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20.2.2012


Schmuddelkind

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Liebe Babsi,

 

heute entdeckte ich einen Ort von unbeschreiblicher Schönheit, dass ich mich wundern musste, weshalb ich die paar Kilometer bisher noch nicht auf mich genommen hatte: Bei Hanau steht ein Schloss, das der Bauherr im beschaulichen Wilhelmsbader Park vor gut zweihundert Jahren bereits als Ruine errichten ließ - eine aus Stein gemauerte Vergänglichkeit! Ich konnte die Weitsicht und Demut ob der Vergänglichkeit seines Schaffens nur bewundern. Und wie sich die Ruine so natürlich aus der Insel inmitten des kleinen Weihers erhob, wo noch vereinzelt gebrochenes Eis obenauf schwamm - als hätte dies alles nie anders sein können!


Die Vergänglichkeit aller Dinge ist ein kluger Lehrer. Wie in der Natur alles vergeht und sich ständig erneuert, so auch in meiner Seele. Schon konnte ich die ersten Krokusse im Park bestaunen, da das Eis kaum geschmolzen war und in der sanften Mittagssonne belebte eine Ahnung des Frühlings meine Sinne, wenngleich ich nicht ungeduldig mit dem Winter sein mag, wenn er sich entschließt, noch etwas zu verweilen. Dies alles erinnerte mich an Sanny.


So oft fehlen mir vor Glück gar die Worte, wenn sie mir aus der Seele spricht, dass sich ein tiefes Bedauern in mir auftut, wenn sie ihre Gedanken zu Ende bringt, weil ich ihr ewig zuhören möchte. Doch ehe sich die Bedrücktheit in meiner Seele ausbreiten kann, kommt ihr völlig aus dem Nichts ein anderer Einfall und sie erschafft einen neuen Moment, ganz nebenbei. Vor ihrem Ideenreichtum ist alles Erleben vorläufig und in dieser Vorläufigkeit finde ich Gleichmaß. Doch jeden Tag, wenn die Worte zur Ruhe kommen müssen, ist dies endgültig und ich wanke und wenn wir einander "gute Nacht" zuflüstern, möchte ich mich in meinem Bette nach ihr umdrehen und ihr in die Augen schauen. Doch da ist niemand. Ich will sie sehen! 


All diese Wirren fanden sich heute in einem unvollendeten Sonett wieder:

 

Es zwang mich die Unrast hinaus in die weiten,
die wallenden Felder, die stumm mich gemacht,
auf Gipfel, erhaben fast über die Zeiten,
hinaus in die wütende, donnernde Nacht,

 

hinaus mit der Leidenschaft blühender Jugend,
auf bebenden Lippen zu nichts mehr ein Wort,
hinfort mit der Sünde! hinfort mit der Tugend!
hinfort von der einsamen Heimat, hinfort!

 

Je weiter ich ging, desto ärger das Sehnen
nach Fremde, nach Weite, nach Schönheit, nach mehr -
ich weiß nicht... nach Einklang von Kosmos und Seele,

 

nach etwas, das wert sei, zum Schluss zu erwähnen.
Es drängt, ach, mein Herz denn wonach nur so sehr?

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