Schockstarre
Mit geschwollener Brust und mit breiten Schultern stand eines Tages die Fügung vor mir. Als ich ihr erschrocken ausweichen wollte glitt ich aus und fiel zu Boden, in das einzige schmale Erdloch weit und breit. Nur Sekunden dauerte das Geschehen und obwohl ich mich körperlich nicht verletzte lag ich gelähmt in der Enge.
Erschüttert kauerte ich eine Weile dort, in der Schutzstellung, wie damals in der geborgenen Sicherheit des Mutterleibs, hoffend: mir kann nichts passieren!
In meiner Starre schaute ich weder rechts noch links, sondern nur grade aus in die dunkle Leere. Das war das einfachste und so, wie ich es immer tat. Immer den einfachen und sicheren Weg gehen. Selbst meinen ersten Gedanken nach dem Fall hatte ich abgebrochen weiterzuverfolgen. In dem Augenblick herrschte um mich herum, und erst recht in mir, das gesichts- und körperlose Nichts.
Ein solches Nichts ist doch nichts und kann existent sein. Aber es IST DA und umzingelt mich, schiebt mich in die Abwärtsspirale meines ICHs. Und mir geht langsam ein Licht auf. Das Nichts will MICH vernichten, mein sowieso schon angeschlagenes Ich, dessen Oberfläche aufgesprungene Risse zeigt, die kreuz und quer verlaufen, und in denen das Nichts sich tief und tiefer gräbt, bis es im inneren Kern sein Ziel erreicht hat:
Die offene Wunde meiner Seele –
© Sternwanderer