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Feedback jeder Art Stille Wasser

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  • Lichtsammlerin
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Spiegelglatt
sagst du und
stille Wasser sind tief.
Ich bin kein Teich
meine Augen kein See
nicht tiefer als
dein Himmel im März
frostüberzogen.
 
Von Händen gebogen
könnte ich deine
Stille tragen
vor und zurück.
Wie ein Wind der
Wellen aus dem Wasser hebt
die schlagen ans Ufer
über meinen
leisen Worten
brechen
und Strömung trägt
meine Stimme ins Meer.
 
Windgepeitscht
sage ich und
ein Lächeln im Gesicht.
Du bist ein Sturm
dein Atem bläst Böen
viel weiter als
meine Träume ziehen
landeinwärts.
 
Hallo Lichtsammlerin,
 
ein schönes leise beginnendes Gedicht um die Charakterisierung von LI und LD, das sich langsam steigert.
 
Ich meine es ließe sich besser lesen wenn:
 
die schlagen ans Ufer


brechen über meinen


leisen Worten
die ans Ufer schlagen
über meinen
leisen Worten
brechen
 
sage ich und


ein Lächeln im Gesicht.
 
mit einem
Lächeln im Gesicht
 
 
Vielleicht sind meine Vorschläge etwas für dich. Wenn nicht, es bleibt ein schönes Gedicht.
 
 
LG Sternwanderer
 
 
 
 
 
 
 
 
Hallo Sternwanderer,
 
lieben Dank für deine Rückmeldung!
 
Dein erster Vorschlag sagt mir sehr zu, habe ich gerne übernommen. Bei dem zweiten kann ich es schwer erklären - natürlich ist "mit einem Lächeln im Gesicht" sehr viel flüssiger zu lesen und wohl vom Ausdruck auch verständlicher. Aber die Formulierung ist bewusst nicht-flüssig, nicht einfach. Ohne, dass ich es dir genau erklären könnte, für mich muss es diese Formulierung sein, daher werde ich es dabei belassen.
 
Gerade die leisen Töne können viel sagen, und es freut mich, dass du sie wahrgenommen hast. Und der Verwandlung der stillen Wasser gefolgt bist :smile:
 
Liebe Grüße, Lichtsammlerin
 
Hallo Lichtsammlerin,
 
Spiegelglatt


sagst du und


stille Wasser sind tief.


Ich bin kein Teich


meine Augen kein See


nicht tiefer als


dein Himmel im März


frostüberzogen.
ich finde hier den Wechsel zwischen LI und LD sehr ansprechend. Das LD 'spricht in Bildern' und bekommt 'Bilder' als Antwort. Wirklich interessant! Wahrscheinlich 'überinterspretiere' ich wieder einmal, aber für mich kann ich da auch etwas 'zwischen den Zeilen herauslesen'. Mir, ganz persönlich, kommt es so vor, als ob hier zwei Menschen, auch wenn sie miteinander reden, irgendwie trotzdem 'aneinander vorbei reden'. Die 'Bilder' passen nicht 'zusammen'. Dem wiederum könnte ich auch entnehmen, dass hier das LI das Gefühl hat, vom LD nicht 'verstanden zu werden', weil das LD ein 'falsches Bild' von ihm/ihr hat bzw. das LI das so empfindet.
 
sagst du und


stille Wasser sind tief.
 
könnte ich deine


Stille tragen


vor und zurück.
Interessant ist vielleicht nicht ganz das richtige Wort, aber ich hoffe, du verstehst trotzdem, was ich damit meine: Interessant ist auch 'deine Stille'. Hier finde ich so etwas wie eine 'Bestätigung' für meine vorherigen Gedanken zu Strophe eins. Deine Stille - weil das LI nicht das Gefühl, nicht den Eindruck hat, dass das LD wirklich mit ihm 'redet', wenn es etwas sagt. Weil es vielleicht 'nichtssagende Worte/Bilder' verwendet,aus der Wahrnehmung, der Sicht des LI heraus. Ebenso auch das 'vor und zurück'. Hin und her. Spielt keine Rolle, ist bedeutungslos, egal,wie herum, egal, woher und wohin. 'Nichtssagende Worte'. 
 
Wellen aus dem Wasser hebt


die schlagen ans Ufer


über meinen


leisen Worten


brechen
Im übertragenen Sinn bedeutet es, wenn etwas 'Wellen schlägt' ungefähr so etwas wie 'viel Wind um nichts', 'unnötiger Wirbel, der um etwas gemacht wird'. 
Heben-schlagen. Dazwischen 'leisen (Worten)'. Dann - 'brechen'. Ein Streit, ein Konflikt - vielleicht? Das LI, das versucht 'ruhig' zu bleiben?
 
und Strömung trägt


meine Stimme ins Meer.
Im Verlauf des Gesprächs (oder evtl. Streits) erkennt das LI, dass es seine 'Stimme' fortgetragen wird. Am LD 'vorbeiströmt'. Das Meer interpretiere ich hier als einen 'Ozean der vielen Worte, die  bereits gesagt/gewechselt wurden, zwischen LI und LD. Das LD, so verstehe ich es hier, 'hört nicht (wirklich) zu'.
 
 
Windgepeitscht


sage ich und


ein Lächeln im Gesicht.


Du bist ein Sturm


dein Atem bläst Böen


viel weiter als


meine Träume ziehen


landeinwärts.
Hier erneut der Wechsel (die Wechselbeziehung, so möchte ich das nennen) zwischen LI und LD. Ein 'Kreis schließt sich', für mich beim Lesen. Strophe 1 - Strophe 3. Anfang und Ende - gleich. Es hat sich nichts verändert. Trotz der 'Turbulenzen' in der zweiten Strophe.
 
Mir gefällt hier besonders die Zeile 'ein Lächeln im Gesicht'. Ich persönlich kann da wieder etwas für mich sehr Interessantes finden: Es muss gar nicht das LI sein, das hier ein Lächeln im Gesicht hat, es kann ebenso das LD sein, das hier lächelt. Und 'windgepeitscht', wenn ich das als den Versuch des LI betrachte, dem LD zu sagen: 'Zu heftig, du machst zu viel Wind, mir ist das zuviel' - verdeutlicht durch das harte Wort 'gepeitscht'. Hm - Worte, wie 'Peitschenschläge' empfunden? 
 
Ja, das LD ist ein 'Sturm'. Ein Sturm, der die Träume des LI mit seinen Böen (Streit-Gespräche? Achtlosigkeit, Respektlosigkeit, Nichtbeachtung, Rücksichtlosigkeit?) fortbläst. 'Vom Winde verweht' ist eine unwillkürliche, spontane Assoziation von mir, wenn ich diese Strophe lese. Und die Träume des LI ziehen 'landeinwärts'. Ein Rückzug, so fasse ich das auf. Ein Rückzug nach innen.
 
Nun, ich hoffe, das LD versteht irgendwann, was es alles falsch macht. Ansonsten wird aus dem Rückzug künftig, unter Umständen, ein ganz realer - Auszug des LI.
 
Eine kleine Anmerkung habe ich noch:
 
Von Händen gebogen
Ich bin mir hier nicht sicher, wie ich diese Zeile aufzufassen habe bzw. interpretieren soll. Sie ist mir ein bisschen unklar. Nicht, wenn sie für sich alleine dasteht, aber im Zusammenhang mit dem Folgenden. Für sich allein nehme ich sie irgendwie eher 'wörtlich'. Fasse sie in Richtung 'niederdrücken' auf - dass sich das LI vom LD 'unterdrückt fühlt'.
 
Nehme ich diesen Vers aber im Zusammenhang,
 
Von Händen gebogen


könnte ich deine


Stille tragen
Dann 'verstehe' ich sie anders. Dann fasse ich sie eher dahingehend auf, dass das LI seine (nicht realen, sondern 'geistigen') Hände zu einer 'Schale biegt/formt', um die Stille darin tragen zu können. 
 
Oder, genauer, ich fasse sie so auf, als ob das LI (nur zur Veranschaulichung so von mir formuliert) sagt: "Ich könnte deine Stille tragen, wenn ich meine Hände zu einer Schale biege." Was mich zur Schlußfolgerung führt, dass das LI die Stille des LD 'nicht ertragen kann'. 
 
Ist diese, ich nenne sie mal so, 'Dualität', die sich in diesem Vers zeigt, von dir so gewollt oder ergibt sie sich unbeabsichtigt? Ich kann das nicht wissen, deshalb frage ich nach.
 
nicht tiefer als


dein Himmel im März


frostüberzogen.
Die für mich persönlich 'stärksten' (oder intensivsten, je nach Empfindung kann das für jede👎 anders sein) Verse. Deshalb packe ich sie an den Schluss meines Kommentars. 
 
Ein starkes/intensives Bild. Keine 'Tiefe' - Oberflächlichkeit des LD. Dessen Himmel nicht der Himmel des LI ist, das wird für mich hier klar. Und dann - frostüberzogen. Eiskalt, denn es braucht Minusgrade, damit etwas mit Frost überzogen sein kann. 
 
Ein 'starkes Stück' (nicht missverstehen - im wortwörtlichen Sinn!), das ich hier lesen durfte (womit das Ganze gemeint ist).  :smile:
 
LG,
 
Anonyma
 
 
Hallo Anonyma,
 
lieben Dank für deine intensive Beschäftigung mit meinem Text!
Ich hoffe ich kann dem in meiner Antwort gerecht werden, denn dieses Gedicht gehört zu den wenigen, deren Bedeutung mit selbst nicht gänzlich klar ist :whistling:
Mein intuitives Verständnis fing einen Moment ein, der nicht in bewussten Überlegungen reifen konnte.. viele deiner Gedanken entsprechen meinen eigenen, also haben wir wohl ein grobes Bild geschaffen.
Mir, ganz persönlich, kommt es so vor, als ob hier zwei Menschen, auch wenn sie miteinander reden, irgendwie trotzdem 'aneinander vorbei reden'. Die 'Bilder' passen nicht 'zusammen'.
Nein, das ist nicht überinterpretiert, sondern sehr passend. Wobei der folgende Gedanke, dass LI würde vom LD nicht richtig verstanden werden, aus anderen Gründen als vermutet zutrifft. Vielmehr will das LI nicht verstanden werden, nicht seine Tiefe preisgeben, nicht das Selbst offenbaren. Das LD glaubt zu sehen, das LI weiß um den Irrtum aber bemüht sich gar nicht, diesen auszuräumen.. es ist ein stilles, vielleicht einseitiges aneinander vorbei reden.
Deine Stille - weil das LI nicht das Gefühl, nicht den Eindruck hat, dass das LD wirklich mit ihm 'redet', wenn es etwas sagt.
Auch hier sehr passend. Das LD redet zwar, aber die Worte sind hohl, erfassen nicht das Wirkliche und dringen nicht zum LI durch. Das LI schweigt zwar überwiegend, sagt aber mehr, als das LD - falls das irgendwie Sinn ergibt. Darum ist die Stille eindeutig dem LD zuzuordnen, denke ich..
Im übertragenen Sinn bedeutet es, wenn etwas 'Wellen schlägt' ungefähr so etwas wie 'viel Wind um nichts', 'unnötiger Wirbel, der um etwas gemacht wird'. 


Heben-schlagen. Dazwischen 'leisen (Worten)'. Dann - 'brechen'. Ein Streit, ein Konflikt - vielleicht? Das LI, das versucht 'ruhig' zu bleiben?
Hier bin ich mir selbst nicht sicher. Ja, das LD schlägt Wellen und macht "viel Wind um nichts", aber die Situation spiegelt für mich keinen Konflikt. Dieses Bild mag auch ein Verhältnis aufzeigen, von Macht und Größe, eine Gegenüberstellung von LD und LI.
Aber das ist ganz offen, und ich bin mir wie gesagt der Bedeutung selbst nicht sicher.
Ich persönlich kann da wieder etwas für mich sehr Interessantes finden: Es muss gar nicht das LI sein, das hier ein Lächeln im Gesicht hat, es kann ebenso das LD sein, das hier lächelt. Und 'windgepeitscht', wenn ich das als den Versuch des LI betrachte, dem LD zu sagen: 'Zu heftig, du machst zu viel Wind, mir ist das zuviel' - verdeutlicht durch das harte Wort 'gepeitscht'. Hm - Worte, wie 'Peitschenschläge' empfunden? 
Ja, du eröffnest auch mir neue Einblicke. Sehr interessant.. darüber habe ich noch gar nicht nachgedacht. Sowohl eine Projektion auf das LD ist möglich, wie auch die Aussage, dass der äußere Schein trügen kann, und das LI eben kein "stilles Wasser" ist, sondern ein "windgepeitschter Fluss" - aufgewühlt und lebendig. Und es kommt noch mehr - beides schließt sich nicht aus! Das LD macht zu viel Wind, die Worte werden wie Peitschenhiebe empfunden und das LI wird in diesem Wirbel selbst zum turbulenten Wasser.
Die Gedanken lasse ich noch etwas nachklingen :grin:
Und die Träume des LI ziehen 'landeinwärts'. Ein Rückzug, so fasse ich das auf. Ein Rückzug nach innen.
Das war auch mein Gedanke. Landeinwärts - fort von dem Sturm des LD, nach innen gekehrt und Ruhe suchend..
Nun, ich hoffe, das LD versteht irgendwann, was es alles falsch macht. Ansonsten wird aus dem Rückzug künftig, unter Umständen, ein ganz realer - Auszug des LI.
Nun, wie das Gedicht die Situation weiter spielen würde weiß ich nicht. Auf eine reale Bildebene übertragen hat das LD leider nie verstanden, und der Rückzug des LI wurde letztlich zur Flucht, zum Auszug. Denn manche Stürme wüten zu lange und heftig, um ihnen auf Dauer standhalten zu können.
  Am 5.3.2020 um 15:20 schrieb Lichtsammlerin:
Von Händen gebogen
Ist diese, ich nenne sie mal so, 'Dualität', die sich in diesem Vers zeigt, von dir so gewollt oder ergibt sie sich unbeabsichtigt? Ich kann das nicht wissen, deshalb frage ich nach.
Auch interessant, die unterschiedlichen Deutungsweisen waren mir gar nicht bewusst. Ich denke dabei eher an einen Wahrheitsbezug, der vom LD "zurecht gebogen" wird.
Mit bloßer Hand.. und die Worte, also die Sprache (die ja Wahrheit bezeugen kann) liegt in Händen und wird von diesen gebogen. Ver-bogen würde es auch treffen.
Angesichts der "falschen" Worte des LD, bzw der eigentlichen Stille, rückt die Wahrheit immer näher, wird zugleich immer mehr verzerrt. Das LI kann die Stille jedoch nicht tragen, die Last der darin liegenden Wahrheit ist zu schwer.
Die Formulierung lässt natürlich verschiedene Interpretationen zu, und jede davon mag auf ihre eigene Weise zutreffen..
Was ich beabsichtigt habe, kann ich dir allerdings beim besten Willen nicht sagen, wie gesagt, entstand dieses Gedicht ohne dass ich gleich einen direkten "Zugriff" dazu hatte.
 
Ja, LI und LD teilen nicht denselben Himmel. Und das LI erkennt, dass eben dies sie unüberwindbar trennt.. Schön, dass dieses Bild so gut bei dir ankam!
Ein 'starkes Stück' (nicht missverstehen - im wortwörtlichen Sinn!), das ich hier lesen durfte (womit das Ganze gemeint ist).  :smile:
Recht herzlichen Dank :grin: Das freut mich!
 
Liebe Grüße, Lichtsammlerin
 
Hallo Lichtsammlerin,
 
das sind ganz wundervolle Zeilen, die du hier geschrieben hast. Ich lese bzw. interpetiere ich es für mich, als einen Generationskonflikt.
Da wird ja leider auch sehr oft aneinander vorbei gesprochen. Anonyma hat das an einigen Stellen sehr gut aufgeschlüsselt!
 
Ein wirklich starkes Stück!;-)
 
Lieben Gruß
 
Letreo
 
Hallo Letreo,
 
auch diese Leseart hat etwas für sich. Und es freut mich, dass so unterschiedliche Assoziationen entstehen!
Ich denke auch, der Generationskonflikt hat sich in den letzten Jahren und wird sich noch einige Zeit sehr verstärken. In einer Welt die sich gefühlt immer schneller dreht werden die Unterschiede auch größer, es wird auf beiden Seiten schwieriger, die andere Seite zu verstehen.
So wird aneinander vorbei gesprochen.. ja, ich hatte an die Möglichkeit nicht gedacht, aber so lassen sich die Worte auch interpretieren.
 
Danke für diese weiteren Gedanken und deinen Besuch :smile:
 
Liebe Grüße, Lichtsammlerin
 
  • Lichtsammlerin
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