Das Kanapee
Mein Kanapee im Wohnbereich,
das ist sehr alt und nicht sehr weich.
Französisch heißt das Chaiselongue
und ist so steif wie Waschbeton.
Je nach Geschmack bespannt mit Stoff,
gab´s um die Farbe mächtig Zoff.
Die Polsterung, ´ne Kleinigkeit,
barg trotzdem Knies und argen Streit.
Drum schenkten wir es unserer Tante,
der Lisbeth Schmitz, als Anverwandte.
Das Kanapee von Tante Lisbeth
birgt für die Tante reichlich Kismet.
Dort liebte sie den Bäcker Müller,
doch war der Müller nicht der Knüller.
Und auch der Milchmann Rudi Flitze
saß dort oft nackt mit Zipfelmütze.
Der Gasmann Otto-Friedrich Krause
fühlt sich darauf gleich wie zu Hause.
Und Gastwirt August-Peter Sülz
trank auf dem Kanapee sein Pils.
Selbst Pastor Johann August Mut,
der fand das Kanapee recht gut.
Nur mochte er es dort nicht treiben,
wollt‘ lieber seine Predigt schreiben.
Kein Mann ist also lang geblieben,
auch wenn sie‘s lustvoll dort getrieben.
Die Tante nervt´s, sie schreit: „Oh weh“
und schaut erzürnt zum Kanapee.
Und unter Tränen sie beteuert:
„Bringst Du kein Glück, wirst Du verscheuert.
Ich will doch nur ´nen Mann becircen,
um meine Ledigkeit zu kürzen.“
Sie bittet ihren Nachbarn Knüll:
„Fahr mir das Kanapee zum Müll.“
„Warum?“, spricht Knüll, „das Teil ist prächtig,
doch für zu schleppen viel zu mächtig!“
„Wir schieben dieses Dings nach drüben
in meine Wohnung gegen Sieben.
Ich hol‘ dazu noch meinen Neffen,
den wollte ich um sechs Uhr treffen.
Und wenn Du willst, so gegen Neun,
lad‘ ich Dich auf ´nen Rotwein ein.“
Jetzt sitzt die Tante mit dem Knüll
schon wieder auf dem Sofa-Tüll.
Verflixt, sie wird das Dings nicht los!
Was will das Möbel von ihr bloß?
Doch Nachbar Knüll fängt an zu lachen:
„Jetzt kann ich Dir ´nen Antrag machen.“
„Mir fehlte nur ein Chaiselongue“,
raunt er in zärtlichem Jargon.
„Es kann mich keinesfalls verdrießen,
wirst Du mit mir die Ehe schließen.“
Der Knüll und auch die alte Tante,
ein jeder für sich schnell erkannte:
„Ein Kanapee bringt Wohlergehen,
tut’s in der richt’gen Wohnung stehen!“
Man setzt sich munter ans Klavier
und spielt von Liszt „Sonate 4“.
Jetzt hat die Tante, was sie will.
Heißt nicht mehr Schmitz, doch dafür Knüll.
@Copyright Melda-Sabine Fischer – Näheres zu ihrem Autorenleben siehe Profil
Mein Kanapee im Wohnbereich,
das ist sehr alt und nicht sehr weich.
Französisch heißt das Chaiselongue
und ist so steif wie Waschbeton.
Je nach Geschmack bespannt mit Stoff,
gab´s um die Farbe mächtig Zoff.
Die Polsterung, ´ne Kleinigkeit,
barg trotzdem Knies und argen Streit.
Drum schenkten wir es unserer Tante,
der Lisbeth Schmitz, als Anverwandte.
Das Kanapee von Tante Lisbeth
birgt für die Tante reichlich Kismet.
Dort liebte sie den Bäcker Müller,
doch war der Müller nicht der Knüller.
Und auch der Milchmann Rudi Flitze
saß dort oft nackt mit Zipfelmütze.
Der Gasmann Otto-Friedrich Krause
fühlt sich darauf gleich wie zu Hause.
Und Gastwirt August-Peter Sülz
trank auf dem Kanapee sein Pils.
Selbst Pastor Johann August Mut,
der fand das Kanapee recht gut.
Nur mochte er es dort nicht treiben,
wollt‘ lieber seine Predigt schreiben.
Kein Mann ist also lang geblieben,
auch wenn sie‘s lustvoll dort getrieben.
Die Tante nervt´s, sie schreit: „Oh weh“
und schaut erzürnt zum Kanapee.
Und unter Tränen sie beteuert:
„Bringst Du kein Glück, wirst Du verscheuert.
Ich will doch nur ´nen Mann becircen,
um meine Ledigkeit zu kürzen.“
Sie bittet ihren Nachbarn Knüll:
„Fahr mir das Kanapee zum Müll.“
„Warum?“, spricht Knüll, „das Teil ist prächtig,
doch für zu schleppen viel zu mächtig!“
„Wir schieben dieses Dings nach drüben
in meine Wohnung gegen Sieben.
Ich hol‘ dazu noch meinen Neffen,
den wollte ich um sechs Uhr treffen.
Und wenn Du willst, so gegen Neun,
lad‘ ich Dich auf ´nen Rotwein ein.“
Jetzt sitzt die Tante mit dem Knüll
schon wieder auf dem Sofa-Tüll.
Verflixt, sie wird das Dings nicht los!
Was will das Möbel von ihr bloß?
Doch Nachbar Knüll fängt an zu lachen:
„Jetzt kann ich Dir ´nen Antrag machen.“
„Mir fehlte nur ein Chaiselongue“,
raunt er in zärtlichem Jargon.
„Es kann mich keinesfalls verdrießen,
wirst Du mit mir die Ehe schließen.“
Der Knüll und auch die alte Tante,
ein jeder für sich schnell erkannte:
„Ein Kanapee bringt Wohlergehen,
tut’s in der richt’gen Wohnung stehen!“
Man setzt sich munter ans Klavier
und spielt von Liszt „Sonate 4“.
Jetzt hat die Tante, was sie will.
Heißt nicht mehr Schmitz, doch dafür Knüll.
@Copyright Melda-Sabine Fischer – Näheres zu ihrem Autorenleben siehe Profil