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Textarbeit erwünscht Neurose

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  • Sama
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Sama

Autorin
Neurose (überarbeitete, aber nicht endgültige Version)
 
Einsam steh ich im roten Kleid
Zur Juniwende am Plattenbau
Wo ich mich keinem anvertrau’
Verberge voller Blüte mein Leid
 
Die Bienen lassen ab von mir
Ertragen meinen Duft nicht mehr
Bin nicht im eigenen Haus der Herr
Doch Augen nahen voller Gier
 
So beugt sich ein Mann zu mir hinab
Und reißt mich mitsamt Wurzeln aus
Läuft schnellen Schrittes er fernab
 
Bringt Todessehnsucht ihr ins Haus
Sie riecht verzückt an meiner Zier
Und springt danach zum Fenster raus
 
 
 
 
 
Neurose (erste Version)
 
In roter Blüte strahlt mein Kleid
Im Mai steh ich am Plattenbau
Will niemandem mich anvertraun’
Versteck’ unter Purpur mein Leid
 
Die Bienen lassen ab von mir
Ertragen meinen Duft nicht mehr
Bin nicht mehr meiner selber Herr
Doch Augen trachten voller Gier
 
Ein Mann beugt sich hinab zu mir
Und reißt mich mitsamt Wurzeln aus
Läuft schnellen Schrittes er zu ihr
 
Bringt Todessehnsucht ihr ins Haus
Sie riecht an meinen Blättern mir
Und springt danach zum Fenster raus
 
Liebe Sama,
 
willkommen im Forum. Du hattest um Feedback und Hilfe zur Form gebeten. Ich sehe allerdings, dass du dich schon ziemlich erfolgreich bemüht hast, eine klassische Gedichtform, nämlich ein deutsches Sonett zu schreiben, bestehend aus den beiden Strophen (S) und zwei Terzetten (T).
 
Metrisch gesehen hast du den vierhebigen Jambus gewählt, und ihn auch gut realisiert. In S1V2, T1V1 und T1V2 gibt es jeweils eine Hebungsprall (zwei betonte Silben nebeneinander, die aber umgehend, durch zwei aufeinanderfolgende Betonungssenkungen wieder in Reihe gebracht werden; so ist das absolut in Ordnung. Das zeigt, dass du vermutlich ein gutes Gehör für den Betonungsrythmus der Verse hast.
 
Die Reime sind nicht ganz so perfekt gewählt. Vor allem der Reim "bau/traun" ist eigentlich keiner. Hier würde ich den dritten Vers anpassen  z.B. "wo ich mich keinem (niemand) anvertrau".
 
Zu bemängeln wäre auf jeden Fall, dass du den Reim auf "mir/Gier/mir/ihr/mir" so oft verwendest. Eigentlich sollte kein Reimwort mehrfach in einem Gedicht auftauchen, wie jetzt das "mir" (dreimal). Und in den Strophen und Terzetten sollten auch besser nicht die gleichen Reimsilben genutzt werden (wie hier das "mir").
 
Zuletzt fallen mir noch zwei Sätze auf, die zugunsten des Reimes zu sehr verkünstelt sind:
Bin nicht mehr meiner selber Herr
Sie riecht an meinen Blättern mir
 
Möglich wäre vielleicht so etwas wie:
Bin nicht im eignen Haus der Herr
Sie riecht mir unter meine Zier 
 
 
In roter Blüte strahlt mein Kleid
Im Mai steh ich am Plattenbau
Will niemandem mich anvertraun
Versteckunter Purpur mein Leid
 
Die Bienen lassen ab von mir
Ertragen meinen Duft nicht mehr
Bin nicht mehr meiner selber Herr
Doch Augen trachten voller Gier
 
Ein Mann beugt sich hinab zu mir
Und reißt mich mitsamt Wurzeln aus
Läuft schnellen Schrittes er zu ihr
 
Bringt Todessehnsucht ihr ins Haus
Sie riecht an meinen Blättern mir
Und springt danach zum Fenster raus
 
 
Unterm Strich ist das ein guter Versuch. Das gibt Anlass zur Freude auf schöne Gedichte in Zukunft.
 
Als Anregung für die nächsten Sonette. Bau ruhig auch zweisilbige Reime ein; die Mischung machts. Probiere auch mal Verse mit 5 Hebungen. Da kannst du leichter mit dem Satzaufbau spielen. 
 
Gruß von Lé.
 
Hallo Sama,
 
ein weitgehend gelungener Einstand, Lé hat dir bereits gute Tipps gegeben. In diesem Sinne habe ich etwas an der ersten Strophe gefeilt, wobei mir zweimal "mein" nicht so zusagt:
 
In roter Blüte strahlt mein Kleid
Im Monat Mai am Plattenbau
wo keinem ich mich anvertrau
bedeckt von Purpur weilt mein Leid
 
Mein Tipp noch: Gedichte sind eigentlich fast nie fertig. Also gib ihnen mehr Zeit zum Reifen und probiere Variationen aus, meistens hilft es.
 
Willkommen und einen lieben Gruß
Nöck
 
Liebe Sama,


 


willkommen im Forum. Du hattest um Feedback und Hilfe zur Form gebeten. Ich sehe allerdings, dass du dich schon ziemlich erfolgreich bemüht hast, eine klassische Gedichtform, nämlich ein deutsches Sonett zu schreiben, bestehend aus den beiden Strophen (S) und zwei Terzetten (T).


 


Metrisch gesehen hast du den vierhebigen Jambus gewählt, und ihn auch gut realisiert. In S1V2, T1V1 und T1V2 gibt es jeweils eine Hebungsprall (zwei betonte Silben nebeneinander, die aber umgehend, durch zwei aufeinanderfolgende Betonungssenkungen wieder in Reihe gebracht werden; so ist das absolut in Ordnung. Das zeigt, dass du vermutlich ein gutes Gehör für den Betonungsrythmus der Verse hast.


 


Die Reime sind nicht ganz so perfekt gewählt. Vor allem der Reim "bau/traun" ist eigentlich keiner. Hier würde ich den dritten Vers anpassen  z.B. "wo ich mich keinem (niemand) anvertrau".


 


Zu bemängeln wäre auf jeden Fall, dass du den Reim auf "mir/Gier/mir/ihr/mir" so oft verwendest. Eigentlich sollte kein Reimwort mehrfach in einem Gedicht auftauchen, wie jetzt das "mir" (dreimal). Und in den Strophen und Terzetten sollten auch besser nicht die gleichen Reimsilben genutzt werden (wie hier das "mir").


 


Zuletzt fallen mir noch zwei Sätze auf, die zugunsten des Reimes zu sehr verkünstelt sind:


Bin nicht mehr meiner selber Herr


Sie riecht an meinen Blättern mir


 


Möglich wäre vielleicht so etwas wie:


Bin nicht im eignen Haus der Herr


Sie riecht mir unter meine Zier 


 


 


In roter Blüte strahlt mein Kleid


Im Mai steh ich am Plattenbau


Will niemandem mich anvertraun


Versteckunter Purpur mein Leid


 


Die Bienen lassen ab von mir


Ertragen meinen Duft nicht mehr


Bin nicht mehr meiner selber Herr


Doch Augen trachten voller Gier


 


Ein Mann beugt sich hinab zu mir


Und reißt mich mitsamt Wurzeln aus


Läuft schnellen Schrittes er zu ihr


 


Bringt Todessehnsucht ihr ins Haus


Sie riecht an meinen Blättern mir


Und springt danach zum Fenster raus


 


 


Unterm Strich ist das ein guter Versuch. Das gibt Anlass zur Freude auf schöne Gedichte in Zukunft.


 


Als Anregung für die nächsten Sonette. Bau ruhig auch zweisilbige Reime ein; die Mischung machts. Probiere auch mal Verse mit 5 Hebungen. Da kannst du leichter mit dem Satzaufbau spielen. 


 


Gruß von Lé.
 
Lieber Lé, 
 
wow, vielen, herzlichen Dank für das ausführliche Feedback und die Hilfe! Habe mich tatsächlich in letzter Zeit etwas mit Metren beschäftigt. Bin mir allerdings nach wie vor unsicher, bei der Bestimmung der Hebungen. Darf ich dich an dieser Stelle noch fragen, da du in S1V2 und T1V1 jeweils einen Hebungsprall markiert hast, ob ein einsilbiges Verb immer betont sein muss? 
Der Hinweis zu "bau" und "trau" hilft mir auch sehr weiter! Das klingt gleich viel schöner!
Die künstliche Wirkung meiner Strophen fällt mir auch selbst immer wieder auf. Das Problem habe ich bei jedem meiner Gedichte, deshalb verwerfe ich alles meist am nächsten Tag wieder. Deine Alternative klingt viel angenehmer in meinen Ohren. Ich sollte das Geschriebene wohl wirklich immer ein paar Tage ruhen lassen.
Und ja, meine wiederholten Reimworte erscheinen irgendwie, als hätte ich mir keine Mühe gegeben, da hätte ich Bessere finden können. 
Dass du mir die Hebungen gekennzeichnet hast, ist super! Damit kann ich arbeiten! Möchte nämlich eigl. Hebungsprall und mehrfache Senkungen vermeiden. Hätte es gern bedeutungsvoll aber ordentlich! 
Danke auch für deine Anregungen zuletzt!
 
Herzliche Grüße, 
 
Sama
Hallo Sama,


 


ein weitgehend gelungener Einstand, Lé hat dir bereits gute Tipps gegeben. In diesem Sinne habe ich etwas an der ersten Strophe gefeilt, wobei mir zweimal "mein" nicht so zusagt:


 


In roter Blüte strahlt mein Kleid


Im Monat Mai am Plattenbau


wo keinem ich mich anvertrau


bedeckt von Purpur weilt mein Leid


 


Mein Tipp noch: Gedichte sind eigentlich fast nie fertig. Also gib ihnen mehr Zeit zum Reifen und probiere Variationen aus, meistens hilft es.


 


Willkommen und einen lieben Gruß


Nöck
 
Lieber Nöck, 
 
auch dir vielen Dank für deine Worte! Du hast ganz recht, ich bin mit meinem Schreiben oft zu ungeduldig. Ein Gedicht verdient Zeit und Aufmerksamkeit. 
 
Deine Alliteration von "Monat Mai" gefällt mir sehr und auch "bedeckt von Purpur" klingt viel lyrischer als in meiner Erstversion. 
 
"wo keinem ich mich anvertrau" - Darüber muss ich gerade ein bisschen nachdenken. Gefällt mir eigentlich auch besser, stilistisch, nur ändert es minimal die Bedeutung. Sie will sich niemandem anvertrauen, der Ort spielt keine Rolle. Das wäre auch anderswo so. Vielleicht bin ich da aber auch zu spitzfindig. 
 
Für das "mein" werde ich mir wirklich noch etwas überlegen. 
 
Darf ich dich gerade fragen, weil ich neu hier bin, ob ich jetzt einfach an dem zuerst geposteten Gedicht herumbasteln darf, oder müsste ich dafür dann einen neuen Post erstellen? 
 
Nochmals herzlichen dank und ebenfalls liebe Grüße, 
 
Sama
 
 
 


Lieber Lé, 


 


wow, vielen, herzlichen Dank für das ausführliche Feedback und die Hilfe! Habe mich tatsächlich in letzter Zeit etwas mit Metren beschäftigt. Bin mir allerdings nach wie vor unsicher, bei der Bestimmung der Hebungen. Darf ich dich an dieser Stelle noch fragen, da du in S1V2 und T1V1 jeweils einen Hebungsprall markiert hast, ob ein einsilbiges Verb immer betont sein muss? 


Der Hinweis zu "bau" und "trau" hilft mir auch sehr weiter! Das klingt gleich viel schöner!


Die künstliche Wirkung meiner Strophen fällt mir auch selbst immer wieder auf. Das Problem habe ich bei jedem meiner Gedichte, deshalb verwerfe ich alles meist am nächsten Tag wieder. Deine Alternative klingt viel angenehmer in meinen Ohren. Ich sollte das Geschriebene wohl wirklich immer ein paar Tage ruhen lassen.


Und ja, meine wiederholten Reimworte erscheinen irgendwie, als hätte ich mir keine Mühe gegeben, da hätte ich Bessere finden können. 


Dass du mir die Hebungen gekennzeichnet hast, ist super! Damit kann ich arbeiten! Möchte nämlich eigl. Hebungsprall und mehrfache Senkungen vermeiden. Hätte es gern bedeutungsvoll aber ordentlich! 


Danke auch für deine Anregungen zuletzt!


 


Herzliche Grüße, 


 


Sama
 
 
Nein, einfach weiterbasteln. Wenn du sehr viel änderst, ist manchmal schön, die Ursprungsversion unter die aktuelle Version zu stellen. Dann kann man die Textarbeit verfolgen, und alle Mitleser können mitlernen.
 
Gruß Lé.
 
 
 


 


 


Nein, einfach weiterbasteln. Wenn du sehr viel änderst, ist manchmal schön, die Ursprungsversion unter die aktuelle Version zu stellen. Dann kann man die Textarbeit verfolgen, und alle Mitleser können mitlernen.


 


Gruß Lé.


 
Perfekt! Und ja, das klingt logisch, werde ich so machen! 
 
Gruß, 
 
Sama
 
Hallo @Sama,
 
willkommen im Forum! Schön, dass du dich an einem Sonett versuchst. Ich weiß jetzt nicht, ob du nochmal komplett von vorne beginnen möchtest. Ich würde dich gerne dazu ermutigen, weil die Reimfolge eigentlich zur Grundsteinlegung eines Sonetts gehört. Zumindest für die Quartette lege ich die Reime vorher genau fest, bevor ich die Verse im Detail ausformuliere. Die sollten schön kontrastreich sein und sich dann in den Terzetten nicht mehr wiederholen. Hinterher lässt sich daran nur noch schwierig etwas ändern.
 
Da du dich gerade fragst, wie einsilbige Wörter betont werden, wäre vielleicht unser Übungsfaden die  richtige Adresse. Die Betonung der Einsilber soll nämlich unser nächstes Thema werden.
 
LG Claudi
 
 
 
Hallo @Sama,


 


willkommen im Forum! Schön, dass du dich an einem Sonett versuchst. Ich weiß jetzt nicht, ob du nochmal komplett von vorne beginnen möchtest. Ich würde dich gerne dazu ermutigen, weil die Reimfolge eigentlich zur Grundsteinlegung eines Sonetts gehört. Zumindest für die Quartette lege ich die Reime vorher genau fest, bevor ich die Verse im Detail ausformuliere. Die sollten schön kontrastreich sein und sich dann in den Terzetten nicht mehr wiederholen. Hinterher lässt sich daran nur noch schwierig etwas ändern.


 


Da du dich gerade fragst, wie einsilbige Wörter betont werden, wäre vielleicht unser Übungsfaden die  richtige Adresse. Die Betonung der Einsilber soll nämlich unser nächstes Thema werden.


 


LG Claudi


 


 
Hi Claudi, 
 
danke auch für deine Nachricht! Als ich mir all die Verbesserungsvorschläge durchgelesen habe, dachte ich auch, dass ich das nochmal ganz neu angehen müsste, um nicht komplett zu verzweifeln.  Ich bin dir sehr dankbar für den Übungsfaden, den ich bisher noch nicht entdeckt hatte!! Sehr hilfreich. Werde ich mir in Ruhe anschauen. 
 
Deine Vorgehensweise in Sonetten klingt plausibel. Ich werde es auch mal auf diese Weise versuchen, vielleicht liegt es mir ja. Den Punkt "kontrastreich" in den Quartetten werde ich mir auf jeden Fall zu Herzen nehmen.
 
Super Zitat von Reich-Ranicki übrigens! 
 
Herzlich, 
 
Samantha 
 
Vorschlag:
 
Als Purpurblüte strahlt mein Kleid
Im Mai steh ich am Plattenbau
Will niemandem mich anvertraun’
Verstecke königsrot mein Leid
 
Die Bienen lassen ab von mir
Ertragen meinen Duft nicht mehr
Ich bin nur noch ein Ungefähr
Doch Augen trachten voller Gier
 
Ein Mann beugt sich hinab zu mir
Und reißt mich samt der Wurzeln aus
Läuft fort und wendet sich  zu ihr
 
Bringt Todessehnsucht ihr ins Haus
Sie riecht den Blütenduft von mir
Und läuft zum Fenster, springt hinaus
 
LG g
 
Vorschlag:


 


Als Purpurblüte strahlt mein Kleid


Im Mai steh ich am Plattenbau


Will niemandem mich anvertraun’


Verstecke königsrot mein Leid


 


Die Bienen lassen ab von mir


Ertragen meinen Duft nicht mehr


Ich bin nur noch ein Ungefähr


Doch Augen trachten voller Gier


 


Ein Mann beugt sich hinab zu mir


Und reißt mich samt der Wurzeln aus


Läuft fort und wendet sich  zu ihr


 


Bringt Todessehnsucht ihr ins Haus


Sie riecht den Blütenduft von mir


Und läuft zum Fenster, springt hinaus


 


LG g
Hallo  
Vielen Dank, dass du dich dem so aufmerksam gewidmet hast! Deine Übergänge sind sehr schön! Klingen weniger künstlich als bei mir.
"königsrot" gefällt mir auch gut und lässt mich weiter denken an "königlich" oder "hoheitlich", auch wenn dort dann die Betonung wieder anders ist! 
"Ich bin nur noch ein Ungefähr"... Da wäre ich nie selbst drauf gekommen. Sehr ausdrucksstark! 
Zwischen den zwei Terzetten ist mir der Übergang vom Sinn her zu schnell oder passt nicht mehr ganz zu dem, wie ich es sagen wollte, aber vom Wortlaut klingt es auf jeden Fall besser. 
"und läuft zum Fenster, springt hinaus" - die Art, wie du das umgeschrieben hast, lässt es irgendwie noch melancholischer wirken! Richtig cool! 
Habe mich gestern nochmal an dem Gedicht versucht, mit all den Hilfen und Tipps bisher und bin jetzt total hin- und hergerissen... Aber bin fasziniert, was man alles daraus machen könnte. VIELEN DANK!!!
Werde es hoffentlich bald updaten! 
 
Herzlich, 
 
Samantha 
 
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