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Feedback jeder Art Vollendung

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  • S. Athmos Welakis
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28.01.2016
Vollendung
Anbeginn Wagnis
greifen und wehren
mein Leben in Deiner Hand
ziehe ein Los
zu gewinnen
liegt bei mir
was ist mein Glück
Vollendung
führt Leben zum Tod
ich fühle ich sehe
ich werde
ich denke ich bin
meine Wirklichkeit
meine Träume
ziehen Kreise im Wir
glücklicher Mensch
vollende
im Tode mein Leben
unglücklicher
im Leben
den Tod
S. Athmos Welakis
 
@Darkjuls @Anaximandala @Hase @milostojki
 
Euch allen, denen dieses Gedicht gefallen hat, mein Dank!
 
Hi Julie,
 
danke für Deine Rückmeldung. Die von Dir zitierte Strophe wird offensichtlich gerne herausgehoben.
 
Da dieses Gedicht zu dem kleinen Roten Faden gehört, möchte ich Dir noch ein paar Worte hinzufügen:
 
Ich stelle hier die Frage 'Was ist mein Glück[?]', offensichtlich ohne sie zu beantworten. Statt dessen läuft das Gedicht auf zwei Alternativen hinaus:
'[Ich, als] glücklicher Mensch vollende im Tode mein Leben' vs. '[Ich, als] unglücklicher im Leben den Tod'.
Da die zweite Alternative das Ergebnis des Gedichts "Leben kaputtes" ist, hatte ich es diesem in dem Roten Faden vorangestellt. Vielleicht ist es aufgefallen.
Das ganze Gedicht ist wie das Leben durchzogen von Alternativen, bzw. Ergänzungen, sozusagen zwei Seiten einer Medaille:
'Anbeginn' vs. 'Vollendung'
'[an]greifen' vs. '[ab]wehren'
'mein Leben in Deiner Hand' vs. 'zu gewinnen liegt bei mir'
'(führt) Leben' vs. '(zum) Tod'
'ich fühle' vs. 'ich sehe' (entspricht innerer vs. äußerer Wahrnehmung)
'ich denke' vs. 'ich bin' (entspricht Theorie vs. Praxis)
'meine Wirklichkeit' vs. 'meine Träume'
'glücklicher Mensch' vs. 'unglücklicher [Mensch]'
'im Tode mein Leben' vs 'im Leben den Tod'
Werden diese alternativen Möglichkeiten aus dem Text herausgenommen, bleibt als Gerüst stehen:
Wagnis
ziehe ein Los
was ist mein Glück
ich werde
ziehen Kreise im Wir
vollende
So wird schließlich doch eine Antwort auf die Frage nach dem Glück offenbar: Es ist schlicht das Leben an sich. Denn im Leben kann es Freude nie ohne Schmerz geben, Hunger nie ohne Übelkeit, Hoffnung nie ohne Angst, Liebe nie ohne Verzweiflung, Tod nie ohne Krankheit (Hoppla, jetzt zitiere ich ein noch nicht veröffentlichtes Gedicht). Jedes Leben ist - selbst bei allem möglichen Schmerz - ein Glück.
Anzumerken ist außerdem noch, dass der Vers 'ich werde' ganz bewusst zentral angeordnet ist. Damit erkläre ich jedes Leben zu einem Entwicklungsprozess, der immer eine Überraschung bereithalten kann. Vollendung im Sinne von Perfektion ist dabei nicht das Ziel, sondern Vollendung als Ergebnis im Leben Kreise im Wir zu ziehen.
 
Liebe Grüße,
Athmos
 
Hallo Athmos, Deine Gedanken kann ich nachvollziehen und stimme dem zu. Es sollte unser Ziel sein, wie Du es sagst, Kreise im Wir zu ziehen. Wir alle beeinflussen einander. Wenn man sich das bewusst macht, ist das Leben noch spannender. Für jeden von uns gibt es Höhen und Tiefen, welche zum Leben dazugehören. Unser Empfinden macht es möglich, diese Höhen und Tiefen auszuleben. Du schreibst, ein glücklicher Mensch vollendet das Leben mit dem Tod und ein unglücklicher im Leben den Tod. Er vegetiert quasi lebendig begraben dahin? Was ist mit den Menschen, die weder das eine noch das andere sind? Vergeuden sie ihr Leben? Was meinst Du mit: 
mein Leben in Deiner Hand
Ich denke, jeder Tag, sogar jeder Augenblick will gelebt werden. Wir haben die Möglichkeit Einfluss zu nehmen. Der freie Wille ist wohl mit das größte Geschenk.
Dein Gedicht lässt Spielraum für Gedankengänge, steckt quasi nur die äußeren Grenzen ab. (Anbeginn - Tod) Vollenden wir also jeden Tag und erfüllen ihn Leben, das heißt wir machen uns Gedanken und Erfühlen was geschieht, entscheiden was wir tun und was nicht. Wenn uns etwas gelingt, erfüllt uns das mit Freude und Glück. Das Leben ist ein Geschenk und wir können uns glücklich schätzen, dass wir diese Zeit haben. Da fällt mir wieder Dein Gedicht über die Zeit ein. Sie ist nicht unser Feind. Sie steht stellvertretend für das was geschieht. Und dass etwas geschieht, liegt zu einem großen Teil bei uns. Von "Menschenkein" über "Leben kaputtes" und "Zahn der Zeit" bis zur "Vollendung" hast Du Dich mit dem Leben auseinandergesetzt. Deine Zeilen laden den Leser dazu ein, es Dir gleich zu tun. 
 
Liebe Grüße Juls
 
@Darkjuls
 
Hi Juls,
 
danke für Deine intensive Auseinandersetzung mit diesem Gedicht. Der Vers 'mein Leben in Deiner Hand' bezieht sich auf den Lebensanfang. Er greift das Gedicht 'Erwartungsvoll' auf.
 
Kein Mensch ist in der Lage, vom ersten Tag an autark zu leben. Jeder ist zunächst auf eine 'liebende Hand' angewiesen. Das, was einem Menschen in seiner Kindheit mitgegeben wird, prägt sein Leben. Erst mit der Zeit tritt 'zu gewinnen liegt bei mir' in den Vordergrund, und dann erweist sich, wie tragfähig diese Mitgabe ist. Jeder zieht aber unabhängig davon 'Kreise im Wir'. Da jeder eine ganz spezifische, einzigartige Mitgabe bekommen hat, trägt jeder einzigartig zum 'Wir' bei. Der Maßstab für die Qualität der Mitgabe bemisst sich dabei nicht unbedingt in menschlichen Kategorien (wie z.B. gut und böse bzw. schlecht).
 
Liebe Grüße,
Athmos
 
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