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  • Lichtsammlerin
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Wie schaukelt mich der Wind
hinauf hinab durchs ew'ge Sein
und spielt noch wie ein Kind
so ehrlich offen herzensrein.
 
Wirft in bunten wilden Launen
Töne Rauschen zu dem Ohr
Welt gebannt in tiefem Staunen
zaghaft tritt das Leben vor:
 
Du Stern am kargen Wegesrand
aus altem Schimmer neu erwacht
dir war'n die Worte zugedacht
die ich im ersten Traum erfand
denn seither ist die Nacht voll Licht
und gab der Hoffnung dein Gesicht.
 
Ein sehr schönes Gedicht,
Lichtsammlerin.
Liebe Grüße
Carlos
PS: Grüße den Stern von mir.
 
 
Hallo Sternwanderer, hallo Carlos,
 
vielen Dank euch.
Mit "lichtvoller Hoffnung", Sternwanderer, hast du meine Aussage auf den Punkt gebracht :saint:
 
Liebe Grüße, Lichtsammlerin
 
Hallo Lichtsammlerin,
 
denn seither ist die Nacht voll Licht


und gab der Hoffnung dein Gesicht.
das ist eine schöne Conclusio. Besonders durch die Verbindung der beiden Kontraste Nacht (die für Dunkelheit steht) und Licht (das für den Tag steht) und durch den poetischen Abschluss im letzten Vers. Die Hoffnung wird 'sichtbar', sie bekommt 'Leben eingehaucht'. Poesie besitzt ihre eigene Magie und hier zeigt sich diese.
 
Wirft in bunten wilden Launen


Töne Rauschen zu dem Ohr


Welt gebannt in tiefem Staunen


zaghaft tritt das Leben vor:
Was mir hier auffiel: Diese Strophe 'tanzt ein bisschen aus der Reihe', was ihren Aufbau anbetrifft. Das passt hier gut zum Inhalt, spiegelt diesen in ihrer Form wider.
 
Der fließende Übergang vom ersten Vers zum zweiten untermalt das:
 
Wirft in bunten wilden Launen Töne
Töne rauschen zu dem Ohr
 
'Töne' verbinden hier zum 'bunten, wilden Rauschen'. 
 
Und in Vers drei erkenne ich eine Ellipse, ein Stilmittel der 'Verkürzung'. Diese Ellipse wiederum untermalt die Aussage: Ein gebanntes 'Innehalten':
 
(Die) Welt (verharrt, lauscht, etc.) gebannt in tiefem Staunen
 
Während also in Vers eins/zwei ein fließender Übergang, eine lebhafte Bewegung stattfindet, was die 'bunt und wild' spiegelt, steht Vers drei tatsächlich in seiner Ausformung durch das angewendete Stilmittel 'ein bisschen außerhalb da', nicht isoliert, aber ein bisschen anders. 
 
Dann folgt Vers 4, zaghaft. Vorsichtig, vielleicht auch ein wenig zögerlich, tritt das Leben vor.
 
Inhaltlich passiert ganz deutlich etwas Unglaubliches, zutiefst Erstaunliches, Verblüffendes. Etwas, wodurch sich 'alles' ändert. Das Staunen kann darauf hindeuten, dass es auch vollkommen unerwartet geschieht.
 
Die erste Strophe wiederum zeigt das Leben auf, das vor dem Ereignis in Strophe zwei stattfand. Ein 'unschuldiges' Dasein wird für mich angedeutet, aber das ist nicht die einzige Deutungsmöglichkeit. Ich kann auch eine Art 'Passivität' erkennen, denn 'der Wind trägt' und das LI 'lässt sich tragen' - dahin, wohin es 'der Wind weht'. Das LI 'weiß' noch nicht, wohin die 'Reise' gehen soll. In Strophe zwei vollzieht sich ein Wandel zur 'Aktivität'. Einer aktivenTeilnahme am Leben, es zeigt sich mir eine neue 'Bewusstheit',  nachdem Überraschung, Staunen und das anfängliche Zögern vergangen sind. Denn in Strophe drei wird ersichtlich, dass das LI seinen persönlichen '(Leit-)Stern' gefunden hat, der den Weg in ein - neues Leben aufzeigt und eröffnet. Ein 'reicheres' Leben als zuvor, ersichtlich durch den Rückblick in Verbindung mit dem Wort 'kargen'. Dass das Leben davor 'karg' war, erkennt das LI auch erst jetzt, im Rückblick. 
Du Stern am kargen Wegesrand
Ja, am Wegesrand. Ein unerwarteter Fund, an einer unerwarteten 'Stelle'.
 
aus altem Schimmer neu erwacht
Auch sehr gelungen ist dieser Vers mit seiner Antithese 'altem-neu'. Das wiederum eröffnet neue Gedankenwege bei mir. Für mich kann es also sein, dass das LI zuvor im Leben bereits einen 'Schimmer' entdeckt, vielleicht auch nur 'erahnt' hatte. Und dass aus diesem Schimmer ein Stern wurde. Ich glaube, dass da, im Laufe der Zeit, etwas 'gewachsen' ist und eine erstaunliche, unerwartete 'Größe, Bedeutung' erlangt hat.
 
dir war'n die Worte zugedacht


die ich im ersten Traum erfand
Und auch wenn das Gedicht insgesamt die Deutung in Richtung 'Liebe im Sinne von Liebe zwischen Menschen' durchaus mit zulässt, bewegen mich besonders diese beiden Verse gedanklich  in eine andere Richtung.
 
Der erste Traum kann, denn das kann ich ebenfalls herauslesen, auch der erste Versuch gewesen sein, ein - Gedicht zu schreiben.
 
Das Gedicht kann auch von der Liebe zur Poesie, zur Dichtkunst erzählen. 
 
Und ich weiß, wie sich das 'anfühlt', wie 'umwälzend' das sein kann. Und auch, dass das wirklich - Liebe sein kann.  :heart:   :classic_happy:
 
 
Mit Freude gelesen!  :smile:
 
LG,
 
Anonyma
 
Hallo Anonyma,
 
etwas verspätet.. vielen Dank für deinen ausführlichen Kommi!
Was du da alles in meinen Zeilen liest.. Hut ab. Und schöne Interpretationsmöglichkeiten.. ein paar Ergänzungen:
Die Hoffnung wird 'sichtbar', sie bekommt 'Leben eingehaucht
Genau, dadruch, dass die Hoffnung "ein Gesicht" erhält, wird sie greifbar, nah und lebendig. Nicht wie ein ferner Traum, sondern wie etwas sehr reales..
 
Deine folgenden Anmerkungen haben mich sehr beeindruckt. Das ist wunderbar aufgeschlüsselt, einiges war mir selbst gar nicht klar :whistling:
Inhaltlich passiert ganz deutlich etwas Unglaubliches, zutiefst Erstaunliches, Verblüffendes. Etwas, wodurch sich 'alles' ändert. Das Staunen kann darauf hindeuten, dass es auch vollkommen unerwartet geschieht.
Undbedingt! Dieser Moment ist überwältigend, und kaum zu begreifen. Es ist letztlich das reine Erleben, von der Verstandesebene nicht wirklich nachvollziehbar. Und unerwartet auch in jedem Fall, ich glaube sogar, derartige Momente können gar nicht "erwartbar" eintreten. Und selbst wenn man damit rechnen würde, wäre es doch eine Überraschung..
 
Die erste Strophe wiederum zeigt das Leben auf, das vor dem Ereignis in Strophe zwei stattfand. Ein 'unschuldiges' Dasein wird für mich angedeutet, aber das ist nicht die einzige Deutungsmöglichkeit. Ich kann auch eine Art 'Passivität' erkennen, denn 'der Wind trägt' und das LI 'lässt sich tragen' - dahin, wohin es 'der Wind weht'. Das LI 'weiß' noch nicht, wohin die 'Reise' gehen soll. In Strophe zwei vollzieht sich ein Wandel zur 'Aktivität'. Einer aktivenTeilnahme am Leben, es zeigt sich mir eine neue 'Bewusstheit',  nachdem Überraschung, Staunen und das anfängliche Zögern vergangen sind. Denn in Strophe drei wird ersichtlich, dass das LI seinen persönlichen '(Leit-)Stern' gefunden hat, der den Weg in ein - neues Leben aufzeigt und eröffnet. Ein 'reicheres' Leben als zuvor, ersichtlich durch den Rückblick in Verbindung mit dem Wort 'kargen'. Dass das Leben davor 'karg' war, erkennt das LI auch erst jetzt, im Rückblick. 
Es darf natürlich gerne mehrere Deutungsmöglichkeiten geben. Chronologisch bauen die Strophen tatsächlich aufeinander auf, unterscheiden sich sehr im, beschriebenen Erleben. Ein reines Dasein und zugleich eine Passivität, denn das LI lässt sich durchs Sein treiben, finde ich einander gut ergänzend. Es könnte auch das Wahrnehmen eines einzelnen Augenblicks sein, ohne Wertung oder Prägung, reine Wahrnehmung.
Aus diesem Zustand folgt die Bewusstheit der zweiten Strophe.. die, wie du schon schreibst, aktiv erlebt wird.
Und dann folgt eine wichtige Erkenntnis. Auf einer inneren Ebene findet das LI den Stern, das Licht, eine Kraft, die aus dem LI selbst herrührt. Aber lange nicht gesehen und beachtet wurde, und am kargen Wegesrand offenbarte sich die unerwartete Begegnung. In jedem Fall - eine Bereicherung.
 
Auch sehr gelungen ist dieser Vers mit seiner Antithese 'altem-neu'. Das wiederum eröffnet neue Gedankenwege bei mir. Für mich kann es also sein, dass das LI zuvor im Leben bereits einen 'Schimmer' entdeckt, vielleicht auch nur 'erahnt' hatte. Und dass aus diesem Schimmer ein Stern wurde. Ich glaube, dass da, im Laufe der Zeit, etwas 'gewachsen' ist und eine erstaunliche, unerwartete 'Größe, Bedeutung' erlangt hat.
Dein Ansatz gefällt mir gut, und es gibt dabei ja kein richtig oder falsch. Ein Schimmer der unmerklich immer weiter gewachsen ist und plötzlich erkennt man den Stern darin.. ja, das ist durchaus schön.
Ich hatte bei dem "Schimmer" an etwas gedacht, das jedem Menschen zu Beginn des Lebens mitgegeben ist. Eine innere Leuchtkraft sozusagen. Aber gewisse Umstände können diesen Schimmer verbannen und aus den Augen verschwinden lassen.. lange Zeit. Im Gedicht findet das LI zu diesem alten Schimmer zurück, entdeckt das Licht neu und spürt die Kraft. Denn "erwachen" suggeriert ja eine Art Schlaf, diese Kraft war nie wirklich fort, auch wenn es so schien, sie schlief nur, und wurde neu erweckt.
Aber wie gesagt, jeder Leser mag mit eigenen Augen in Sinnen lesen :smile:
 
Der erste Traum kann, denn das kann ich ebenfalls herauslesen, auch der erste Versuch gewesen sein, ein - Gedicht zu schreiben.
Das ist eine sehr schöne Idee. Und ich denke, ich lasse sie so stehen, an diesem Punkt käme es mir falsch vor Erklärungen meinerseits abzugeben.
Ohne Frage sind die Worte der Gedichte wie Sterne am Wegesrand..
 
Nochmals Danke, für die Beschäftigung und die vielen tollen Gedanken dazu!
 
Liebe Grüße, Lichtsammlerin
 
  • Lichtsammlerin
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