jul
Autorin
Zwei Gesichter
Wie jeden Tag sehe ich sie, diese unscheinbare Frau. Jeden Tag nur für einen Bruchteil dieser 24 Stunden, nur durch diesen rechteckigen Ausschnitt aus Glas.
Ich sehe, wie der Rhythmus des Alltags sie immer spröder und farbloser werden lässt. In ihrem Gesicht immer derselbe Gesichtsausdruck, gezeichnet von der Monotonie des Lebens. Sehe, wie sie den Kindern Essen zubereitet, die Katze füttert, Teller abwäscht und Rechnungen bezahlt- mal pünktlich, mal nach der zweiten Mahnung.
Sehe, wie sie Glück vorspielt und Liebe antäuscht, Zuneigung gibt und diese nicht empfangen kann. Das Leben, ihr Leben, ist dumpf.
Ich bin ihr Beobachter und werde sie heute zum letzten Mal so sehen. Denn mit Erstaunen stelle ich fest: Zufriedenheit zeichnet heute ihr Gesicht.
Die Kinder sind versorgt, die Katze ist gefüttert, der Mann in vorgetäuschter Liebe in den Alltag entlassen.
Ich will mich schon abwenden, da passiert es plötzlich- unsere Augen treffen sich. In diesem Augenblick sehe ich sie wirklich und wahrhaftig, spüre, was sie fühlt, rieche den Duft ihrer Erinnerungen und schmecke die Säure ihrer Trauer.
Für dieses eine und letzte Mal verschmelzen wir, der Griff um die Klinge in der rechten Hand wird fester und wir machen Platz für unendliche Erleichterung. Die letzte Episode dieses Lebens beginnt hier, in diesem rechteckigen Ausschnitt aus Glas.
Es ist kein Fenster, es ist ein Spiegel.
Wie jeden Tag sehe ich sie, diese unscheinbare Frau. Jeden Tag nur für einen Bruchteil dieser 24 Stunden, nur durch diesen rechteckigen Ausschnitt aus Glas.
Ich sehe, wie der Rhythmus des Alltags sie immer spröder und farbloser werden lässt. In ihrem Gesicht immer derselbe Gesichtsausdruck, gezeichnet von der Monotonie des Lebens. Sehe, wie sie den Kindern Essen zubereitet, die Katze füttert, Teller abwäscht und Rechnungen bezahlt- mal pünktlich, mal nach der zweiten Mahnung.
Sehe, wie sie Glück vorspielt und Liebe antäuscht, Zuneigung gibt und diese nicht empfangen kann. Das Leben, ihr Leben, ist dumpf.
Ich bin ihr Beobachter und werde sie heute zum letzten Mal so sehen. Denn mit Erstaunen stelle ich fest: Zufriedenheit zeichnet heute ihr Gesicht.
Die Kinder sind versorgt, die Katze ist gefüttert, der Mann in vorgetäuschter Liebe in den Alltag entlassen.
Ich will mich schon abwenden, da passiert es plötzlich- unsere Augen treffen sich. In diesem Augenblick sehe ich sie wirklich und wahrhaftig, spüre, was sie fühlt, rieche den Duft ihrer Erinnerungen und schmecke die Säure ihrer Trauer.
Für dieses eine und letzte Mal verschmelzen wir, der Griff um die Klinge in der rechten Hand wird fester und wir machen Platz für unendliche Erleichterung. Die letzte Episode dieses Lebens beginnt hier, in diesem rechteckigen Ausschnitt aus Glas.
Es ist kein Fenster, es ist ein Spiegel.