Hallo Schmuddelkind,
was lange währt, wird endlich wahr. :biggrin:
Jetzt aber ohne Grinsesmiley zum Gedicht.
Wie kann ich deine Blicke spüren,
die mich wie Träume streifen
und die mich tief zu Tränen rühren
und nicht nach ihnen greifen?
Ich schreibe gleich im Voraus, dass ich das wirklich ernst meine und keinen Spaß mache: Als ich diese Zeilen las - war ich wieder jung. 16 Jahre jung. Als ich davon träumte, so eine Liebe zu finden. Die wirklich ist, echt und so tief, dass es weh tut. Ja, die heute so oft ironische, sarkastische Frau, die Satiren und gesellschaftskritische Werke schreibt, manchmal auch düstere, war einmal eine blutjunge Frau, mit einem Kopf voller Träume und einem Herz voller Hoffnungen, Wünschen und Sehnsüchten ...
Damals war ich wirklich so richtig verliebt. In einen Jungen aus meiner Klasse. Der in Mathematik der Beste war, der intelligent war, humorvoll. Und der mich gar nicht beachtete, für den ich gar nicht existierte. Ich war nicht sonderlich hübsch, dafür aber einigermaßen intelligent - dieses 'weibliche Modell' erfreut sich selten der Beliebtheit. Auch im Rückblick heute kann ich sagen, es war nicht nur Schwärmerei, nicht nur 'Verknalltsein'.
Manchmal kam es natürlich vor, dass sein Blick mich unbeabsichtigt streifte, dann fing mein Herz an, aufgeregt zu pochen und ich träumte mitten im Unterricht. Hat mir ein paar nicht so gute Noten eingebracht, damals. Und ich kann das Echo dieses sehnsüchtigen, ziehenden Schmerzgefühls in der Herzgegend heute noch nachspüren, wenn ich mich an diese Zeit erinnere. Es tat weh - aber es war auch so schön!
Wie kann ich sie vergehen lassen
und nicht an ihnen halten,
den Augenblick vor dem Verblassen
zu einem Bild gestalten?
Genau das habe ich damals getan. Ich hielt diese seltenen Momente, wenn er mich unabsichtlich ansah, in mir fest, nahm sie aus der Schule mit nach Hause. Und erdachte mir so manchen Tagtraum, in dem alles ganz anders war als in Wirklichkeit. Viele Bilder wurden damals von mir gestaltet, um den Augenblick vor dem Verblassen zu bewahren ...
Am liebsten schlöss ich nie die Lider
und bliebe vor dir stehen
und weiß sehr wohl: ich muss doch wieder
aus deinen Blicken gehen.
Trotz meiner Jugend war mir klar, dass sich mein Traum nicht erfüllen würde. Ich habe es ihm nie gesagt, denn ich wusste, das wäre dann um ein Vielfaches schlimmer gewesen, als eine Liebe, die einseitig und unerfüllt bleibt. Ich wusste, dass ich wieder aus seinen Blicken würde gehen müssen. Für mich an der Realschule war es das letzte Schuljahr. Nun, irgendwie habe ich dennoch meine Noten 'auf Kurs' gehalten, aber es war, nun, nicht einfach, sagen wir es so.
Es ist eine von meinen schönsten Erinnerungen. Weil Schmerz manchmal Tränen verursacht, aber dieser ganz besondere Schmerz kann - so süß sein. (Ich hoffe, du kannst verstehen, was ich damit meine.)
Deshalb haben mich deine Zeilen besonders tief berührt, denn - ja, genau so ist es.
LG,
Anonyma