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Feedback jeder Art Ein Wiegenlied - überarbeitet -

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  • Berthold
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Singe dem flammenden Wolf, auf dass er fürderhin schlafe,
sing ihm sein Lied zur frühen Stunde der träumenden Wolken:
Schlafe, mein flammender Wolf - tief in der Grotte zur Nacht.
Wird er geneckt und erwacht, so jagt er, getrieben von Gier und
dürstend nach Blut, den unbezähmbaren Hunger zu stillen.
Schlafe, mein flammender Wolf - tief in der Grotte zur Nacht.
Heim und Gehöft, wie Mensch und Tier, zerschlagen die Pranken,
Funken lodern um ihn, verschlingt er der Dunkelheit Schale.
Schlafe, mein flammender Wolf - tief in der Grotte zur Nacht.
Früchte verdorren am Baum, die Saaten kühlen zu Asche.
Schweige, unstillbare Gier, unzähmbarer Hunger, erlösche.
Schlafe, mein flammender Wolf - tief in der Grotte zur Nacht.

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                                                                               - überarbeitet -
 
Singe dem flammenden Wolf, auf dass er fürderhin schlafe,
sing ihm das traute Lied, zur Stunde der heiteren Wolken:
Schlafe, mein flammender Wolf - tief in der Grotte zur Nacht.
Wird er gereizt und erwacht, so jagt er, geblendet von Hunger,
unbarmherzig, um ihn zu verschlingen, den eigenen Bruder.
Schlafe, mein flammender Wolf, tief in der Grotte zur Nacht.
Heim und Gehöft, wie Mensch und Tier, zerschlagen die Pranken,
Funken lodern um ihn, zerbeißt er der Dunkelheit Schale.
Schlafe, mein flammender Wolf, tief - in der Grotte zur Nacht.
Früchte verdorren am Baum, die Saaten kümmern als Asche.
Schweige, unstillbare Gier, unzähmbarer Hunger, erlösche.
Schlafe!, mein flammender Wolf. - Tief. In der Grotte zur Nacht.
 
 
Hallo Berthold,
Ein Wiegenlied für den flammenden Wolf, der in der nordischen Mythologie ein Symbol für Chaos und Zerstörung ist, erzeugt eine seltsame Spannung.
Im Text zerstört er  "Heim und Gehöft, wie Mensch und Tier," und die Natur.
Ob eine Übertragung auf die aktuellen Ereignisse in der Ukraine möglich ist, muss wohl jeder für sich selbst entscheiden. Ich könnte mir etwas weit hergeholt vorstellen, dass die Nato gerade versucht den russischen Bären(Wolf) in den Schlaf zu singen. 
Die gewählte Form gefällt mir natürlich und die Wiederholungen passen gut zur Liedform.
LG
Perry
 
Freut mich, dass ihr vorbeigeschaut und mir eure Gedanken zu meinem Text dagelassen habt. ☺️
@Perry,
ich will gestehen: ich habe gar nicht recherchiert, ob das Bild vom 'flammenden Wolf' schon in Gebrauch ist. - In der nordischen Mythologie ein Symbol für Chaos und Zerstörung?! - Das passt.
 
Ein Wiegenlied für den flammenden Wolf, der in der nordischen Mythologie ein Symbol für Chaos und Zerstörung ist, erzeugt eine seltsame Spannung.
Ja. Ein bisschen absurd & befremdlich, und doch, auch sehr naheliegend …

In diesen Tagen ist es ja kaum möglich, unbeeindruckt von Putins sinnlosem und brutalem Angriffskrieg das eigene Leben zu leben, unbeeindruckt von dem verursachten Leid, den Schmerzen und dem Sterben. - Da fließt fast zwangsläufig etwas mit ein in solche Texte …    (Eine konkrete Bezugnahme jedoch, stellt dieser Text nicht dar.)
Dass dir die Wiederholungen passend erscheinen, ist für mich ein wichtiges Feedback, zumal ich mir nicht sicher war, ob sie funktionieren.
Danke, Perry, für deinen hilfreichen Kommentar.
Schönen Sonntag und
LG, Berthold
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@ferdi,
ferdi schrieb:
Ich bin nicht immer ganz überzeugt von der verwendeten Bildlichkeit (das "geneckt" zum Beispiel scheint mir ein wenig harmlos im Vergleich mit der restlichen Schilderung)
 
Das kann ich gut nachvollziehen, wahrscheinlich hast du auch recht.

Ich habe „geneckt“ gewählt, um anzudeuten, dass dem Wecken des Wolfes oftmals keine kühl und wohlüberlegte Entscheidung zugrunde liegt, sondern schlicht ein leichtfertiges, unbekümmertes und nicht-zu-Ende-gedachtes Handeln. (Natürlich gibt es auch das Pendant: kaltblütiges, menschenverachtendes und berechnendes Kalkül.)

Vielleicht ist hier im Text wieder einmal so eine Stelle, die ich etwas genauer hätte ausführen sollen? - Ich werde versuchen, diese Passage stimmiger zu gestalten.
 
ferdi schrieb:
dürstend nach Blut, zu stillen den unbezähmbaren Hunger.
Das übernehme ich so. 
Das fehlende Komma habe ich gesetzt.
 
ferdi schrieb:
Den viermal genau gleichen Vers wandelte ich wahrscheinlich ganz leicht ab
Das will ich versuchen und noch ein wenig herumtüfteln.

Danke, ferdi, für deinen hilfreichen Kommentar.
Schönen Sonntag und
LG, Berthold 


 
 
Hallo Berthold,
 
mir gefällt die Idee (dem entfesselten Schrecken ein Schlaflied zu singen)  und die bildliche wie auch versliche Umsetzung sehr gut. Die ein oder andere Schwachstelle hat Ferdi ja angesprochen, was als Mitlesende für mich auch aufschlussreich ist.
 
Einen Vers hätte ich noch, der  mir beim Lesen etwas in die Länge hüpft und ich überlege, ob ein textnahe Umstellung vorteilhaft wäre?

 
Anstatt ...
 
sing ihm sein Lied | zur frühen Stunde | der träumenden Wolken
 
...  mal zu vergleichen.
 
sing ihn ein frühes Lied, || zur Stunde der träumenden Wolken.
 
Hm. 
LG, Mi
 
Hallo Miserabelle,
 
dein Besuch erfreut mich. ☺️
 
sing ihm sein Lied zur frühen Stunde der träumenden Wolken:
... dann ...
sing ihn ein frühes Lied, || zur Stunde der träumenden Wolken.
... und jetzt nochmal ich:

###sing ihm das traute Lied, zur Stunde der heiteren Wolken###
Mit deiner Version,  ist der Vers schon mal kompakt. Aber - je öfter ich die 'träumenden Wolken' vor der Nase habe, desto weniger wollen sie mich überzeugen.  Hm. Statt 'träumend' vielleicht 'heiter'? - Vorläufig ...
Ich werde noch ein Weilchen an diesen Versen herumschrauben. ferdi hat mir ja auch noch ein paar Hausaufgaben gegeben. Wenn ich mit alledem fertig bin, stelle ich die "überarbeitete Version" unter den Ursprungstext - und ändere den Titel entsprechend. 
MI, ich sage Danke für deinen hilfreichen Kommentar.
LG, Berthold 
 
 
Hallo entflammter Hexametrist! ;)
 
Ich picke mir auch den "geneckt"-Verse heraus: 
 
Wird er geneckt und erwacht, so jagt er, getrieben von Gier und
dürstend nach Blut, den unbezähmbaren Hunger zu stillen.
 
Du schreibst:
 
Ich habe „geneckt“ gewählt, um anzudeuten, dass dem Wecken des Wolfes oftmals keine kühl und wohlüberlegte Entscheidung zugrunde liegt, sondern schlicht ein leichtfertiges, unbekümmertes und nicht-zu-Ende-gedachtes Handeln. (Natürlich gibt es auch das Pendant: kaltblütiges, menschenverachtendes und berechnendes Kalkül.)
 
Vielleicht eine Lösung die deiner Absicht entsprechen könnte, mit Spondeus - „antikisierend“ wohl, aber das passt ja zum Duktus deines Liedes:
 
Weckt leichtfertig das Tier und es jagt, getrieben von Gier und
dürstend nach Blut, den unbezähmbaren Hunger zu stillen!
 
Die die Hauptzäsur in Z2 ist im zweiten Versfuß. Geht das - liebe Experten - ohne "Dreiteilung" - Nebenzäsur? 
 
Gern gelesen!
 

loop
 
 
 
Hallo loop,
schön, dass du vorbeigeschaut hast.  :smile:
 
Ich picke mir auch den "geneckt"-Verse heraus: 
Ja, an dem Vers wird sehr gerne gepickt. - Und womit? - Mit Recht.  :wink:
 
 
Weckt leichtfertig das Tier
Hier sehe ich das gleiche Problem wie beim "Necken"; ich lege fest, was Ursache des Weckens ist. Mein Wunsch war es zwar, dem Leser diese Option anzubieten, doch mittlerweile glaube ich, ich fälle hier schon eine Entscheidung, anstatt sie dem Leser zu überlassen. 
Während ich deine Ideen bedacht habe, ist mir eine weitere Möglichkeit in den Sinn gekommen.

###Wird er gereizt und erwacht, so jagt er, getrieben von Gier und ###
Stand jetzt, bin ich von dieser Alternative überzeugt. 
"Reizen" beinhaltet mE  wohlüberlegte  und leichtfertige Motivation.
(Und wer ganz genau hinschaut, kann im Hintergrund - wenn er das möchte - den Hund des Herrn Pawlow sabbern sehen.) 
Die Frage an die Experten lasse ich außen vor, sie betrifft mich nicht.
 
Noch eine Idee - kam mir gerade beim Kaffee 😉:


 


Weckt leichtfertig das Tier und getrieben von Gier wird es jagen,


unbezähmbar, niemals zu stillen sein Hunger und Blutrausch!
Wohl bekomm's. 
Feinste Bohne, nehme ich an.  :wink:
Auf jeden Fall klingt dein Vorschlag sehr schön. 
Hier taucht allerdings eine Art Binnenreim auf, den ich im Hexameter vermeide.
loop,  Dankeschön für deine engagierten und hilfreichen Kommentare.
LG, Berthold 

 
 

Claudis Themen
Lieber Berthold,
 
hier hattest du die eher ungewöhnliche, aber schöne Idee, Hexameter in eine Strophenform zu binden, die durch den wiederkehrenden Pentameter sogar ausgesprochenen Liedcharakter bekommt. Ich finde, das ist dir sehr ansprechend gelungen.
 
Die Versenden sind ausnahmslos mit sehr leichten Silben besetzt, was auch ungewöhnlich ist, hier aber ganz gut die Liedform unterstreicht. Ich schau mal nach den Zäsuren:
 
Singe dem flammenden Wolf, || auf dass er fürderhin schlafe, 3m
sing ihm sein Lied | zur frühen Stunde || der träumenden Wolken: 4w
Schlafe, mein flammender Wolf - tief in der Grotte zur Nacht.
Wird er geneckt und erwacht, || so jagt er, getrieben von Gier und 3m
dürstend nach Blut, | den unbezähmbaren Hunger zu stillen. keine Verszäsur
Schlafe, mein flammender Wolf - tief in der Grotte zur Nacht.
Heim und Gehöft, wie Mensch und Tier, || zerschlagen die Pranken, 4m
Funken lodern um ihn, || verschlingt er der Dunkelheit Schale. 3m
Schlafe, mein flammender Wolf - tief in der Grotte zur Nacht.
 
Früchte verdorren am Baum, || die Saaten kühlen zu Asche.
Schweige, unstillbare Gier, || unzähmbarer Hunger, erlösche.
Schlafe, mein flammender Wolf - tief in der Grotte zur Nacht.
 
Die die Hauptzäsur in Z2 ist im zweiten Versfuß.
Nein, dieser Vers hat keine Hauptzäsur (= Verszäsur):
 
dürstend nach Blut, | den unbezähmbaren Hunger zu stillen.
 
Die 2m kann immer nur Nebenzäsur sein. Es ist aber nicht schlimm, wenn ein einzelner Vers mal etwas aus dem Rahmen fällt. Lange Wörter sind in der Versmitte oft ungünstig. Hier könnte man leicht umstellen und das lange Wort in die zweite Vershälfte schieben:
 
dürstend nach Blut, zu stillen || den unbezähmbaren Hunger .
 
und schon haben wir eine vorschriftsmäßige 3w, also die weibliche Zäsur im dritten Fuß. Die Zäsuren direkt nach einer Hebungssilbe werden männlich genannt, die nach der ersten Senkungssilbe weiblich. Die Umstellung wäre eine schnelle Lösung. Ich hatte trotzdem Lust, auch ein bisschen an den beiden "Pickversen" herumzupicken:
 
Wird er geweckt, so stößt er, || mit unbezähmbarem Hunger, 
dürstend nach Blut, | die Zähne sogar || in das Fleisch seines Bruders.

 
Ein ansprechender Text! Habe hier gerne mitgelesen und meinen Senf dazu gegeben.
 
LG Claudi
 
Hallo Claudi,
freut mich, dass du einen prüfenden Blick auf mein Werklein geworfen hast. 
 
hier hattest du die eher ungewöhnliche, aber schöne Idee, Hexameter in eine Strophenform zu binden, die durch den wiederkehrenden Pentameter sogar ausgesprochenen Liedcharakter bekommt.
Aktuell probiere ich aus, was ich mit Hexameter und Pentameter so alles zusammenbasteln kann. 
 
dürstend nach Blut, | den unbezähmbaren Hunger zu stillen. keine Verszäsur
Hab ich in Ordnung gebracht. Du, ferdi und loop wart euch da, wenig überraschend, sehr einig. 
Die Zäsur sollte  nun (an?/ bei?) 4w sein; vielleicht. 
 
 
Wird er geweckt, so stößt er, || mit unbezähmbarem Hunger, 
dürstend nach Blut, | die Zähne sogar || in das Fleisch seines Bruders.
Deine Version klingt sehr überzeugend. Jedoch:
Jetzt habe ich auch noch ein wenig an dem Pickvers herumoperiert und fürs Erste eine 'zahnlose' Version gewählt. - Kann sein, ich habe mich mit dem Wort "unbarmherzig" vergallopiert; es war ein Versuch ... 
 
 
Ein ansprechender Text! Habe hier gerne mitgelesen und meinen Senf dazu gegeben.
Zweimal Dankeschön.
Fürs 'ansprechend' und für den 'Senf. 
Danke, Claudi, für deinen hilfreichen Kommentar und
LG, Berthold 
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Hallo @Ostseemoewe
freut mich, dass es dir gefällt.  :smile:
Danke für deinen Kommentar und
LG, Berthold
 
  • Berthold
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