Das Huhn Gertrude (XXL-Gedicht)
Das Huhn als solches scharrt im Sand,
was andres ist ihm nicht bekannt.
Es sucht nach einem Wurm im Dreck,
dabei, da gackert es wie jeck.
Es lässt sich ab und an erregen
vom Hahn des Hofs der Eier wegen.
Der Hahn mit Stolz und bunten Tupfen
will ständig auf dem Huhn rumhupfen.
Das Huhn als solches heißt Gertrude,
lebt in ´nem Stall in Buxtehude,
der vis à vis dem Plumpsklo steht,
auf das die Frau des Hauses geht.
Die Frau des Hauses, Martha Meier,
die klaut Gertrude stets die Eier.
Frau Meier liebt es morgendlich
mit Rührei auf dem Frühstückstisch.
Gertrude will die Eier hüten
und darauf sitzen, um zu brüten.
So kommt Frau Meiers Eier-Wahn
beim Huhn Gertrude nicht gut an.
Der Hahn, mit Namen Balthasar,
er nimmt Gertrudes Kummer wahr,
versteht sogar des Huhnes Frust,
zum Kopulieren fehlt ihr Lust.
„Was ist zu tun?“, fragt sich der Hahn,
Gertrude lässt ihn nicht mehr ran.
Nur laut zu kräh‘n macht kein Pläsir;
er leidet mit dem Hühnertier.
„Wir sollten streiken“, spricht das Huhn,
„statt Eier legen, gar nichts tun!“
So treffen sie mit viel Verdruss
nebst Kräh’n und Gackern den Entschluss.
Am nächsten Morgen -wie gewohnt-
Frau Meier auf dem Plumpsklo thront.
Danach, da schaut die alte Meiern
wie immer nach den Hühnereiern.
„Kein Ei im Nest? Das ist makaber!
Vielleicht war’n es die Ost-Araber?
Die wohnen jetzt im Nachbarort
und nahmen wohl die Eier fort!
Nun gut, ich werd‘ mal darauf achten
und heute ohne Rührei schmachten.“
Des andren Tags das gleiche Spiel,
der Eier Null - das ist nicht viel!
Am dritten Tag, wen wundert dies,
die Meiern drum zum Angriff blies.
Sie legt sich hinter eine Mauer
des Nachts im Mantel auf die Lauer.
„Wenn Flüchtlinge die Eier klauen,
kann man der Politik nicht trauen.“
Nachts ist es feucht, die Nebel wabern,
zu seh’n ist nichts von den Arabern.
„Wie kann das sein?“, denkt sich die Meiern,
„kein Dieb vergreift sich an den Eiern.“
Und darum, in der nächsten Nacht,
hält sie im Gras erneut die Wacht.
Zwei Nächte ihres Rentnerlebens
verplempert Meiern so vergebens.
Kein Ei zu seh´n im Hühnernest,
ein Dieb war’s nicht, so viel steht fest!
Trotzdem ruft sie die Polizei,
Wachtmeister Schulze eilt herbei,
beglotzt direkt das Tier Gertrude,
das Legehuhn aus Buxtehude.
„Ich bin kein Tierarzt, doch ich tippe,
das Huhn, es hat die Vogelgrippe.
Gertrude sieht apathisch aus,
wie sie dort hockt im Hühnerhaus.“
Frau Meier zieht die Brauen hoch:
„Mein guter Mann, das fehlt grad noch“,
sie schüttelt ihre graue Mähne,
„womöglich auch noch Quarantäne?
Wahrscheinlich ist das Huhn zu alt,
drum mach‘ ich es gleich morgen kalt,
und auch den Hahn mit seinen Tupfen
werd‘ ich für’s Mittagsmahl mir rupfen.“
Das Huhn Gertrude ist empört
als sie die Schreckensbotschaft hört.
Und auch der Hahn denkt voller Graus:
„Na gute Nacht, das Spiel ist aus!“
Gertrude spricht: „Das wär‘ gelacht,
so schnell wird keiner umgebracht.
Wir flüchten morgen gleich nach Bremen
und sollten uns nicht weiter grämen.
Das sind nur hundert Kilometer,
Gedanken machen wir uns später!
Wir nehmen einfach die A1
und retten so den Sinn des Seins“.
Gesagt, getan, um Mitternacht
hat man sich auf den Weg gemacht.
Die nächste Auffahrt wird genutzt,
wo man sich erst die Federn putzt.
Die Nacht ist dunkel und es regnet,
ein Umstand, der die Flucht nicht segnet.
Im Herzen ängstlich und recht bang
läuft man die linke Spur entlang.
Die Lichter blenden, Autos flitzen,
derweil die Autoreifen spritzen
das Wasser, das die Fahrbahn flutet,
wobei es laut und schrecklich tutet.
„Au weih“, schreit Balthasar, „Gertrude,
halt an, Du Huhn aus Buxtehude.
Ich hab verrenkt mir meine Krallen“,
hört’s Huhn den Hahn von hinten lallen.
„Wir müssen auf die andre Seite,
ich sah ´ne Säule in der Weite,
die ist für’n Notruf, wie ich seh‘,
wir rufen den A D A C !“
Derweil Gertrude dieses spricht,
ruft Balthasar: „Die seh´ ich nicht!“
„Nun komm“, ruft’s Huhn, ihr Ton ist heiter,
„wir hüpfen auf der Leitplank‘ weiter.“
Der stolze Hahn kann sich nicht wehren,
er muss mit ihr die Fahrbahn queren.
Die Autodichte war verheerend,
derweil sie just die Straße querend.
Ein Kraftfahrzeug der Niederlande
rammt vehement die Rasselbande.
Grad wenn man keinen Navi hat,
fährt Dich ein Holländer noch platt.
So mögen sie in Frieden ruh’n,
der stolze Hahn und auch das Huhn.
Im Hühnerhimmel keine Meier
stibitzt Gertrudes Hühnereier.
Ja, es ist bitter läuft im Wahn
Geflügel auf der Autobahn.
Doch soll‘n aufgrund Gertrudes Qualen
die Holländer ruhig Maut bezahlen.
@Copyright Melda-Sabine Fischer – Näheres zu ihrem Autorenleben siehe Profil
Das Huhn als solches scharrt im Sand,
was andres ist ihm nicht bekannt.
Es sucht nach einem Wurm im Dreck,
dabei, da gackert es wie jeck.
Es lässt sich ab und an erregen
vom Hahn des Hofs der Eier wegen.
Der Hahn mit Stolz und bunten Tupfen
will ständig auf dem Huhn rumhupfen.
Das Huhn als solches heißt Gertrude,
lebt in ´nem Stall in Buxtehude,
der vis à vis dem Plumpsklo steht,
auf das die Frau des Hauses geht.
Die Frau des Hauses, Martha Meier,
die klaut Gertrude stets die Eier.
Frau Meier liebt es morgendlich
mit Rührei auf dem Frühstückstisch.
Gertrude will die Eier hüten
und darauf sitzen, um zu brüten.
So kommt Frau Meiers Eier-Wahn
beim Huhn Gertrude nicht gut an.
Der Hahn, mit Namen Balthasar,
er nimmt Gertrudes Kummer wahr,
versteht sogar des Huhnes Frust,
zum Kopulieren fehlt ihr Lust.
„Was ist zu tun?“, fragt sich der Hahn,
Gertrude lässt ihn nicht mehr ran.
Nur laut zu kräh‘n macht kein Pläsir;
er leidet mit dem Hühnertier.
„Wir sollten streiken“, spricht das Huhn,
„statt Eier legen, gar nichts tun!“
So treffen sie mit viel Verdruss
nebst Kräh’n und Gackern den Entschluss.
Am nächsten Morgen -wie gewohnt-
Frau Meier auf dem Plumpsklo thront.
Danach, da schaut die alte Meiern
wie immer nach den Hühnereiern.
„Kein Ei im Nest? Das ist makaber!
Vielleicht war’n es die Ost-Araber?
Die wohnen jetzt im Nachbarort
und nahmen wohl die Eier fort!
Nun gut, ich werd‘ mal darauf achten
und heute ohne Rührei schmachten.“
Des andren Tags das gleiche Spiel,
der Eier Null - das ist nicht viel!
Am dritten Tag, wen wundert dies,
die Meiern drum zum Angriff blies.
Sie legt sich hinter eine Mauer
des Nachts im Mantel auf die Lauer.
„Wenn Flüchtlinge die Eier klauen,
kann man der Politik nicht trauen.“
Nachts ist es feucht, die Nebel wabern,
zu seh’n ist nichts von den Arabern.
„Wie kann das sein?“, denkt sich die Meiern,
„kein Dieb vergreift sich an den Eiern.“
Und darum, in der nächsten Nacht,
hält sie im Gras erneut die Wacht.
Zwei Nächte ihres Rentnerlebens
verplempert Meiern so vergebens.
Kein Ei zu seh´n im Hühnernest,
ein Dieb war’s nicht, so viel steht fest!
Trotzdem ruft sie die Polizei,
Wachtmeister Schulze eilt herbei,
beglotzt direkt das Tier Gertrude,
das Legehuhn aus Buxtehude.
„Ich bin kein Tierarzt, doch ich tippe,
das Huhn, es hat die Vogelgrippe.
Gertrude sieht apathisch aus,
wie sie dort hockt im Hühnerhaus.“
Frau Meier zieht die Brauen hoch:
„Mein guter Mann, das fehlt grad noch“,
sie schüttelt ihre graue Mähne,
„womöglich auch noch Quarantäne?
Wahrscheinlich ist das Huhn zu alt,
drum mach‘ ich es gleich morgen kalt,
und auch den Hahn mit seinen Tupfen
werd‘ ich für’s Mittagsmahl mir rupfen.“
Das Huhn Gertrude ist empört
als sie die Schreckensbotschaft hört.
Und auch der Hahn denkt voller Graus:
„Na gute Nacht, das Spiel ist aus!“
Gertrude spricht: „Das wär‘ gelacht,
so schnell wird keiner umgebracht.
Wir flüchten morgen gleich nach Bremen
und sollten uns nicht weiter grämen.
Das sind nur hundert Kilometer,
Gedanken machen wir uns später!
Wir nehmen einfach die A1
und retten so den Sinn des Seins“.
Gesagt, getan, um Mitternacht
hat man sich auf den Weg gemacht.
Die nächste Auffahrt wird genutzt,
wo man sich erst die Federn putzt.
Die Nacht ist dunkel und es regnet,
ein Umstand, der die Flucht nicht segnet.
Im Herzen ängstlich und recht bang
läuft man die linke Spur entlang.
Die Lichter blenden, Autos flitzen,
derweil die Autoreifen spritzen
das Wasser, das die Fahrbahn flutet,
wobei es laut und schrecklich tutet.
„Au weih“, schreit Balthasar, „Gertrude,
halt an, Du Huhn aus Buxtehude.
Ich hab verrenkt mir meine Krallen“,
hört’s Huhn den Hahn von hinten lallen.
„Wir müssen auf die andre Seite,
ich sah ´ne Säule in der Weite,
die ist für’n Notruf, wie ich seh‘,
wir rufen den A D A C !“
Derweil Gertrude dieses spricht,
ruft Balthasar: „Die seh´ ich nicht!“
„Nun komm“, ruft’s Huhn, ihr Ton ist heiter,
„wir hüpfen auf der Leitplank‘ weiter.“
Der stolze Hahn kann sich nicht wehren,
er muss mit ihr die Fahrbahn queren.
Die Autodichte war verheerend,
derweil sie just die Straße querend.
Ein Kraftfahrzeug der Niederlande
rammt vehement die Rasselbande.
Grad wenn man keinen Navi hat,
fährt Dich ein Holländer noch platt.
So mögen sie in Frieden ruh’n,
der stolze Hahn und auch das Huhn.
Im Hühnerhimmel keine Meier
stibitzt Gertrudes Hühnereier.
Ja, es ist bitter läuft im Wahn
Geflügel auf der Autobahn.
Doch soll‘n aufgrund Gertrudes Qualen
die Holländer ruhig Maut bezahlen.
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