüll, Schrott und Schutt zum Schaden
für Unschuldige missbrauchen:
Unter ihren Füßen stirbt Wurzelwerk ab
und eine missgestaltete Zukunft
ihrer Kinder, Enkel und Zukünftiger wächst
wie ein zersetzender Pilz heran.
Wo aber liegen Wurzeln
solchen Fehlverständnisses von Natur
und Zeit? Wo orten wir die Ursprünge
derartigen Ungeistes? In unserer Seele?
Solche Überlegungen mischen sich mit anderen,
treiben abwärts, bis sie, verändert und schwer,
im gütigen Schlaf des Vergessens
in unerfassbarer Tiefe versinken.
(„Carolus“ in „poeten.de“ 03.03.2025)