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nadir

Autor
 
 
Wir standen auf
in jener Stadt
aus gesegnetem Stahl.
Waren käuflich.
Das Ave Maria Mühlchen
mahlte unermüdlich
unser Mutterkorn
Schuld.
Wir bogen nicht ab
wir fanden nicht
in ein anderes Nichts.
*
Was uns blieb
ein Engel
mit steinblauen
Brauen
über den Augen.
*
Nur das Licht
der Neonreklame
wagte
den Todessprung
in die
Pupille.
 
Hallo Patrick,
 
es passiert mir nicht soo oft, aber manchmal stehe ich vor einem Gedicht, das mich anspricht, ohne dass ich begreifen kann, worum es geht. Ich habe dieses Mal keinen Schimmer, worauf deine Worte abzielen!
Durcheinander gewürfelte Mutmaßungen, damit könnte ich dienen:
"gesegneter Stahl" mmh, eine Industriestadt, welcher Art auch immer? Der "Segen" scheint aber nicht wirklich als solcher wahrgenommen zu werden, dieser zerronn im Mühlrad der Wirklichkeit, und was blieb davon..
Das Mutterkorn Schuld. Mutterkorn kenne ich nur vom Roggen, wenn ich frischen Roggen mahle passe ich auf, dass nicht versehentlich Mutterkorn drin ist, dieser Pilz ist ja sehr giftig. Also ein Gift, das in den Menschen wirkte und sie vlt dazu verleitete Schuld auf sich zu nehmen, sich damit zu beladen.
Und die Abzweigung wurde verpasst. Der Weg umzukehren, die Schuld abzugeben, sie in etwas Gutes zu verwandeln, all das fand nicht statt, bis es zu spät war.
Ein anderes Nichts. Letztlich ein Eingeständnis, dass der gesegnete Stahl, das gepriesene käufliche Leben, auch nur "Nichts" war. Nichts schuldfreies..  Aber "in ein anderes Nichts" zu finden.. da fällt mir gar nix ein. Ich glaube ich habe das Nichts gefunden.;-)
 
Also, meine Assoziation nach diesen Mutmaßungen wäre ein Rückblick auf ein Leben von z.b. Bergarbeitern, im Abbau von Kohle oder Erz oder was auch immer.. was meist "Industriestädte" bedingt, rauchende Schornsteine usw..
Die Schuld könnte im Rückblick den Raubbau an der Erde, der Natur sein. "Mutterkorn" in diesem Sinne evt sogar doppeldeutig, von Mutter Erde und der Vergiftung dieser. Schuld auch an folgende Generationen, die mit den klimatischen Folgen leben muss.
Die verpasste Umkehr.. naja, es gab die Möglichkeit eine Wende herbei zu führen, aber diese wurde nicht genutzt und verstrich. Nun muss sich erst zeigen, ob es bereits zu spät ist, oder wir noch Chancen haben.
Aber ich könnte auch vom rosa Elefanten reden und wüsste nicht, ob ich deiner Intention dabei näher wäre oder nicht.
Jedenfalls war das Rätseln spannend.
 
Liebe Grüße, Lichtsammlerin
 
Hallo Lichtsammlerin
 
Interessant, was du heraus liest. Aber ich meinte das alles viel Symbolischer, als Stimmungsbild, dessen Konturen nur erahnen lassen sollen, das dahinter konkrete Gedanken stecken. Ich will mich aber nicht erklären, es wäre wie immer autobiographisch. Lass dir die Zeilen gerne frei von Autorintentionen. Wenn sie zu interessanten Gedanken anregen, wie bei dir, ist doch alles gut
 
Das war übrigens nur der erste Teil von einem Dreiteiler, hab den Rest einfach mal hinzugefügt. 
 
L. G und herzlichen Dank (du schreibst echt gute Kommentare)
 
Patrick
 
Hallo Patrick,
 
Du liebe Güte, der Dreiteiler hat es ja in sich!
Das muss ich mir morgen noch mal in Ruhe anschauen.
Ja, du musst mir ja auch gar nicht deine Intention mitteilen, ich wollte eher vorsorglich anmerken, dass ich komplett am Pferd vorbei reden könnte. Äh, am rosa Elefanten.
Zum Glück! sind Gedichte selten hermetisch und lassen Interpretationsfreiraum. Und wenn ich wie hier mal in kompletter Ahnungslosigkeit da stehe, können wilde Mutmaßungen auch zu interessanten Gedanken führen. Aber können mitunter auch verletzen, wenn etwas in der Kommunikation schief läuft. Deswegen habe ich das vorher angemerkt.;-)
Aber dann werde ich weiter frei assoziieren und schauen, was morgen für Gedanken dabei herum kommen.
 
Liebe Grüße, Lichtsammlerin
 
Ps:
(du schreibst echt gute Kommentare)
Dankeschön! Du schreibst echt gute Gedichte.🙂
 
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