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Textarbeit erwünscht Das Salz der Erinnerung

Der/die Autor/in wünscht sich konkrete Rückmeldungen zur Textgestaltung.
  • Gewitterhexe
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Das Salz  der Erinnerung 
 
Wie ich den Abend liebe! Er sammelt im Krug die Momente,
schenkt uns später daraus die besten Stunden des Lebens, 
Fülle in leere Gläser:  die frohen und traurigen Töne, 
Düfte aus fernen Ländern,  Geschmack auf der Zunge von reifen 
Früchten, den Wind auf der Haut,  und nie vergessen - die Küsse! 

Zärtlich flüstert die Nacht und knistern die glücklichen Stunden, 
Salz auf der Haut erinnert uns lang noch an rauschende Wellen, 
laue Gedanken, die nackten Füße umspült von den Fluten, 
Zeitensand an den Zehen von Nächten, die wir so liebten. 
 
Liebling, der Tag erwacht, ich kann es riechen und schmecken. 
Hörst du die hungrigen Küken? Sie rufen leis' aus den Nestern, 
seidigen Flaum auf den jungen Köpfchen. Ich spüre das Leben. 
 
Als könnte ich heute noch sehen.
 
 
---------------------------------------------
 
Ein Gemeinschaftwerk von Létranger und Gewitterhexe
 
Hallo ihr zwei beide,
 
schön wieder mal ein Gemeinschaftswerk von euch lesen zu dürfen.
 
Es scheint mir nahezu perfekt, aber ich muss gestehen, die letzte Stropfe
gefällt mir am besten.
 
Seid lieb gegrüßt
Liara
 
 vielen lieben Dank liebe @Liara
Ja meine Zeit ist gerade ein bisschen rar...wir haben wieder Präsenz und mein Training hat wieder gestartet.
Wir haben ein bisschen länger gebraucht, weil ich nur unregelmäßig konnte.
 
Es scheint mir nahezu perfekt, aber ich muss gestehen, die letzte Stropfe


gefällt mir am besten.
Ein wahnsinns Kompliment kann man denn auch erkennen was dahinter steckt?
LG Enya 
 
Hallo Gewitterhexe und Létranger, diese Gedanken klingen für mich bittersüß. Das Salz dringt in die Wunden, die die Erinnerung reißt und brennt. Als könnte ich heute noch sehen, all das Schöne, an das ich mich erinnere. Den ganzen Tag sammeln wir Eindrücke, die der Abend bündelt. In der Nacht werden diese dann meist verarbeitet. Dann folgt der neue Tag mit neuem Glück und das Leben lockt, ruft nach uns. Das Salz mag brennen, doch wenn ich Schmerz spüre, spüre ich das Leben.
 
Mit dem Salz kann aber auch die Essens, wie das Salz in der Suppe, das Besondere gemeint sein. Eine Aufforderung genau hinzuschauen und zu fühlen, was das Leben zu bieten hat. 
 
Das sind meine Gedanken zum Gedicht.  Lieben Gruß Darkjuls
 
Hallo Liara,
 
schön, dass es dir gefällt. Hast du den Hexameter erkannt?
 
Liebe Darkjuis,
 
schön, dass du diese Vieldeutigkeit vom Salz aufgespürt hast.
Das Salz in der Wunde kam mir auch in den Sinn. Und unser LI haben wir uns auch "verwundet" gedacht. 
 
Man kann das Salz auch als Würze und Bindungsmittel sehen. 
 
LG Lé.
 
 
 
Hallo, ihr Zwei
 
ich finde es auch wunderschön, leise Erinnerungen sprechen zu mir, was einst erlebt wurde. " Liebling, der Tag erwacht" sagt mir, dass es Zeit wird, wieder etwas erleben zu wollen, etwas, wenn der Frühling beginnt, also in der Zeit, wenn die Brut der Vögel beginnt. Ein neues Vorhaben.  Auch um die Gefühle wieder zu erneuern. Man könnte noch vieles mehr hinein interpretieren, es ist schön, so wie es ist.
es grüßt Pegasus
 
 
Liebling, der Tag erwacht, ich kann es riechen und schmecken. 
Hörst du die hungrigen Küken? Sie rufen leis' aus den Nestern, 
seidigen Flaum auf den jungen Köpfchen. Ich spüre das Leben. 
 
Das erscheint MIR ein wundervolles Ende für ein ganz verzauberndes Stück!!  Das Thema des Salzes (Die Essenz: Ihr seid das Salz der Erde...), der Abend, der das Destillat des Tages im Kruge sammelt, der Zeitensand an den Zehen.. das ist doch wunderbar originell und in sich treu und stimmig! Der letzte Satz mit seiner Betonung auf dem sehen scheint mir etwas aus dem Gesamtbild gefallen aber als halber Beobachter von etwas doppelt Schönem unterstreicht er nur, was alles aus euren so gekonnt gesetzten Worten leuchtet... 
 
mes compliments 

D. 
 
Hallo Enya und Lé,
 
auch wenn ihr etwas länger gebraucht habt: die Zeit hat sich gelohnt! Es ist ... einfach wunderschön! 
Der Abschluss mit den Küken! Perfekt! 
 
- Und für mich das Allerbeste: es ist ein Hexa, dem man es nicht anmerkt, es liest sich geschmeidig wie Seide.
 
Das Salz der Erinnerung
nun ja, Salz ist die auskristallisierte Essenz des Meeres,  
wie das Leben, wenn die Stoffe nicht mehr in der Flüssigkeit gelöst sind, weil diese verdunstet bleiben Kristalle zurück, glänzende glitzernde Kristalle, und doch so porös und zerbrechlich.
Gelebte geliebte Lebensmoment in Kristallen.
 
Interessant ist die Kristallstruktur (und wunderschön anzusehen nebenbei!) in Gittern, quadratisch dann raumgreifend eine würfelförmige Gitterstruktur wie z.B. auch Pyrit, Wismut u.a. - ein Quadrat ist eine instabile Sache, ein Würfel eine verfestigte
Ein Quadrat aus 2Parallelen bestehend ist Symbol für den Menschen in der Welt 2x2, also die doppelte Dualität .. beim Würfel ist das noch komplexer, sehr stabil und sehr weltlich aber auch sehr starr, Salz kann man nicht weiter reduzieren oder eindampfen, höchstens in seine 2 Bestandteile zerlegen. 
Die Liebe zum Wasser bleibt im Salz immer erhalten, hygroskopisch, es sehnt sich so sehr danach, dass es Wasser anzieht, selbst aus der Luft... es möchte zurück in seinen Urgrund.
 
Nicht vergessen zu erwähnen möchte ich: Salz ist ein gutes Konservierungsmittel... es hält Fleisch lange Zeit genießbar, sozusagen : erträglich (auch wenn die Farbe verblasst).
 
Das Salz der Tränen. .. .
Ja, auch sie sind das Salz in der Suppe, ohne Salz schmeckt alles fad, selbst im süßen Grießbrei darf es nicht fehlen.
 
 
Erstarrt zur Salzsäule beim Zurückblicken, das Festwerden, sich nicht mehr vom irdischen lösen können.
 
Wir brauchen es wir bestehen daraus und wir schwitzen es aus ... Das Salz der Erde das Licht der Welt.
Alle diese Geschichten erzählt uns das einfache Salz  und alle diese Geschichten liegen für mich in diesem Gedicht als Gleichnis für ein Leben, das genossen wurde. 
 
Nein, ich sehe in diesen Gedicht keine Schwere, keiner Trauer, ich sehe Freude - Lebenslust und auch noch Lebenshunger auf eine stiller gewordene Weise - Es ist einfach nur schön!
 
Liebe Grüße
Sali
 
Hallo Dionysos und Salseda,
 
eure "begeisterten" Worte freuen mich, und eure Ausführungen zeigen mir, dass der Text nicht nur "süß" geworden ist, sondern auch vieldeutig und interessant genug, um ihn vielleicht mehr als einmal zu lesen.
 
LG Lé.
 
 
Lesen und aus den Worten
der Erinnerung
die Bilder formen,
sie geben eine Kund' 
von der Schönheit
des Erlebten
einer Gemeinsamkeit
und Liebe im und zum Leben...
...sehr schön,-gerne gelesen.
 
LG Ralf
 
Hallo zusammen vielen lieben Dank für eure likes und Kommentare.
@Darkjuls danke für deine spannenden Ideen. 
Mit dem Salz kann aber auch die Essens, wie das Salz in der Suppe, das Besondere gemeint sein. Eine Aufforderung genau hinzuschauen und zu fühlen, was das Leben zu bieten hat. 
Das trifft es ziemlich gut. Unser lyr. Ich ist in einer bis jetzt auch noch unbemerkt Art und Weise besonders.
Und zwar in der Art wie es diese Erinnerungen speichert... vielleicht kommt ja noch jemand drauf deswegen möchte ich es noch nicht aufklären. Aber unser letzter Satz ergibt einen Schlüssel mit dem man diesen Text nochmal durch eine andere Brille sehen und wahrnehmen kann.
 
@Pegasusebenfalls eine tolles interpretationsbild welchen du malst...
Hinter den Küken steckt ebenfalls noch eine ganz besondere Metapher einer ganz besonderen Verbindung.
 
@Dionysos von Enno danke für dein Aufmerksamkeit lesen...
Der letzte Satz mit seiner Betonung auf dem sehen scheint mir etwas aus dem Gesamtbild gefallen
Ja und nein. Wie ich eben schon kurz erwähnte ist er ein wichtiger schlüsselsatz. Ich gebe nochmal einen Hinweis.
...
Ich kann es riechen und schmecken
Hörst du...
Salz auf der Haut (fühlen) aber eines fehlt....
Vielleicht ergibt es ja jetzt mehr Sinn.
 
@SalSeda
Und für mich das Allerbeste: es ist ein Hexa, dem man es nicht anmerkt, es liest sich geschmeidig wie Seide.


 
 
Wow was für ein Kompliment. Vielen lieben Dank. Das werden wir ja ganz rot normalerweise kriegt sowas nur @ClaudiClaudi immer so perfekt hin.
 
Nicht vergessen zu erwähnen möchte ich: Salz ist ein gutes Konservierungsmittel... es hält Fleisch lange Zeit genießbar, sozusagen : erträglich (auch wenn die Farbe verblasst).
Das stimmt damit liegst du absolut richtig..  
Die Frage ist wie wir die Erinnerungen konservieren. Vielleicht kommst du auch noch dahinter....
Mir gefällt deine Interpretation mit dem Kristallen auch sehr sehr gut.
Du hast dir sehr viel Mühe gegeben... und vieles entdeckt auch den Genuss und die beziehung zwischen Meer und neuem Leben.
 
@Ralf T. Auch dir danke für deinen sehr kreativen Kommentar 
 
LG Enya
 
Ich kann es riechen und schmecken


Hörst du...


Salz auf der Haut (fühlen) aber eines fehlt....


Vielleicht ergibt es ja jetzt mehr Sinn.
 
@Gewitterhexe Die Person ist blind und erinnert sich über ihre anderen Sinne, die ihr die Augen ersetzen .. Alles ist so intensiv, als WÄRE es zu Zeiten erlebt, in denen Sie noch sehen konnte ???
 
Jaaa wunderbar!!  Boa wie toll!!  Ich nehme alles zurück und behaupte das Gegenteil 
 
mes compliments
 
D. 
 
Hallo Dionysos,
 
ja, so hatten wir uns das vorgestellt ;-).  Und damit versteht man den Text noch einmal anders.
 
Trotzdem funktioniert es auch, wenn mans nicht so versteht. Diese sinnlichen Erfahrungen machen wir ja eigentlich  alle. Wir machen es uns nur nicht so klar.
 
LG Lé.
 
 Manchmal muss man Texte erst von oben nach unten und dann halt von unten nach oben lesen ......... srrrt und wieder zurück.
 
Zumindest wir Dichter machen uns diese sinnlichen Wahrnehmungen doch bewußt, oder Lé?
 
 
Die Küken haben mich echt geflasht . Welch ein grandioser Schachzug und  Metapher.
 
Da schlüpft der neue junge frische Tag aus dem Ei. Welches die Nacht (in der man nix sieht) aus dem Abend der 1. Zeile ausgebrütet hat.
 
Auch die geschärften Sinne der nicht sehenden Person werden in der Kükenstrophe deutlich.
Kleiner Ausflug in die Vergangenheit:
Wir hatten als ich ein Kind war, öfter eine Kiste Küken neben dem Herd stehen  das war ein Gezirpe  und Gewusel und ich versuchte unter den quecksilbrigen kleinen zarten verletzlichen Vögelchen immer eins zu fangen, was nicht so einfach war, weil ich nicht zu stark zupacken wollte, ich war einfach zu zaghaft, aber wenn ich mal eins erwischte, hab ich es schnell wieder zurück, zu groß war der Protest des Kleinen.
 
Liebling, 
der Tag erwacht,
ich kann es riechen und schmecken. 
Hörst du die hungrigen Küken?
Sie rufen leis' aus den Nestern, 
seidigen Flaum auf den jungen Köpfchen.
Ich spüre das Leben. 
 
Eigentlich brauche ich dazu nichts mehr zu schreiben, denn die Zeile sprechen eine deutliche Sprache, vor allem auch der Hunger der Küken.
 
Aber zusätzlich zu allen sensiblen Bildern einer feinsinnigen Person und was die Küken aussagen, hatte ich sofort noch eine Bauersfrau vor Augen, die aufsteht und ihrem Tagwerk und Pflicht nachzukommen, ein Kümmerin, eine die sich kümmert, sorgt, hegt und pflegt.
 
Liebe Grüße
Sali
 
 
 
 
Hallo lieber @Dionysos von Enno
Die Person ist blind und erinnert sich über ihre anderen Sinne, die ihr die Augen ersetzen .. Alles ist so intensiv, als WÄRE es zu Zeiten erlebt, in denen Sie noch sehen konnte ???


 


Jaaa wunderbar!!  Boa wie toll!!  Ich nehme alles zurück und behaupte das Gegenteil 
Perfekt erkannt...wie der liebe @Létranger schon sagte es funktioniert zum Glück auch so. Es ist spannend zu sehen was ihr Leser daraus macht und wir sind sehr dankbar für euer Feedback.
 
Liebe @SalSeda
Manchmal muss man Texte erst von oben nach unten und dann halt von unten nach oben lesen ......... srrrt und wieder zurück.
Schön das du es getan hast. Wir finden es super wenn man sich Zeit nimmt und einen Text vielleicht auch zwei oder dreimal liest und feststellt das es immer noch etwas zu entdecken gibt... oder wie sich mit einem Satz ein Ganz neuer Kontext ergeben kann.
 
Da schlüpft der neue junge frische Tag aus dem Ei. Welches die Nacht (in der man nix sieht) aus dem Abend der 1. Zeile ausgebrütet hat.
Danke dir auch für deinen kleinen Kükenrückblick. Wir haben letztes Jahr übrigens auch unsere ersten Küken als naturbrut groß gezogen.
 
Was soll ich sagen vielen Dank für deine kreative und offene Art so Wertschätzung und Aufmerksam durch die Texte zu lesen.
LG Enya
 
..........und falls du noch Zeit findest: dann verbesserst du im Gedicht noch die Füsse zu zu Füße
und nochmal meine
Gratulation zu diesem Glanzstück!
LG
S
 
Hallo, ihr Lieben,
 
wie schreibt Sali: "Es liest sich geschmeidig wie Seide" - das fiel mir auch auf, man merkt den Hexameter nicht mal!
 
Ich musste bald an den Buch- und Filmtitel: "Salz auf unserer Haut" denken und an eine erste romantische Liebe eines noch sehr jungen Mädchens in den Ferien im Ausland am Meer. Ja, das Mädchen ist blind (war es aber nicht immer) und nimmt alles viel intensiver wahr als die anderen Menschen.
 
Zärtlich flüstert die Nacht und knistern die glücklichen Stunden, 
Salz auf der Haut erinnert uns lang noch an rauschende Wellen, 
laue Gedanken, die nackten Füße umspült von den Fluten, 
Zeitensand an den Zehen von Nächten, die wir so liebten. 
Meine Lieblingsstrophe - vor allem wegen der letzten Zeile: Schon das junge Mädchen erkennt, wie vergänglich alles ist. Jetzt scheint es gebunden zu sein bzw. es sind schon Jahre vergangen.
 
Aber alles ist sehr schön, viele Stellen, an denen man mit fließen kann und es gerne tut. Ein sehr sanftes tiefsinniges Gedicht ohne Bitternis. Der "seidige Flaum" auf den jungen Köpfen der Küken lässt erkennen, dass man auf die Zukunft gespannt ist - auf alle Fälle kommt noch was, es wächst noch etwas ...
 
Ich wiederhole mich gerne: Ein schönes - wunderschönes Gedicht! Ihr schreibt großartig! Freue mich, Enya, wieder was von dir zu hören!
 
Danke und liebe Grüße an euch beide!
Nesselröschen
 
Liebe Nesselrose,
 
ich finde das Ergebnis unserer Kooperation auch bemerkenswert. Es ist uns gelungen, die Ideen des jeweils anderen aufzugreifen, und gemeinsam so einzubinden und auszuformen, dass es gut zusammenpasste.
 
Das Kükenbild kann sehr  schön für den jungen neuen Tag stehen, für neue Möglichkeiten, aber auch an eine Zeit erinnern, in der man gemeinsam "Küken" aufzog ;-).
 
Danke fürs einfühlsame Lesen und Kommentieren.
 
Gruß Lé.
 

Claudis Themen
Hallo ihr beiden,
 
schöne Hexameter habt ihr da gezaubert! Ihr habt euch ein sinnliches Thema ausgesucht. Eine kluge Wahl, denn dafür ist der Hexa bestens geeignet! Ein Mensch, der erblindet ist, schildert seine sinnlichen Wahrnehmungen über das Gehör, den Geruchs-, Geschmackssinn und das Tastempfinden und verbindet seine Eindrücke mit Gefühlen und Erinnerungen. Interessant, dass der beschriebene Tagesablauf mit dem Abend beginnt und mit dem Morgen aufhört, sich also vorwiegend über die dunkle Tageszeit erstreckt.
 
Was der Hexa nicht so gerne mag, sind Metaphern, abstrakte Begriffe, bewertende Kommentare und "lyrische Luftblasen" die der Leser gedanklich aufbereiten soll. An einigen Stellen könnte der Text noch etwas konkreter, gegenständlicher werden. Ich habe sie mal blau eingefärbt:
 
Wie ich den Abend liebe! Er sammelt im Krug die Momente,
schenkt uns später daraus die besten Stunden des Lebens
Fülle in leere Gläser:  die frohen und traurigen Töne, 
Düfte aus fernen Ländern,  Geschmack auf der Zunge von reifen 
Früchten, den Wind auf der Haut,  und nie vergessen - die Küsse! 

Zärtlich flüstert die Nacht und knistern die glücklichen Stunden
Salz auf der Haut erinnert uns lang noch an rauschende Wellen, 
laue Gedanken, die nackten Füsse umspült von den Fluten, 
Zeitensand an den Zehen von Nächten, die wir so liebten
 
Liebling, der Tag erwacht, ich kann es riechen und schmecken. 
Hörst du die hungrigen Küken? Sie rufen leis' aus den Nestern, 
seidigen Flaum auf den jungen Köpfchen. Ich spüre das Leben. 
 
Als könnte ich heute noch sehen.
 
Der letzte "Aufklärungsvers" lässt für mich keinen Zweifel aufkommen, worum es hier geht. Dadurch, dass er nur dreihebig ist und alleine steht - er könnte die zweite Hälfte eines Hexameters sein - bekommt er besondere Aufmerksamkeit. Das gefällt mir ganz gut. Schwer zu sagen, ob ein vollständiger letzter Vers hier noch schöner gewesen wäre. Ich nehme an, ihr wolltet euch hier ganz bewusst von der Form lösen?
 
Auffällig finde ich die Leichtbauweise der Verse, sowohl in den Doppel-, als auch in den Einfachsenkungen. Ich entdecke keine einzige schwere Senkungssilbe und die Verse schließen allesamt mit einer sehr leichten Silbe. Das finde ich etwas schade, glaube aber verstanden zu haben, dass ihr vor allem folgendes erreichen wolltet:
 
Und für mich das Allerbeste: es ist ein Hexa, dem man es nicht anmerkt, es liest sich geschmeidig wie Seide.
 
Für meinen Geschmack hätte er ruhig etwas griffiger sein dürfen. Nächstes Mal nehmt ihr vielleicht Wildseide? Aber ich will nicht zu viel meckern. Tatsächlich gefallen mir eure Verse! Saubere Arbeit! 
 
LG Claudi
 
  • Gewitterhexe
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