Einen schönen Sonntagmorgen liebe Leute,
ein sehr schöner Faden zu einem sehr schönen Beitrag.
Die Diskussion über Form, Stil und Aussage in einem Gedicht finde ich sehr befruchtend, auch wenn sie immer wiederkehrend ist.
Muss man wirklich erst ein Handwerk beherrschen um dann die Regeln brechen zu können? Muss man die Regeln kennen?
Müssen tut man nichts, aber zu kennen und können erweitert den Horizont und begrenzt oder erweitert die Möglichkeiten, je nachdem.
Darf man den Inhalt der Form opfern? Die Form der Glocke macht den Klang, aber mit Rissen im Material ist es auch vorbei mit schönem Klang.
Form ist Zwang, Formlosigkeit Freiheit.
Ich denke letztendlich ist es Geschmackssache. Ein Gedicht kann in der schönsten Form daherkommen und doch leer und fad sein, ein anderes holpert und reißt den Leser mit, hat Tiefe und was wunderbares.
Die Form erhöht den Lesegenuss und wenn man die Worte findet die in die Form passen erhöht es die Befriedigung beim schreiben.
Wenn Form und Inhalt zusammenpassen, eine neue Sichtweise vermitteln, etwas altes neu beleuchten, einen anderen Blickwinkel darstellen, in Schönheit glänzen etc etc ... das kann nur ein Künstler und Kunstwerke sind rar. (nicht wie auf dem Kunstmarkt in der Kunst zu einer Gelddruckerei gemacht wird). Man sagt die Schönheit liegt im Auge des Betrachters, aber das ist nur ein Teil der Wahrheit der 2. Teil ist: Schönheit entfaltet sich im Auge des Betrachters wenn sie den Betrachter zu erreichen vermag.
Manches lässt sich leicht verbessern, bei anderen Gedichten kann es Jahre dauern oder sie verändern sich nie und bleiben mit ner Delle in der Form. Manch einer baut sich seine eigenen Formen und gießt seine Gedanken hinein, ein anderer verzichtet gänzlich darauf.
Individualität macht die Vielfalt und Vielfalt ist spannend.
Menschsein bedeutet auch dass Menschlein sich entwickelt, strebt und manchmal auch, dass er sich verbessern möchte
Für
@Carlos möchte ich hier den Ursprungstext einfügen:
Gestern Nacht träumte ich,
ich wär ein Schmetterling
und flog von Blume zu Blume.
Da erwachte ich und siehe:
Alles war nur ein Traum.
Jetzt weiß ich nicht:
Bin ich ein Mensch der träumte,
er sei ein Schmetterling,
oder bin ich ein Schmetterling,
der träumt, er sei ein Mensch?
Zhuangzi
Die Frage ist nicht nur wer bin ich. Sondern auch was.
Nach Sein und Schein, nach Realität und Trugbild.
Bin ich der Traum oder der Träumende.
Bin ich der der denkt oder der der gedacht wird.
Das sind nicht nur metaphysische Fragen, sondern auch esoterische. Können wir im Traum reisen, die Gestalt wandeln. Ist der Geist oder die Seele fähig eine andere Gestalt anzunehmen, also eine Frage gibt es Seelenreisen.
Manche Träume sind ja so intensiv, dass wir beim erwachen nicht an ihrer Realität zweifeln und erstmal ne Zeit brauchen um uns wieder einzusortieren in das was wir gestern auch schon waren.
Würden wir, die Seele, der Geist oder das Bewusstsein sich in einen Stein begeben, der verdichtetsten Materie auf Erden, wie schwer wäre es sich daraus wieder zu lösen?
Wenn wir im Traum ein Schmetterling sind, ist dieser dann das Ich, bin ich der Schmetterling? Ist, wenn ich aus dem Traum erwache, der Schmetterling Teil meines Ichs, bin ich schon immer ein Schmetterling gewesen? Bin ich beides, sind Körper austauschbar? Was ist Ich, was Bewusstsein, gibt es das, ist es etwas das ausserhalb eines Körpers Bestand hat?
Das ist die Frage: Was bin ich.
Das führt uns zurück aus Asien nach Europa: Ich denke also bin ich.
Auch da folgt unweigerlich die Frage: was bin ich ... etc etc....
Das alles ist so spannend wie die Frage nach der Form
Liebe Grüße
Sali