Zum Inhalt springen

Sighvard

Autor
  • Gesamte Inhalte

    11
  • Benutzer seit

  • Letzter Besuch

Beiträge erstellt von Sighvard

  1. Der große Löwenzahn

     

    Unkraut wuchert neben Glanze,

    Neben Instagramkultur.

    Und auf Homeshopping gibt’s ganze

    Menschen für Einszwanzig nur.

     

    Im Jardin des Plantes sind Pferde,

    Spekulanten, Menschenfresser,

    Und ein Panther in der Erde

    Nur den Maden geht es besser.

     

    Ein Dicker jobbt nebst Studium,

    Er fährt heut' Limonade aus.

    Ein Diplomat blickt sich nicht um,

    Kotflügel reißt Gedärme 'raus.

     

    Es zählt nur Geld und im Gewimmel

    Trägt sich zur Luft ein Löwenzahn

    Es geht um Geld! Es stinkt zum Himmel.

    Die Leiche ziert ein Löwenzahn.

     

    Gib ihm die Ehr' so wie es damals

    Gottfrieds Aster schon getan.

  2. Tropfenprozession

     

    Dass dieser Schluck den Traum blockiert,

    Die Welt in tausend Trümmer reißt,

    Bewirkt, dass sich der Mensch geniert,

    Der Kopf den Mann im Schlaf zerbeißt.

    In der Ecke stehen vier:

    Gut gefüllte Kasten Bier.

    Der erste, er beginnt zu brüllen,

    Der zweite, sein Gedicht zu knüllen,

    Der dritte schlägt ihn mit Geschick.

    Der vierte, er bricht sein Genick.

    Wenige von den Sekunden,

    Bruchteil seiner Todesstunden,

    Sind für ihn noch wahrnehmbar -

    Und Gedanklich kalt, doch klar.

    Jede, dieser schwarzen Säulen,

    Die Leute an dem Ort umgeben,

    Illusion, und doch real,

    Liebe spendend, radikal.

    Linke Hand, mit letztem Mut,

    Ausgestreckt im Meer von Blut.

    Die Säule glücklich noch erreicht,

    Hineingezogen, fahl erbleicht.

  3. Irgendwo

     

    Der Klassenleiter aus Interesse

    Fragt in den Raum der Oberstufe

    „Bevor ich eu're Leistung messe:

    Was wollt ihr später einmal werden?“

     

    Die Schüler brüllen durcheinander

    Das Wort „Pilot“ fliegt durch den Raum

    Als Börsenmakler, Firmengründer

    Ein jeder hat den Zukunftstraum

     

    Im Mittelgang sitzt bleich ein Junge

    Der geht fast unter in der Herde.

    Ihm wächst ein Krebs in Hals und Lunge

    Er sagt: „Gesund“ und blickt zur Erde.

     

    "Das check' ich nicht",

    rief's aus der Ecke

    Und irgendwo, da furzte einer.

  4. Nomaden

     

    Dämmrig, finster, Kalkstein-

    Ketten, doch ringsum kein Horizont

    Grübelnd, Futur: Alt sein

    Hätten wir in naher Zeit gekonnt.

    Würden wir halt bloß

    Nicht wollen, denk ich -

    Nur weil unser Körper groß

    Ist infantile Art nicht endlich.

    Dort hinten sind Nomaden, wenn

    - so sagt man – Unsere Gier

    Sie nicht vertrieben, denn:

    Die waren freundlich. Nicht wie wir.

    Der Sonne Glut fließt unerwartet

    Über diesen Felsenkamm

    Dem Ort, wo wir einst ausgeartet

    In unseres Glückes Überschwang.

  5. Mir gefallen die Emotionen, die deine Zeilen beim Lesen erzeugen. Zwischen Resignation, Verzweiflung und dem unbändigen Wunsch nach Erlösung findet sich zwischen den Zeilen dennoch immer ein kleiner Schimmer Hoffnung.

    Nachdem du den oben angesprochenen Reim überarbeitet hast, liest es sich auch durchgehend gut. Schönes Gedicht!

  6. Da ich ein großer Freund von Reimen bin, möchte ich dir ein Lob aussprechen. Es ist genau die Kritik an diesem Spektakel der "Brot und Spiele", die noch viel zu leise in unseren Gesellschaften vor sich hindümpelt. Zwar hadere ich noch etwas mit der Formatierung, weil ich das inhaltliche Äquivalent zu deiner Gegenüberstellung der Zeilen suche, aber der Grundgedanke der Trennung, Abspaltung und Ambivalenz kommt dennoch gut zur Geltung, meine ich.

    Dein Gedicht liest sich zudem wunderbar flüssig und deine Ausdrucksweise gefällt mir ebenfalls.

     

    Beste Grüße

  7. Alpha und Omega

     

    Als Einsamkeit mich still umschlang

    Und ich am hohen Felsen stand,

    Der Ostwind meine Seele drang,

    Sie mit sich trug, hinaus auf's Land,

    Ich keinen Ausweg nicht vernahm,

    In leiser Wehmut ich verblieb,

    Die Zukunft mir wie fremd vorkam,

    Und es mich in die Ferne trieb -

     

    Da ward's auf einmal wie im Traume,

    Als ich dein Antlitz wahrgenommen.

    Es wurde Licht im dunklen Raume,

    Unfassbar Glück zu mir gekommen.

    Du gabst mir Kraft und neuen Mut,

    Und ich verstand des Lebens Sinn:

    So ist es selbst das höchste Gut,

    Und nur die Liebe führt dahin,

    Wo Mann und Frau für Ewigkeiten

    Gemeinsam Grenzen überschreiten.

  8. Über Spannung

     

    Macht

    Das Licht aus.

    Fluoreszierend,

    Faszinierend.

    Ein Orkan zieht auf -

    Reden und Parolen dort im Sturm.

    Hagel, ein Blitz, der

    Strom und Energie

    Aus Macht.

    Ampere und Volt

    Gewehr und Colt.

    Zwischen Stolz und Demut

    Wacht:

    Der Letzte, der das Licht aus

    Macht. Hochspannung.

    Mein liebster Freund!

    Gib auf

    Das

    Ohm Acht.

  9. Hallo Perry,

     

    vielen Dank für dein Feedback! Das Gedicht abstrahiert ziemlich stark, da hast du sicher Recht. Ich beziehe mich auf unsere Gesellschaft, die zwischen tristem Alltagstrott, (Selbst-)Ausbeutung und Betäubung mäandert, sich dabei selbst verliert, während wir von Kriegen, Leid und Not umgeben sind. Man verschließt die Augen vor dem Schlechten und lebt dabei wie Mastvieh im Stall dahin, jeder für sich.

     

    Beste Grüße

  10. Der Theatersaal

     

     

    Musikspiel beginnt, Manege ist offen,

    Applaus erfüllt den schmucken Saal.

    Ein Wachsbild zerrinnt, ein Clown ist besoffen:

    Egal, man sieht es nicht im Saal.

    Der Tänzer im Licht, Gesang in Extase,

    Bewunderung im weiten Saal.

    Der Schmutz im Gesicht, Kristall in der Nase,

    Uninteressant, s'ist nicht im Saal.

    Effekte mit Licht, die Funken voll Glück,

    Es fasziniert den ganzen Saal.

    Der Junkie ist dicht, die Pest kommt zurück,

    Nicht bekannt im großen Saal.

    Ein Funke zu viel, entzündet die Stühle

    Niemand bemerkt es dort im Saal.

    Inferno grazil, der Tod im Gewühle,

    Es riecht nach Leichen aus dem Saal.

  11. Und wir alle laufen,

    Wie das Mastvieh stets im Kreis.

    Und wir alle saufen,

    Alkohol - vergären Reis.

     

    Bruder, hörst du die Sirenen?

    Wie sie heulen durch die Nacht?

    Schwester, hörst du die Hyänen?

    Zähnefletschend, Niedertracht.

     

    Hör die Stimme einer Mutter,

    Die sich um ihre Söhne bangt.

    Doch ihr Gewimmer ist das Futter,

    Das unser scheiß System verlangt.

     

    Und so sitz' auch ich im Nebel

    Seh' den Wald vor Bäumen nicht.

    Der uns're Untergang wird edel,

    Doch ich lach' ihm ins Gesicht.

     

    Ach! Wie schüttelt mich der sau're Wein,

    Wie verschränkt sich Freud und Leid -

    Mach's Leichentuch vom Blute rein

    Und uns für diesen Krieg bereit.

     

    Laufen sieht man heute jeden,

    Alle fressen die Natur.

    Schlemmend Richtung Garten Eden:

    Selbstbetrug macht Menschen stur.

×
×
  • Neu erstellen...

Wichtige Information

Community-Regeln
Datenschutzerklärung
Nutzungsbedingungen
Wir haben Cookies auf deinem Gerät platziert, um die Bedienung dieser Website zu verbessern. Du kannst deine Cookie-Einstellungen anpassen, andernfalls gehen wir davon aus, dass du damit einverstanden bist.