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Sama

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Beiträge erstellt von Sama

  1. vor 5 Stunden schrieb Nöck:

    Ich blicke benommen zum Licht der Laterne,
    wo Schatten der Nächte sich Nachtfalter fangen.
    Mein Anzug riecht muffig, ich kann mich kaum drehen,
    wo sind meine Schuhe, mir frieren die Zehen.
    Nur langsam und mühsam kann ich mich erheben,
    ich sehn mich nach Wärme, wo sie ist, ist Leben.
    So lenk ich die Beine wie staksige Stangen
    zu leisem Gelächter und Licht in der Ferne.

    Das Lachen kommt näher, ich drohe den Raben,
    die über mir kreisen, mich krächzend verhöhnen.
    Da drinnen herrscht Frohsinn, wo Gläser erklingen,
    vertraute Geräusche, mein Kopf will zerspringen.
    Ich stolpere vorwärts mit faulenden Fetzen
    und blicke in Augen voll blankem Entsetzen.
    Dann fällen mich Worte, die tief in mir dröhnen:
    „Zurück in die Erde, du wurdest begraben!“

     

    Lieber Nöck, 

     

    du kannst wirklich Stimmung erzeugen! Ziemlich gruselig. 

     

    "Dann fällen mich Worte" finde ich sehr stark! Wunderbare Formulierung!!

     

    Herzlich, 

     

    Sama

    • Danke 1
  2. Am 10.5.2021 um 07:53 schrieb Schmuddelkind:

    Mit großen Augen steht ein Kind
    vor einem Regenbogen - Stille.
    Man sieht, wie nah ihm Wunder sind
    in seiner Augen Freudenfülle.

    Der kluge Vater schlägt zwei mal die Augenlider,
    als hätt der Kleine ihn schon darauf angesprochen:
    "Nun, in der feuchten Luft wird Sonnenlicht gebrochen
    und all die Farben finden sich im Bogen wieder.

    Nun komm, wir wollen weiter gehen!"
    Die Wolken ziehen, Vögel pfeifen.
    Der Vater mag das Ding verstehen,
    doch kann das Wunder nicht begreifen.

     

     

    (Aus dem Fundus)

     

    Hallo Schmuddelkind, 

     

    finde das Gedicht wunderschön!

     

    Erinnert mich an eines meiner Lieblingsbücher von Jostein Gaarder "Sofies Welt". 

    »Die Fähigkeit, sich zu wundern« - nach Aristoteles die Voraussetzung des Philosophierens überhaupt »ist nicht etwas, das wir lernen, sondern etwas, das wir vergessen. Man braucht ja nur die Kinder zu beobachten. Ständig möchten sie etwas wissen. Wir Erwachsenen sind es dann, die sagen: ›Sei ruhig, frag nicht so viel.‹

     

    Toll wie du diesen Umstand so poetisch umsetzen konntest und wie du in der Metrik Vater von Sohn unterschieden hast!

     

    Herzlich, 

     

    Sama

  3. vor 17 Stunden schrieb gummibaum:

    Vorschlag:

     

    Als Purpurblüte strahlt mein Kleid

    Im Mai steh ich am Plattenbau

    Will niemandem mich anvertraun’

    Verstecke königsrot mein Leid

     

    Die Bienen lassen ab von mir

    Ertragen meinen Duft nicht mehr

    Ich bin nur noch ein Ungefähr

    Doch Augen trachten voller Gier

     

    Ein Mann beugt sich hinab zu mir

    Und reißt mich samt der Wurzeln aus

    Läuft fort und wendet sich  zu ihr

     

    Bringt Todessehnsucht ihr ins Haus

    Sie riecht den Blütenduft von mir

    Und läuft zum Fenster, springt hinaus

     

    LG g

    Hallo  

    Vielen Dank, dass du dich dem so aufmerksam gewidmet hast! Deine Übergänge sind sehr schön! Klingen weniger künstlich als bei mir.

    "königsrot" gefällt mir auch gut und lässt mich weiter denken an "königlich" oder "hoheitlich", auch wenn dort dann die Betonung wieder anders ist! 

    "Ich bin nur noch ein Ungefähr"... Da wäre ich nie selbst drauf gekommen. Sehr ausdrucksstark! 

    Zwischen den zwei Terzetten ist mir der Übergang vom Sinn her zu schnell oder passt nicht mehr ganz zu dem, wie ich es sagen wollte, aber vom Wortlaut klingt es auf jeden Fall besser. 

    "und läuft zum Fenster, springt hinaus" - die Art, wie du das umgeschrieben hast, lässt es irgendwie noch melancholischer wirken! Richtig cool! 

    Habe mich gestern nochmal an dem Gedicht versucht, mit all den Hilfen und Tipps bisher und bin jetzt total hin- und hergerissen... Aber bin fasziniert, was man alles daraus machen könnte. VIELEN DANK!!!

    Werde es hoffentlich bald updaten! 

     

    Herzlich, 

     

    Samantha 

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  4. vor 23 Minuten schrieb Pissnelke:

    Hallo @Sama,

     

    willkommen im Forum! Schön, dass du dich an einem Sonett versuchst. Ich weiß jetzt nicht, ob du nochmal komplett von vorne beginnen möchtest. Ich würde dich gerne dazu ermutigen, weil die Reimfolge eigentlich zur Grundsteinlegung eines Sonetts gehört. Zumindest für die Quartette lege ich die Reime vorher genau fest, bevor ich die Verse im Detail ausformuliere. Die sollten schön kontrastreich sein und sich dann in den Terzetten nicht mehr wiederholen. Hinterher lässt sich daran nur noch schwierig etwas ändern.

     

    Da du dich gerade fragst, wie einsilbige Wörter betont werden, wäre vielleicht unser Übungsfaden die  richtige Adresse. Die Betonung der Einsilber soll nämlich unser nächstes Thema werden.

     

    LG Claudi

     

     

    Hi Claudi, 

     

    danke auch für deine Nachricht! Als ich mir all die Verbesserungsvorschläge durchgelesen habe, dachte ich auch, dass ich das nochmal ganz neu angehen müsste, um nicht komplett zu verzweifeln.  Ich bin dir sehr dankbar für den Übungsfaden, den ich bisher noch nicht entdeckt hatte!! Sehr hilfreich. Werde ich mir in Ruhe anschauen. 

     

    Deine Vorgehensweise in Sonetten klingt plausibel. Ich werde es auch mal auf diese Weise versuchen, vielleicht liegt es mir ja. Den Punkt "kontrastreich" in den Quartetten werde ich mir auf jeden Fall zu Herzen nehmen.

     

    Super Zitat von Reich-Ranicki übrigens! 

     

    Herzlich, 

     

    Samantha 

  5. Am 5.5.2021 um 18:22 schrieb Létranger:

    Ich starre blind, noch fehlen mir die Worte, 
    was da geschah, kann keiner mir erklärn,
    der Himmel weint, ich denk an dunkle Orte,
    von denen wir die Schreie nicht mehr hörn.
     
       Man hört, wies surrt und pfeift, wies plötzlich kracht?
       Die Bomben fallen, und das alte Lied
       vom Krieg zerbricht den Frieden jeder Nacht,
       die Hoffnung auf ein neues Morgen flieht. 
     
    Die Kinder schrecken auf aus bösen Träumen,
    und Tod und Ängste führen die Regie,
    am Ende hilft kein Zaudern und kein Säumen
    Nimm die Erinnerung, die Kleider, flieh!
     
       man hört, wies surrt und pfeift, wies plötzlich kracht?
       Die Bomben fallen, und das alte Lied
       vom Krieg zerbricht den Frieden jeder Nacht,
       die Hoffnung auf ein neues Morgen flieht. 
     
    Help me, help me, 
    Rufe hallen übers Meer,
    Ist da irgendwer?
    Ich ertrink, ich kann nicht mehr!
     
    Der kleine Junge liegt im kalten Sand,
    umspült vom Meer -  wir könnens gar nicht fassen.
    Er suchte Zuflucht und ein sichres Land,
    stattdessen musste er sein Leben lassen. 
    Wir haben wohl im Schlaf die kleine Hand,
    die sich ins Leben streckte, losgelassen.
     
    ___________________________________________________________________________
    Ein Gemeinschaftswerk von Gewitterhexe  und L'étranger 

     

    Die Idee zu diesem Songtext geht auf einen englischsprachigen Text von Dornenrose zurück, den sie unter dem Eindruck dieses ergreifenden Pressefotos geschrieben hat:
    https://www.google.com/search?q=foto+ertrunkener+syrischer+junge&oq=foto+ertr&aqs=chrome.1.69i57j0j0i10i22i30.4529j0j8&client=tablet-android-samsung-nf-rev1&sourceid=chrome-mobile&ie=UTF-8#imgrc=W0XL_h4MQ8bMcM

     


     

    Liebe beide, 

     

    Das ist hervorragend! 

    Wie schon Sternensammler gesagt hat, erschüttern gerade die letzten zwei Zeilen bis aufs Mark. 

    Und auch das Enjambement in S2V2 und 3 klingen beim Lesen in mir nach. 

     

    Finde es gerade wichtig, dass sich die Kunst diesen zermarternden und sehr realen Themen widmet. Weiter so an das tolle Autorenteam! 

     

    Herzlich, 

     

    Sama

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  6. vor 17 Minuten schrieb Létranger:

     

     

     

    Nein, einfach weiterbasteln. Wenn du sehr viel änderst, ist manchmal schön, die Ursprungsversion unter die aktuelle Version zu stellen. Dann kann man die Textarbeit verfolgen, und alle Mitleser können mitlernen.

     

    Gruß Lé.

     

    Perfekt! Und ja, das klingt logisch, werde ich so machen! 

     

    Gruß, 

     

    Sama

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  7. vor 3 Stunden schrieb Létranger:

    Liebe Sama,

     

    willkommen im Forum. Du hattest um Feedback und Hilfe zur Form gebeten. Ich sehe allerdings, dass du dich schon ziemlich erfolgreich bemüht hast, eine klassische Gedichtform, nämlich ein deutsches Sonett zu schreiben, bestehend aus den beiden Strophen (S) und zwei Terzetten (T).

     

    Metrisch gesehen hast du den vierhebigen Jambus gewählt, und ihn auch gut realisiert. In S1V2, T1V1 und T1V2 gibt es jeweils eine Hebungsprall (zwei betonte Silben nebeneinander, die aber umgehend, durch zwei aufeinanderfolgende Betonungssenkungen wieder in Reihe gebracht werden; so ist das absolut in Ordnung. Das zeigt, dass du vermutlich ein gutes Gehör für den Betonungsrythmus der Verse hast.

     

    Die Reime sind nicht ganz so perfekt gewählt. Vor allem der Reim "bau/traun" ist eigentlich keiner. Hier würde ich den dritten Vers anpassen  z.B. "wo ich mich keinem (niemand) anvertrau".

     

    Zu bemängeln wäre auf jeden Fall, dass du den Reim auf "mir/Gier/mir/ihr/mir" so oft verwendest. Eigentlich sollte kein Reimwort mehrfach in einem Gedicht auftauchen, wie jetzt das "mir" (dreimal). Und in den Strophen und Terzetten sollten auch besser nicht die gleichen Reimsilben genutzt werden (wie hier das "mir").

     

    Zuletzt fallen mir noch zwei Sätze auf, die zugunsten des Reimes zu sehr verkünstelt sind:

    Bin nicht mehr meiner selber Herr

    Sie riecht an meinen Blättern mir

     

    Möglich wäre vielleicht so etwas wie:

    Bin nicht im eignen Haus der Herr

    Sie riecht mir unter meine Zier 

     

     

    In roter Blüte strahlt mein Kleid

    Im Mai steh ich am Plattenbau

    Will niemandem mich anvertraun

    Versteckunter Purpur mein Leid

     

    Die Bienen lassen ab von mir

    Ertragen meinen Duft nicht mehr

    Bin nicht mehr meiner selber Herr

    Doch Augen trachten voller Gier

     

    Ein Mann beugt sich hinab zu mir

    Und reißt mich mitsamt Wurzeln aus

    Läuft schnellen Schrittes er zu ihr

     

    Bringt Todessehnsucht ihr ins Haus

    Sie riecht an meinen Blättern mir

    Und springt danach zum Fenster raus

     

     

    Unterm Strich ist das ein guter Versuch. Das gibt Anlass zur Freude auf schöne Gedichte in Zukunft.

     

    Als Anregung für die nächsten Sonette. Bau ruhig auch zweisilbige Reime ein; die Mischung machts. Probiere auch mal Verse mit 5 Hebungen. Da kannst du leichter mit dem Satzaufbau spielen. 

     

    Gruß von Lé.

     

    Lieber Lé, 

     

    wow, vielen, herzlichen Dank für das ausführliche Feedback und die Hilfe! Habe mich tatsächlich in letzter Zeit etwas mit Metren beschäftigt. Bin mir allerdings nach wie vor unsicher, bei der Bestimmung der Hebungen. Darf ich dich an dieser Stelle noch fragen, da du in S1V2 und T1V1 jeweils einen Hebungsprall markiert hast, ob ein einsilbiges Verb immer betont sein muss? 

    Der Hinweis zu "bau" und "trau" hilft mir auch sehr weiter! Das klingt gleich viel schöner!

    Die künstliche Wirkung meiner Strophen fällt mir auch selbst immer wieder auf. Das Problem habe ich bei jedem meiner Gedichte, deshalb verwerfe ich alles meist am nächsten Tag wieder. Deine Alternative klingt viel angenehmer in meinen Ohren. Ich sollte das Geschriebene wohl wirklich immer ein paar Tage ruhen lassen.

    Und ja, meine wiederholten Reimworte erscheinen irgendwie, als hätte ich mir keine Mühe gegeben, da hätte ich Bessere finden können. 

    Dass du mir die Hebungen gekennzeichnet hast, ist super! Damit kann ich arbeiten! Möchte nämlich eigl. Hebungsprall und mehrfache Senkungen vermeiden. Hätte es gern bedeutungsvoll aber ordentlich! 

    Danke auch für deine Anregungen zuletzt!

     

    Herzliche Grüße, 

     

    Sama

    vor 53 Minuten schrieb Nöck:

    Hallo Sama,

     

    ein weitgehend gelungener Einstand, Lé hat dir bereits gute Tipps gegeben. In diesem Sinne habe ich etwas an der ersten Strophe gefeilt, wobei mir zweimal "mein" nicht so zusagt:

     

    In roter Blüte strahlt mein Kleid

    Im Monat Mai am Plattenbau

    wo keinem ich mich anvertrau

    bedeckt von Purpur weilt mein Leid

     

    Mein Tipp noch: Gedichte sind eigentlich fast nie fertig. Also gib ihnen mehr Zeit zum Reifen und probiere Variationen aus, meistens hilft es.

     

    Willkommen und einen lieben Gruß

    Nöck

     

    Lieber Nöck, 

     

    auch dir vielen Dank für deine Worte! Du hast ganz recht, ich bin mit meinem Schreiben oft zu ungeduldig. Ein Gedicht verdient Zeit und Aufmerksamkeit. 

     

    Deine Alliteration von "Monat Mai" gefällt mir sehr und auch "bedeckt von Purpur" klingt viel lyrischer als in meiner Erstversion. 

     

    "wo keinem ich mich anvertrau" - Darüber muss ich gerade ein bisschen nachdenken. Gefällt mir eigentlich auch besser, stilistisch, nur ändert es minimal die Bedeutung. Sie will sich niemandem anvertrauen, der Ort spielt keine Rolle. Das wäre auch anderswo so. Vielleicht bin ich da aber auch zu spitzfindig. 

     

    Für das "mein" werde ich mir wirklich noch etwas überlegen. 

     

    Darf ich dich gerade fragen, weil ich neu hier bin, ob ich jetzt einfach an dem zuerst geposteten Gedicht herumbasteln darf, oder müsste ich dafür dann einen neuen Post erstellen? 

     

    Nochmals herzlichen dank und ebenfalls liebe Grüße, 

     

    Sama

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  8. Neurose (überarbeitete, aber nicht endgültige Version)

     

    Einsam steh ich im roten Kleid

    Zur Juniwende am Plattenbau

    Wo ich mich keinem anvertrau’

    Verberge voller Blüte mein Leid

     

    Die Bienen lassen ab von mir

    Ertragen meinen Duft nicht mehr

    Bin nicht im eigenen Haus der Herr

    Doch Augen nahen voller Gier

     

    So beugt sich ein Mann zu mir hinab

    Und reißt mich mitsamt Wurzeln aus

    Läuft schnellen Schrittes er fernab

     

    Bringt Todessehnsucht ihr ins Haus

    Sie riecht verzückt an meiner Zier

    Und springt danach zum Fenster raus

     

     

     

     

     

    Neurose (erste Version)

     

    In roter Blüte strahlt mein Kleid

    Im Mai steh ich am Plattenbau

    Will niemandem mich anvertraun’

    Versteck’ unter Purpur mein Leid

     

    Die Bienen lassen ab von mir

    Ertragen meinen Duft nicht mehr

    Bin nicht mehr meiner selber Herr

    Doch Augen trachten voller Gier

     

    Ein Mann beugt sich hinab zu mir

    Und reißt mich mitsamt Wurzeln aus

    Läuft schnellen Schrittes er zu ihr

     

    Bringt Todessehnsucht ihr ins Haus

    Sie riecht an meinen Blättern mir

    Und springt danach zum Fenster raus

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