Hallo Lichtsammlerin,
Spiegelglatt
sagst du und
stille Wasser sind tief.
Ich bin kein Teich
meine Augen kein See
nicht tiefer als
dein Himmel im März
frostüberzogen.
ich finde hier den Wechsel zwischen LI und LD sehr ansprechend. Das LD 'spricht in Bildern' und bekommt 'Bilder' als Antwort. Wirklich interessant! Wahrscheinlich 'überinterspretiere' ich wieder einmal, aber für mich kann ich da auch etwas 'zwischen den Zeilen herauslesen'. Mir, ganz persönlich, kommt es so vor, als ob hier zwei Menschen, auch wenn sie miteinander reden, irgendwie trotzdem 'aneinander vorbei reden'. Die 'Bilder' passen nicht 'zusammen'. Dem wiederum könnte ich auch entnehmen, dass hier das LI das Gefühl hat, vom LD nicht 'verstanden zu werden', weil das LD ein 'falsches Bild' von ihm/ihr hat bzw. das LI das so empfindet.
sagst du und
stille Wasser sind tief.
könnte ich deine
Stille tragen
vor und zurück.
Interessant ist vielleicht nicht ganz das richtige Wort, aber ich hoffe, du verstehst trotzdem, was ich damit meine: Interessant ist auch 'deine Stille'. Hier finde ich so etwas wie eine 'Bestätigung' für meine vorherigen Gedanken zu Strophe eins. Deine Stille - weil das LI nicht das Gefühl, nicht den Eindruck hat, dass das LD wirklich mit ihm 'redet', wenn es etwas sagt. Weil es vielleicht 'nichtssagende Worte/Bilder' verwendet,aus der Wahrnehmung, der Sicht des LI heraus. Ebenso auch das 'vor und zurück'. Hin und her. Spielt keine Rolle, ist bedeutungslos, egal,wie herum, egal, woher und wohin. 'Nichtssagende Worte'.
Wellen aus dem Wasser hebt
die schlagen ans Ufer
über meinen
leisen Worten
brechen
Im übertragenen Sinn bedeutet es, wenn etwas 'Wellen schlägt' ungefähr so etwas wie 'viel Wind um nichts', 'unnötiger Wirbel, der um etwas gemacht wird'.
Heben-schlagen. Dazwischen 'leisen (Worten)'. Dann - 'brechen'. Ein Streit, ein Konflikt - vielleicht? Das LI, das versucht 'ruhig' zu bleiben?
und Strömung trägt
meine Stimme ins Meer.
Im Verlauf des Gesprächs (oder evtl. Streits) erkennt das LI, dass es seine 'Stimme' fortgetragen wird. Am LD 'vorbeiströmt'. Das Meer interpretiere ich hier als einen 'Ozean der vielen Worte, die bereits gesagt/gewechselt wurden, zwischen LI und LD. Das LD, so verstehe ich es hier, 'hört nicht (wirklich) zu'.
Windgepeitscht
sage ich und
ein Lächeln im Gesicht.
Du bist ein Sturm
dein Atem bläst Böen
viel weiter als
meine Träume ziehen
landeinwärts.
Hier erneut der Wechsel (die Wechselbeziehung, so möchte ich das nennen) zwischen LI und LD. Ein 'Kreis schließt sich', für mich beim Lesen. Strophe 1 - Strophe 3. Anfang und Ende - gleich. Es hat sich nichts verändert. Trotz der 'Turbulenzen' in der zweiten Strophe.
Mir gefällt hier besonders die Zeile 'ein Lächeln im Gesicht'. Ich persönlich kann da wieder etwas für mich sehr Interessantes finden: Es muss gar nicht das LI sein, das hier ein Lächeln im Gesicht hat, es kann ebenso das LD sein, das hier lächelt. Und 'windgepeitscht', wenn ich das als den Versuch des LI betrachte, dem LD zu sagen: 'Zu heftig, du machst zu viel Wind, mir ist das zuviel' - verdeutlicht durch das harte Wort 'gepeitscht'. Hm - Worte, wie 'Peitschenschläge' empfunden?
Ja, das LD ist ein 'Sturm'. Ein Sturm, der die Träume des LI mit seinen Böen (Streit-Gespräche? Achtlosigkeit, Respektlosigkeit, Nichtbeachtung, Rücksichtlosigkeit?) fortbläst. 'Vom Winde verweht' ist eine unwillkürliche, spontane Assoziation von mir, wenn ich diese Strophe lese. Und die Träume des LI ziehen 'landeinwärts'. Ein Rückzug, so fasse ich das auf. Ein Rückzug nach innen.
Nun, ich hoffe, das LD versteht irgendwann, was es alles falsch macht. Ansonsten wird aus dem Rückzug künftig, unter Umständen, ein ganz realer - Auszug des LI.
Eine kleine Anmerkung habe ich noch:
Ich bin mir hier nicht sicher, wie ich diese Zeile aufzufassen habe bzw. interpretieren soll. Sie ist mir ein bisschen unklar. Nicht, wenn sie für sich alleine dasteht, aber im Zusammenhang mit dem Folgenden. Für sich allein nehme ich sie irgendwie eher 'wörtlich'. Fasse sie in Richtung 'niederdrücken' auf - dass sich das LI vom LD 'unterdrückt fühlt'.
Nehme ich diesen Vers aber im Zusammenhang,
Von Händen gebogen
könnte ich deine
Stille tragen
Dann 'verstehe' ich sie anders. Dann fasse ich sie eher dahingehend auf, dass das LI seine (nicht realen, sondern 'geistigen') Hände zu einer 'Schale biegt/formt', um die Stille darin tragen zu können.
Oder, genauer, ich fasse sie so auf, als ob das LI (nur zur Veranschaulichung so von mir formuliert) sagt: "Ich könnte deine Stille tragen, wenn ich meine Hände zu einer Schale biege." Was mich zur Schlußfolgerung führt, dass das LI die Stille des LD 'nicht ertragen kann'.
Ist diese, ich nenne sie mal so, 'Dualität', die sich in diesem Vers zeigt, von dir so gewollt oder ergibt sie sich unbeabsichtigt? Ich kann das nicht wissen, deshalb frage ich nach.
nicht tiefer als
dein Himmel im März
frostüberzogen.
Die für mich persönlich 'stärksten' (oder intensivsten, je nach Empfindung kann das für jede
👎 anders sein) Verse. Deshalb packe ich sie an den Schluss meines Kommentars.
Ein starkes/intensives Bild. Keine 'Tiefe' - Oberflächlichkeit des LD. Dessen Himmel nicht der Himmel des LI ist, das wird für mich hier klar. Und dann - frostüberzogen.
Eiskalt, denn es braucht Minusgrade, damit etwas mit Frost überzogen sein kann.
Ein 'starkes Stück' (nicht missverstehen - im
wortwörtlichen Sinn!), das ich hier lesen durfte (womit das Ganze gemeint ist). :smile:
LG,
Anonyma