Liebe ConnyS,
der Tod meiner Mutter liegt fast auf den Tag genau auch schon zwanzig Jahre zurück. Es ist vielleicht seltsam, aber wir "Kinder", die auch schon alle graue Haare haben, empfinden seltsamer Weise keine Trauer. Unsere Mutter ist achtzig geworden und hatte ein erfülltes Leben. Ich war ihr Erstgeborener und sie hat mir mit gerade 29 Jahren das Leben geschenkt und mir war es nicht nur Pflicht, sie bei ihrem Sterben zu begleiten. Ein paar Minuten nach ihrem Tod - ich kann es nicht anders sagen - "verklärte" sich ihr Gesicht und ich sagte zu meiner jüngsten Schwester, sie möge mal schauen, weil unsere Mutter einfach nur schön und entspannt war. Irgendjemand hatte dann die Trauerfeier auf Tonband aufgenommen und ich habe mir vor paar Tagen die Kassette angehört. Erst hat ein wunderbarer Sopran das armenische "Sanctus" gesungen und nach meiner "Rede", bei der ich doch sehr viel Atemtechnik aufwenden musste, um nicht zu schluchzen, kam noch das "Ave maria" - und wir sind alle keine gläubigen Christen. Die zwanzig Jahre vergingen wie im Flug und wir Kinder feiern jedes Jahr (2022 wäre sie 100 geworden) ihren Geburtstag. Mütter - das ist eine ganz eigene Spezies und wir Geschwister staunen immer, dass wir aus demselben Leib ins Leben getreten sind.
Liebe Grüße,
Hayk