Melda-Sabine Fischer
Autorin
Goldhochzeit
Die gold´ne Hochzeit ist was Feines,
es droht nun nimmermehr was Kleines,
das nach der Schwangerschaft laut plärrt
und kreischend an den Nerven zerrt.
Ne gold’ne Hochzeit, die ist schön,
man kann Verwandte wiederseh´n,
die dann an schön gedeckten Tafeln
mit großer Gier gefräßig schwafeln.
Verwandte, die sind gern dabei,
denn das Buffet ist kostenfrei.
Und wird das Tanzbein keck geschwungen,
dann scheint die Feier sehr gelungen.
Das Jubelpaar sitzt meist dazwischen
an dekorierten Gasthaustischen.
Man hält frenetisch schöne Reden,
die, wenn sie lang sind, nichts für jeden.
„Die Lotte und der Ottokar,
die hocken nunmehr 50 Jahr‘
im trauten Heim ganz eng zusammen
und überstanden manche Schrammen.“
Ein Satz, der ist vielleicht gelogen:
„Sie haben sich niemals betrogen
und haben niemals fremd geküsst“
(der Herrgott weiß, ob es so ist).
Wir wollen dies auch nicht vertiefen,
Gerüchte kann man nicht verbriefen.
Man weiß nur, dass der Ottokar
ein wirklich schlimmer Finger war.
Und es verrät der Ottokar:
„Ich weiß noch, wie es damals war,
als ich mit eignen Hüftgelenken
das Bein mir tat beim Twist verrenken.
Selbst meine Jubelbraut, die Lotte,
war früher eine kesse Motte,
da hatte sie noch alle Zähne
und eine rote Löwenmähne.“
Geknutscht, das haben beide gerne
an schummeriger Gaslaterne.
Statt Zungenkuss bei Licht aus Gas,
ruh’n heut die Zähne nachts im Glas.
Ganz ohne Zähne ist der Kuss
mit leerem Mund kein Hochgenuss.
Es gibt jetzt nur noch kleine Küsschen
so ab und an noch auf das Schnüsschen.
Sie sind jetzt alt und etwas faltig,
auch beider Harndrang stört gewaltig.
Doch wird die Scham hinweg gefegt,
es werden Windeln eingelegt.
Zum Aldi, für den Billigkauf,
geht es nicht mehr per Dauerlauf.
Drum haben sie sich aufgerafft
und Rollatoren angeschafft.
Zurück zur Feier. Es wird munter
und auch die Stimmung kunterbunter.
Der Pfarrer trinkt, wie an Silvester,
bereits das 6. Gläschen Trester.
Urenkel toben ums Buffet,
der Pfarrer spricht von Glück und Weh,
von guten und von schweren Zeiten,
das Essen droht vom Tisch zu gleiten.
Der Onkel Fritz schreit: „Tobet nicht!
Nicht, dass der Tisch zusammenbricht!“
Schon sind die Schüsseln abgerutscht
und über das Parkett geflutscht.
Man kann das Missgeschick nicht fassen,
doch scheint die Stimmung ausgelassen.
Der Wirt hat schnell und höchst versiert
noch eilends Curry-Wurst serviert.
„Wir fahren...“, singt man als Kehraus,
„…heut‘ mit der Straßenbahn nach Haus.“
Doch hat das Jubelpaar noch Bock
und wünscht sich den Rollator-Rock.
Die Gäste drum herum im Kreis,
die klatschen sich die Hände heiß.
Man ist sich einig, sei’s wie’s sei,
sie sind auch nächstes Mal dabei,…
…die Kinder, Neffen, Onkel, Tanten,
dann wird die Hochzeit diamanten.
"Wenn unser Herr ein Einseh’n hätt‘,
dann bitte nicht am Pflegebett!"
@Copyright Melda-Sabine Fischer – Näheres zu ihrem Autorenleben siehe Profil
Die gold´ne Hochzeit ist was Feines,
es droht nun nimmermehr was Kleines,
das nach der Schwangerschaft laut plärrt
und kreischend an den Nerven zerrt.
Ne gold’ne Hochzeit, die ist schön,
man kann Verwandte wiederseh´n,
die dann an schön gedeckten Tafeln
mit großer Gier gefräßig schwafeln.
Verwandte, die sind gern dabei,
denn das Buffet ist kostenfrei.
Und wird das Tanzbein keck geschwungen,
dann scheint die Feier sehr gelungen.
Das Jubelpaar sitzt meist dazwischen
an dekorierten Gasthaustischen.
Man hält frenetisch schöne Reden,
die, wenn sie lang sind, nichts für jeden.
„Die Lotte und der Ottokar,
die hocken nunmehr 50 Jahr‘
im trauten Heim ganz eng zusammen
und überstanden manche Schrammen.“
Ein Satz, der ist vielleicht gelogen:
„Sie haben sich niemals betrogen
und haben niemals fremd geküsst“
(der Herrgott weiß, ob es so ist).
Wir wollen dies auch nicht vertiefen,
Gerüchte kann man nicht verbriefen.
Man weiß nur, dass der Ottokar
ein wirklich schlimmer Finger war.
Und es verrät der Ottokar:
„Ich weiß noch, wie es damals war,
als ich mit eignen Hüftgelenken
das Bein mir tat beim Twist verrenken.
Selbst meine Jubelbraut, die Lotte,
war früher eine kesse Motte,
da hatte sie noch alle Zähne
und eine rote Löwenmähne.“
Geknutscht, das haben beide gerne
an schummeriger Gaslaterne.
Statt Zungenkuss bei Licht aus Gas,
ruh’n heut die Zähne nachts im Glas.
Ganz ohne Zähne ist der Kuss
mit leerem Mund kein Hochgenuss.
Es gibt jetzt nur noch kleine Küsschen
so ab und an noch auf das Schnüsschen.
Sie sind jetzt alt und etwas faltig,
auch beider Harndrang stört gewaltig.
Doch wird die Scham hinweg gefegt,
es werden Windeln eingelegt.
Zum Aldi, für den Billigkauf,
geht es nicht mehr per Dauerlauf.
Drum haben sie sich aufgerafft
und Rollatoren angeschafft.
Zurück zur Feier. Es wird munter
und auch die Stimmung kunterbunter.
Der Pfarrer trinkt, wie an Silvester,
bereits das 6. Gläschen Trester.
Urenkel toben ums Buffet,
der Pfarrer spricht von Glück und Weh,
von guten und von schweren Zeiten,
das Essen droht vom Tisch zu gleiten.
Der Onkel Fritz schreit: „Tobet nicht!
Nicht, dass der Tisch zusammenbricht!“
Schon sind die Schüsseln abgerutscht
und über das Parkett geflutscht.
Man kann das Missgeschick nicht fassen,
doch scheint die Stimmung ausgelassen.
Der Wirt hat schnell und höchst versiert
noch eilends Curry-Wurst serviert.
„Wir fahren...“, singt man als Kehraus,
„…heut‘ mit der Straßenbahn nach Haus.“
Doch hat das Jubelpaar noch Bock
und wünscht sich den Rollator-Rock.
Die Gäste drum herum im Kreis,
die klatschen sich die Hände heiß.
Man ist sich einig, sei’s wie’s sei,
sie sind auch nächstes Mal dabei,…
…die Kinder, Neffen, Onkel, Tanten,
dann wird die Hochzeit diamanten.
"Wenn unser Herr ein Einseh’n hätt‘,
dann bitte nicht am Pflegebett!"
@Copyright Melda-Sabine Fischer – Näheres zu ihrem Autorenleben siehe Profil