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Feedback jeder Art Narren sind die Dichter ?

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  • Hera Klit
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    Antworten
  • 755
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  • Teilnehmer
Hast du schon einmal
an einem Gedicht gestanden
wie an einem Frühlingstag im Winter
und die Flocken gefangen wie die Kinder 
und sie waren plötzlich alle warm wie der 
Flügelschlag
eines Engels ?
 ​
Und haben Dich Gespenster
aus einem Grab je
angelacht das einer nur aus Worten 
hingemalt hat
in die dunkle Pracht
einer schwarzen Orchidee
 ​
Und bist du schon einmal in einem Gedicht erwacht
am helllichten Tag in tiefster Mitternacht
an einem Sternensee 
voll des Fern- und Heimesweh 
zur gleichen Zeit 
Und alle Kleinmütigkeit 
und all der unnötige Neid 
verging in seiner Einsamkeit  ?
 ​
Und wurde dir die Brust nie weit 
Von der Weite epischster Ewigkeit ?
 ​
Haben in deiner Brust nicht auch
größte Widersprüche liebevoll gefreit
um den Platz an der Seite der Braut 
und das Brautkleid in sehnsüchtigstem Blau
war wie ein Ozean so weich und rau
zur selben Zeit ?
 ​
Hat dir nie ein Gedicht ein Brautkleid genäht
und es dir auf den Leib gelegt wie ein Kuss
der immer nur dir galt ?
Wurdest nicht auch du durch ein Gedicht schon alt
wie das Meer und jung wie ein neugeborener 
Stern ?   
 ​
Hast du dich niemals wund gelesen 
An den Zungenküssen
von Reimen und Worten
und dem Zauber von seltenen Worten
und fernen Orten ?
 ​
Hast du denn nie in Wortstürmen gestanden
mit offenem Mund
durchnässt von sinnlichsten​
(und schrecklichsten!)​
Ergüssen​
um dich gleich einfältigsten Konfirmanden 
gleich Jünger, gleich Hierophanten
in tiefer, dunkelblauer Stund​
in die Weiten hingesonnen
jedes Urteils bar
bis in das Mark benommen
von der Worte Zauber
eingesungen
 ​
Wer hat zu dir
(und ungestraft)
dann sagen dürfen 
 ​
Narren sind die Dichter  
 
"
"Nur Narr! nur Dichter!
Nur Buntes redend,
aus Narrenlarven bunt herausredend,
herumsteigend auf lügnerischen Wortbrücken,
auf Lügen-Regenbogen
zwischen falschen Himmeln
herumschweifend, herumschleichend -
nur Narr! nur Dichter!..."
 
Friedrich Nietzsche
 
"


"Nur Narr! nur Dichter!


Nur Buntes redend,


aus Narrenlarven bunt herausredend,


herumsteigend auf lügnerischen Wortbrücken,


auf Lügen-Regenbogen


zwischen falschen Himmeln


herumschweifend, herumschleichend -


nur Narr! nur Dichter!..."


 


Friedrich Nietzsche
 
Liebe Hera ich mag dieses unflätige gepöbel und musste auch herzhaft lachen.. ich befürchte nur dein Versuch Nietzsche vor den Karren zu spannen verteilt die fäkalladung des Wagens unter die falschen…
 
nun Nietzsche ist hier bis auf das Zitat aus dem Zarathustra im Kontext der brutal abwertenden Allgemeinplätze Deines LIordentlich vergewaltigt worden. 
 
bereits Dr Christina Kast (Uni Magdeburg) hatte in ihrem Essay zum Zarathustra darauf hingewiesen dass im Gedicht „Nur Narr, nur Dichter“ Nietzsche die Philosophie als Dichtung zu begründen versucht. Dies erfolgt in Ihrer Auslegung des übrigens deutlich längeren Gesangs in drei Schritten: 1. Destruktion des abendländischen Wahrheitsbegriffs, 2. Umwertung der Wahrheit zur Wahrhaftigkeit und 3. Bezeichnung der Dichtung als Philosophie. Du siehst also dass es bei Nietzsche um etwas völlig anderes geht als das erfrischende getrolle dass sich in psychologisierenden Allgemeinplätzen,Zuweisungen und projektionen erschöpft (übrigens auch gegen sich selbst!) Was daraus über das LI deines starken , polarisierenden Textes deutlich wird rührt mich sehr an !! Da wird eine berührbsrkeit sichtbar die zum Dichter gerade prädestiniert ❤️
 
 


Liebe Hera ich mag dieses unflätige gepöbel und musste auch herzhaft lachen.. ich befürchte nur dein Versuch Nietzsche vor den Karren zu spannen verteilt die fäkalladung des Wagens unter die falschen…


 


nun Nietzsche ist hier bis auf das Zitat aus dem Zarathustra im Kontext der brutal abwertenden Allgemeinplätze Deines LIordentlich vergewaltigt worden. 
 


bereits Dr Christina Kast (Uni Magdeburg) hatte in ihrem Essay zum Zarathustra darauf hingewiesen dass im Gedicht „Nur Narr, nur Dichter“ Nietzsche die Philosophie als Dichtung zu begründen versucht. Dies erfolgt in Ihrer Auslegung des übrigens deutlich längeren Gesangs in drei Schritten: 1. Destruktion des abendländischen Wahrheitsbegriffs, 2. Umwertung der Wahrheit zur Wahrhaftigkeit und 3. Bezeichnung der Dichtung als Philosophie. Du siehst also dass es bei Nietzsche um etwas völlig anderes geht als das erfrischende getrolle dass sich in psychologisierenden Allgemeinplätzen,Zuweisungen und projektionen erschöpft (übrigens auch gegen sich selbst!) Was daraus über das LI deines starken , polarisierenden Textes deutlich wird rührt mich sehr an !! Da wird eine berührbsrkeit sichtbar die zum Dichter gerade prädestiniert ❤️
Das war mir schon klar, dass es Nietzsche darum ging, die Frage zu stellen, ob philosophieren letztlich nichts anderes ist als dichten.
Und ich denke, das ist es generell auch, denn es basiert auf Worten und die sind oft mehrdeutig.
Ich habe aber, glaube ich, nicht gepöbelt, sondern den Dichtern die Narrenmasken heruntergerissen. Schreiben bedeutet immer auch über sich selbst zu schreiben und dabei Spuren zu verwischen, denn wir alle haben Dinge in uns, die eigentlich niemand erfahren soll. Trotzdem wollen wir sie mitteilen, aber bitte doch nicht so offen, es soll ja keiner merken.
Nietzsche zum Beispiel wollte die Religion abschaffen und hat am Ende mit Zarathustra einen eigenen Propheten erschaffen.
Gerade Nietzsche hat sich in vielem etwas vorgemacht, man muss oft schmunzeln über die antimoralischen Kraftmeiereien aus dem Munde eines hochsensiblen Mannes.
 
Mir ging es darum deutlich zu machen, dass es echter Dichtung nicht um Schönheit oder Ruhm gehen sollte, sondern
um Selbsterkenntnis (Erleuchtung). Aber viele ergehen sich in Filigranmanierismen, dass es nur so knattert. Hauptsache schön und es beißt nicht, wie das liebe Jesulein.
 
Der Narr ist für mich auch eher eine positive Figur und er steht für Spannendes zu wagen oder die eigenen Grenzen zu sprengen und das sollten Dichter tun.
 
Liebe Grüße
Hera
 
 
 
  • Hera Klit
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