Hey Claudi,
so langsam entwickelst du in deinen Gedichten eine unverkennbare persönliche Handschrift. Die Verse sind meist sehr kurz und prägnant, metrisch weitgehend sauber und beleuchten oft zwischenmenschliche Probleme aus der Sicht eines Sprechers in der Ich-Form.
Ist das gut? Ich meine, ich beschäftige mich gar nicht so mit der Metrik. Wenn du mich fragen würdest, wie ein Jambus aufgebaut wird, oder wie man ein Tanka schreibt, keine Ahnung. Ich mach es aus dem Gefühl heraus, und wenn es nicht gut klingt, dann ist es das auch nicht. Da bin ich perfektionistisch.
Was die Prägnanz leider meist ein Stück weit wieder aufweicht, ist die Ausführlichkeit. Ich wünschte mir da manchmal nur die halbe Länge des Gesamtwerks und eine Reduzierung auf die "Best of the Best"-Strophen. Hier empfinde ich das nicht so stark und denke, die Länge geht gerade noch, würde aber auch hier ruhig noch etwas straffen.
Hm, das ist schwer. Ich versuche immer, es so anschaulisch wie möglich zu gestalten. Und damit sowohl das, als auch das was ich sagen möchte Platz haben, geht es etwas in die Länge.
Anders wäre es, wenn du konkrete Begebenheiten detailreich auserzählen würdest. Viel Handlung darf auch viel Raum beanspruchen, ohne die Leserschaft zu langweilen. Dich reizt es wohl mehr, wesentliche Entwicklungen und Erkenntnisse knapp und präzise auf den Punkt zu bringen, und ich finde, das liegt dir.
Dankeschön, aber da ist noch etwas Übung gefragt, aus meiner Sicht. Nicht immer schaffe ich es, so gut zu beschreiben, wie ich es mir eigentlich wünsche. Das gelingt mir in Texten deutlich besser. Dementsprechend lang sind sie dann auch.
Ich glaube, ich würde dieses Gedicht (wie auch die meisten anderen) noch eine Weile abhängen und nachreifen lassen und dann mit etwas Abstand zum Werk nochmal streng aussortieren, was nicht unbedingt gesagt werden muss. Bei mir persönlich würden zuerst die unreinen Reime rausfliegen (ne, die hätte ich gar nicht erst da reingesetzt). Das ist aber auch Geschmackssache und muss nicht für dich gelten.
Ja, ich glaube dass du Recht hast. Alle meiner Gedichte sind noch ausbaufähig. Meist finde ich aber nicht die Motivation dazu, weil mir immer wieder neue Ideen in den Kopf strömen, welche ich niederschreiben muss. Das ist wirklich anstrengend. Manchmal sitze ich dann zwei Stunden am Stück und schreibe, nur um die Hälfte meiner Entwürfe dem Erdboden gleich zu machen, weil sie mir am Ende doch nicht gefallen.
Ein paar metrische Unebenheiten habe ich gefunden:
So sag mir doch, wieso
Spielst du auf Risiko?
Und nimmst mein Herz als Ball
Im Russisch-Roulette-Stall xXxxXX
Da bei Roulette-Stall (Roulette zweisilbig gesprochen) die Hauptbetonung auf "lette" liegt und "Stall" dagegen nur nebenbetont ist, kommt der Reim Ball-Stall nicht mehr voll zur Wirkung.
Betörst meinen Verstand xXXxxX
Doch stößt mich an die Wand
Mein Herz im Solitaire
Doch du spielst es nicht fair
Ich werde mich damit auseinandersetzen. Das ist mir gar nicht so aufgefallen. In jeder Sprache betont man andere Silben. Da habe ich gar nicht so das Gespür dafür und komme eventuell mit anderen Sprachen ins Straucheln. (Oh Gott, jetzt klinge ich ja wie Lorenz😅) Aber so ist es.
Trotz einigem Gemäkel ist dies für mich ein ansprechendes Gedicht und ich habe mich gerne damit beschäftigt.
Ich danke dir von Herzen.
mfG.: Ference