Hallo Lichtsammlerin,
denn seither ist die Nacht voll Licht
und gab der Hoffnung dein Gesicht.
das ist eine schöne Conclusio. Besonders durch die Verbindung der beiden Kontraste Nacht (die für Dunkelheit steht) und Licht (das für den Tag steht) und durch den poetischen Abschluss im letzten Vers. Die Hoffnung wird 'sichtbar', sie bekommt 'Leben eingehaucht'. Poesie besitzt ihre eigene Magie und hier zeigt sich diese.
Wirft in bunten wilden Launen
Töne Rauschen zu dem Ohr
Welt gebannt in tiefem Staunen
zaghaft tritt das Leben vor:
Was mir hier auffiel: Diese Strophe 'tanzt ein bisschen aus der Reihe', was ihren Aufbau anbetrifft. Das passt hier gut zum Inhalt, spiegelt diesen in ihrer Form wider.
Der fließende Übergang vom ersten Vers zum zweiten untermalt das:
Wirft in bunten wilden Launen Töne
Töne rauschen zu dem Ohr
'Töne' verbinden hier zum 'bunten, wilden Rauschen'.
Und in Vers drei erkenne ich eine Ellipse, ein Stilmittel der 'Verkürzung'. Diese Ellipse wiederum untermalt die Aussage: Ein gebanntes 'Innehalten':
(Die) Welt (verharrt, lauscht, etc.) gebannt in tiefem Staunen
Während also in Vers eins/zwei ein fließender Übergang, eine lebhafte Bewegung stattfindet, was die 'bunt und wild' spiegelt, steht Vers drei tatsächlich in seiner Ausformung durch das angewendete Stilmittel 'ein bisschen außerhalb da', nicht isoliert, aber ein bisschen anders.
Dann folgt Vers 4, zaghaft. Vorsichtig, vielleicht auch ein wenig zögerlich, tritt das Leben vor.
Inhaltlich passiert ganz deutlich etwas Unglaubliches, zutiefst Erstaunliches, Verblüffendes. Etwas, wodurch sich 'alles' ändert. Das Staunen kann darauf hindeuten, dass es auch vollkommen unerwartet geschieht.
Die erste Strophe wiederum zeigt das Leben auf, das vor dem Ereignis in Strophe zwei stattfand. Ein 'unschuldiges' Dasein wird für mich angedeutet, aber das ist nicht die einzige Deutungsmöglichkeit. Ich kann auch eine Art 'Passivität' erkennen, denn 'der Wind trägt' und das LI 'lässt sich tragen' - dahin, wohin es 'der Wind weht'. Das LI 'weiß' noch nicht, wohin die 'Reise' gehen soll. In Strophe zwei vollzieht sich ein Wandel zur 'Aktivität'. Einer aktivenTeilnahme am Leben, es zeigt sich mir eine neue 'Bewusstheit', nachdem Überraschung, Staunen und das anfängliche Zögern vergangen sind. Denn in Strophe drei wird ersichtlich, dass das LI seinen persönlichen '(Leit-)Stern' gefunden hat, der den Weg in ein - neues Leben aufzeigt und eröffnet. Ein 'reicheres' Leben als zuvor, ersichtlich durch den Rückblick in Verbindung mit dem Wort 'kargen'. Dass das Leben davor 'karg' war, erkennt das LI auch erst jetzt, im Rückblick.
Du Stern am kargen Wegesrand
Ja, am Wegesrand. Ein unerwarteter Fund, an einer unerwarteten 'Stelle'.
aus altem Schimmer neu erwacht
Auch sehr gelungen ist dieser Vers mit seiner Antithese 'altem-neu'. Das wiederum eröffnet neue Gedankenwege bei mir. Für mich kann es also sein, dass das LI zuvor im Leben bereits einen 'Schimmer' entdeckt, vielleicht auch nur 'erahnt' hatte. Und dass aus diesem Schimmer ein Stern wurde. Ich glaube, dass da, im Laufe der Zeit, etwas 'gewachsen' ist und eine erstaunliche, unerwartete 'Größe, Bedeutung' erlangt hat.
dir war'n die Worte zugedacht
die ich im ersten Traum erfand
Und auch wenn das Gedicht insgesamt die Deutung in Richtung 'Liebe im Sinne von Liebe zwischen Menschen' durchaus mit zulässt, bewegen mich besonders diese beiden Verse gedanklich in eine andere Richtung.
Der erste Traum kann, denn das kann ich ebenfalls herauslesen, auch der erste Versuch gewesen sein, ein - Gedicht zu schreiben.
Das Gedicht kann auch von der Liebe zur Poesie, zur Dichtkunst erzählen.
Und ich weiß, wie sich das 'anfühlt', wie 'umwälzend' das sein kann. Und auch, dass das wirklich - Liebe sein kann. :heart: :classic_happy:
Mit Freude gelesen! :smile:
LG,
Anonyma