Guten Tag, Nesselröschen,
ich schließe mich den vorhergehenden Kommentaren an. Auch mir gefallen die 'gleitenden Übergänge' der Verse besonders gut.
Besonders prägnant und vielsagend finde ich die letzten fünf Worte: Unter der Decke am Tisch.
Darin 'verstecken' sich für mich auch: 'Unter einer Decke stecken' und 'sich unter dem Tisch verstecken'. Ich erinnere mich dabei auch an meine Kindheit. Ich spielte gerne unter dem großen Dielentisch, durfte dafür auch Bettlaken, irgendwelche Decken und Wäscheklammern verwenden, um mir da eine 'Höhle' zu bauen. In dieser war ich dann alles Mögliche, mal eine Schiffbrüchige auf einem Floß oder ein Piratenkapitän und vieles andere, das meiner Phantasie entsprang. Das ist eine Kindheitserinnerung, die ich lediglich erwähne, weil ich mich daran erinnere, wie 'geborgen' sich ein Kind in seiner selbstgebauten 'Höhle' fühlt. In welchem Zusammenhang steht das nun mit deinem Werk?
Der Zusammenhang findet sich für mich im 'Sicher fühlen'. In meiner Kindheit war das nur ein Spiel - für das LI ist es, so interpretiere ich es, bitterer Ernst.
Es sind 'ungebetene Gäste', die sich selbst eingeladen haben. Erinnerungen, so fasse ich es auf. Erinnerungen, die dem LI auch im Heute noch Angst einjagen, das LI nicht loslassen. 'Fremd in meiner Haut' sehe ich als das Fehlen des Selbstbewusstseins und für mich steckt auch darin, dass das LI nicht weiß, wer er/sie ist, als Person. Vor dem Selbst-bewusst-sein braucht es die Selbst-Findung, die Selbst-Orientierung: Wer bin ich? Was will ich? Wohin will ich?
Menschen, zu denen das LI nie wirklich emotionalen Kontakt herstellen konnte, die Fremde waren und geblieben sind. Die sich um das LI winden - wie Fesseln. Die Fesseln sind und das LI nicht loslassen, es 'gefangen halten'.
Formal interessant gemacht, inhaltlich sehr bedrückend und ausdrucksstark. Das Gedicht ruft in mir entsprechende Vorstellungen, Gedanken, Gefühle und Bilder hervor - und das sorgt bei mir dafür, dass für mich das LI 'Gestalt annimmt, lebendig wird'. Und das ist der 'Funke', das, was Kunst ausmacht. Sie kann das, Bewegung in Unbewegliches bringen, ein LI 'lebendig' werden lassen - obwohl hier, im Prinzip, nichts weiter vorhanden ist, als - Buchstaben(folgen). Wie ein Gemälde - manche sind unbeweglich, bewegen nichts im Betrachter. Andere dagegen schaffen das und bewegen etwas. Lösen Gefühle, Gedanken und Vorstellungen aus. :smile:
LG,
Anonyma